Glaub nicht es sei vorbei
gefunden.« Bills Stimme war ruhig, aber klar. »Wir haben keinerlei Grund zur Annahme, dass er tot ist, ganz gleich, was diese Geier da draußen von sich geben. Verstehst du mich?«
Sie nickte, während alles Blut aus ihrem Gesicht zu weichen schien. Rebekka sah, dass Molly gleich umkippen würde, aber Clay reagierte noch schneller, hastete zu ihr und führte sie zur Couch. Sie ließ sich hineinfallen, und Clay setzte sich neben sie und hielt ihre Hand. Sie schluckte zweimal und sagte dann: »Bill, bitte sag mir die Wahrheit.«
Er erzählte ihr von Skeeters Beobachtung, von den Geräuschen, die Helen Moreland wahrgenommen hatte, und dass sie Tramp gefunden hatten. Den verdächtigen Fleck auf dem Plüschtier verschwieg er ihr. »Also sind wir ziemlich sicher, dass Todd auf dem Dachboden festgehalten worden ist«, schloss er.
»Und umgebracht?«, flüsterte Molly.
»Ich hab dir doch gesagt, dass es dafür keinerlei. Hinweise gibt. Ich glaube, dass der Entführer Todd ganz einfach an einen anderen Ort gebracht hat, weil die Morelands, die in der Wohnung unter dem Dachboden leben, wieder nach Hause kamen.«
»Aber ihr seid euch nicht sicher, dass er nicht tot ist«, meinte Molly beharrlich.
»Ich weiß es«, sagte Rebekka.
Molly sah sie verzweifelt an. »Versuchst du etwa, mich zu trösten?«
»Nein. Das würde ich nicht tun. Ich kann spüren, dass Todd noch lebt.« Und das tat sie wirklich. Sie hatte zwar nichts »gesehen«, aber sie wusste, dass der Kleine am Leben war. »Molly, du darfst jetzt nicht aufgeben. Todd braucht dich.«
Mollys Augen füllten sich mit Tränen. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und begann zu zittern. »Was kann ich bloß tun? Ich bin nicht wie du, Becky. Ich bin nur ein ganz gewöhnlicher Mensch.«
»Du bist der stärkste Mensch, den ich kenne, Molly«, sagte Rebekka ehrlich.
Molly schüttelte heftig den Kopf, und Clay ergriff ihre zitternde Hand. »Sie sind Todds Mutter«, sagte er. »Sie sind der wichtigste Mensch in seinem Leben, und ich glaube wirklich, dass er es spürt, wenn Sie die Hoffnung aufgeben. So etwas lässt sich zwar nicht wissenschaftlich nachweisen, aber trotzdem bin ich fest davon überzeugt.«
»Und ich auch«, sagte Rebekka.
»Ich möchte es so gerne glauben«, sagte Molly mit bebender Stimme. »Aber er ist seit Freitag verschwunden. Ich weiß doch, je mehr Zeit vergeht, desto geringer ist die Chance, ihn lebend wiederzufinden.« Sie begann zu schluchzen. »Ich bin nur so müde, und ich kann nicht glauben, dass wir ihn finden, weil ich nicht einmal klar denken kann ... Wo ist Tramp?« Sie sah Bill an und schrie fast: »Wo ist Tramp?«
»Der Plüschhund ist ein Beweisstück«, sagte Bill ruhig. »Wir müssen ihn einbehalten.«
»Ich glaube dir nicht! Irgendetwas stimmt nicht damit, sonst würdest du ihn mir zurückgeben!«
»Molly, ich sagte dir doch, dass der Hund ...«
»Tramp.«
»Na schön, dass Tramp als Beweisstück dient. Wir könnten Stoffpartikel an ihm finden, die uns etwas über den Kidnapper verraten können.«
Rebekka wusste genau, dass dies nicht ganz der Wahrheit entsprach und dass Molly dies auch spürte. Mollys Augen funkelten zornig. »Ihr verheimlicht mir etwas! Und glaubt ja nicht, ich wüsste nicht mehr, dass Klein's Möbelhaus nicht weit von der Stelle entfernt ist, wo man damals Jonnies Leiche gefunden hat!«
Sie hatten alle gehofft, sie würde es nicht bemerken. Rebekka war die Nähe sofort aufgefallen, ein weiterer Beweis, dass es zwischen den Entführungen eine Verbindung geben musste, aber Bill hatte abgewehrt, behauptet, dies sei nicht von Bedeutung.
Jetzt wandte Molly sich hilfesuchend an Rebekka, die angesichts ihrer Verzweiflung Bills Worte wiederholte. »Bestimmt ist es nur Zufall«, meinte sie beschwichtigend. »Die Fälle gleichen sich nicht.«
Molly öffnete den Mund, wollte offenbar ihren Standpunkt darlegen, aber Clay kam ihr zuvor. »Molly, du bist körperlich und emotional am Ende. Ich möchte, dass du schlafen gehst ...«
»Ich kann doch nicht schlafen! Mein Kind ist irgendwo da draußen! Ich muss etwas tun!«
»Du musst dich ausruhen.«
»Ich habe Valium bei mir«, sagte Jean.
»Nein, ich werde ihr eine Ativanspritze geben.« Clay holte seine Arzttasche.
Jean stellte sich ihm in den Weg, die Hände in die Hüften gestemmt. Ihr ärmelloses T-Shirt ließ starke, durchtrainierte Oberarme sehen. »Ich denke, dass zehn Milligramm Valium genügen dürften«, behauptete sie.
»Da bin ich anderer Meinung.«
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