Glaub nicht es sei vorbei
umsehen. Mr. Klein, bitte warten Sie hier bei den Morelands.«
»Das hier ist mein Haus«, protestierte Klein aus einem Reflex heraus und wischte sich wieder den Schweiß von der Glatze. »Aber machen Sie nur weiter. Hier ist der Schlüssel.«
Bill und Curry gingen zum Ende des Flurs. Bill nahm das altmodische Schloss an der Tür zum. Speicher genauer unter die Lupe. »Kratzspuren. Es wurde aufgebrochen. Fragt sich nur, wann.«
Bill zog sich Gummihandschuhe an und öffnete die Tür. Heiße, übel riechende Luft schwappte ihnen entgegen. »Ich hoffe, dieser Gestank stammt wirklich nur von toten Ratten.«, murmelte Curry. »Fußspuren im Staub.«
»Umgeh sie«, sagte Bill unnötigerweise.
Als sie die Treppe hinaufgingen, begann Bills Magen zu rebellieren. Der süßliche, faulige Geruch wurde stärker und verursachte ihm Brechreiz. Mollys rundes Gesicht mit den hoffnungsvollen Augen tauchte vor seinem geistigen Auge auf. Lieber Gott, steh dem Jungen bei, richtete er sich flehend an den Schöpfer, den er eigentlich für unerbittlich hielt.
Der Dachboden war mit ein paar Glühbirnen nur spärlich ausgeleuchtet. Bill wusste nicht, was er hier oben erwartet hatte — Überreste des einstmals so opulenten Hotels? Stattdessen war der Dachboden leer, abgesehen von ein paar Eisenregalen an den Wänden, auf denen versiegelte Kisten lagerten. In der Mitte des Raums befand sich eine Garnitur bunter Gartenstühle, komplett mit Hollywoodschaukel unterm Fransenbaldachin, die aussah, als warte sie auf eine Geisterparty. Skeeters Großvater und seine Freunde vielleicht.
»Sehen Sie sich das an, Chef.«
Bill ging zu der Stelle, wo Curry sich über ein zerknülltes weißes Laken und ein graues Plüschtier beugte. Bill ging in die Hocke und erkannte das Hängeohr und das alberne Grinsen des Tiers. »Es ist Todds Hund Tramp.«
Curry deutete auf einen großen rostfarbenen Fleck auf der weißen Brust des Hundes. »Hatte er diesen Fleck schon vorher?«
»Nein.« Bill schluckte mühsam. »Sieht aus wie Blut.«
6.Kapitel
1
Bill wusste nicht genau, warum er als Erstes Rebekka die Nachricht übermittelte, dass sie Tramp gefunden hatten. Vielleicht weil sie ihm den Tipp gegeben hatte, dass Todd sich an einem heißen, staubigen, verlassenen. Ort befand. Vielleicht auch, weil er zögerte, es Molly zu sagen.
Rebekka war einverstanden, ihn bei Molly zu treffen. Neuigkeiten wie diese sollte man nicht übers Telefon vermitteln, und Molly sollte auch nicht auf den Rückhalt ihrer besten Freundin verzichten müssen.
Kurz bevor Bill das Büro verließ, rief er spontan Clay Bellamy an. Vielleicht brauchte Molly ja einen Arzt, der ihr eine weitere Beruhigungsspritze verabreichte. Womöglich musste sie sogar ins Krankenhaus. Clay hatte gerade eine längere Schicht hinter sich, versprach aber, sofort zu Molly zu. fahren.
Als Rebekka sich Mollys Haus näherte, sah sie zu ihrem Leidwesen mindestens sechs Autos davor stehen und einen Lieferwagen vom Fernsehen, obwohl es schon nach Mitternacht war. Sie parkte fast einen Block weiter und schlenderte beiläufig auf das Haus zu, wobei sie sich überlegte, wie man unbemerkt zum Hintereingang gelangen konnte. Aber bei ihrem. ersten Besuch hatte sie gesehen, dass ein Drahtzaun den Garten umschloss. Die Eingangstür war also ihre einzige Chance.
Sie senkte den Kopf und bog auf den Fußweg ein. Sofort tauchte eine Frau neben ihr auf und fragte: »Entschuldigen Sie, gehören Sie zur Familie?«
Rebekka blickte auf. Die Frau war jung, hatte perfekte Gesichtszüge, gierige blaue Augen und modisch arrangiertes butterfarbenes Haar. »Wer sind Sie?«, fragte sie.
»Kelly Keene vom Sender WPCT. Wir haben gehört, dass die Polizei einen guten Schritt vorangekommen ist.«
»Davon weiß ich nichts, außerdem habe ich es eilig.«
»Sie wissen doch bestimmt, dass man Todds blutiges Stofftier auf dem Dachboden des Möbelhauses Klein gefunden hat.«
Erschrocken nahm Rebekka zur Kenntnis, dass diese Frau von der Sache mit Tramp wusste, ließ sich aber nichts anmerken. »Ich weiß nichts von einem Stofftier.«
»Weichen Sie mir nicht aus«, sagte Kelly Keene mit gespielter Empörung. »Wir versuchen doch nur zu helfen.«
Rebekka blickte in die gierigen blauen Augen. »Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Einschaltquoten Ihnen weit mehr bedeuten als Todds Leben, Ms. Keene. Und jetzt lassen Sie mich bitte in Ruhe.«
»Jetzt weiß ich, wer Sie, sind.« Kelly Keene blieb ihr dicht auf den Fersen. »Sie sind
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