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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
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mich gesehen hat. Aber Großvater hat sich noch nie so verstohlen umgesehen, so als wolle er nicht entdeckt werden, deshalb muss ich mich normalerweise nicht vor ihm verstecken. Dieses ganze Herumgeschaue — das war schon seltsam. Ich wusste, dass ich es Ihnen erzählen sollte, weil doch mein Daddy immer sagte, dass Großvater sich irgendwann an der Stadt rächen würde, weil sie Daddy nicht mit dem gebührenden Respekt behandelt hat. Und als Großvater sich so seltsam benahm, da dachte ich, dass er demnächst zuschlagen will. Und dass dieses Mädchen mit dem zweiten Gesicht zurückgekommen ist, ist auch ein schlechtes Omen. Sie soll wieder gehen.«
    Bill wünschte, Skeeter käme nicht andauernd auf Rebekka zu sprechen. Er hielt den Mann zwar für harmlos, aber konnte er dessen ganz sicher sein? Sicher war nur, dass Skeeter in dieser Nacht ungewöhnliche Aktivitäten im Klein-Gebäude beobachtet hatte. Und zwar auf dem Speicher. Und Rebekka hatte Todd gefesselt und geknebelt an einem verstaubten, heißen Ort »gesehen«, an dem es einen Holzfußboden und Mäuse gab. Er erinnerte an einen alten Dachboden.

2

    Eine Stunde später betraten Bill Garrett, Deputy G. C. Curry und Herbert Klein das Möbelhaus. Innerhalb eines schmalen, gut ausgeleuchteten Eingangsbereichs waren neun Postkästen angebracht. Jedes der drei Stockwerke über den Kaufhausetagen beherbergte drei großzügige Wohnungen. Stufen führten nach oben, aber die drei Männer nahmen lieber den alten Aufzug.
    Herbert Klein — um die sechzig, beleibt und von Natur aus nervös — war ein seelisches Wrack. Er war beinahe hysterisch geworden, als Bill ihn angerufen hatte, um sich von ihm die Erlaubnis einzuholen, das Gebäude nach Todd Ryan absuchen zu dürfen, weil jemand auf dem Dachboden Licht und Bewegungen beobachtet haben wollte. Klein war viel zu aufgeregt gewesen, um Bill zu fragen, welcher beunruhigte Bürger die Bewegungen wahrgenommen hatte, und freiwillig hatte Bill ihm keine Auskunft gegeben. Womöglich hätte Klein protestiert, wenn sich herausstellte, dass Bill die Aussagen von Skeeter Dobbs für bare Münze nahm, und ihm angeraten, sich einen Durchsuchungsbefehl zu besorgen. Stattdessen hatte Klein ihn seiner vollen Unterstützung versichert. Im Augenblick wischte er sich ein ums andere Mal mit einem Taschentuch über den kahlen, schwitzenden Schädel.
    »In all den Jahren habe ich hier noch nie irgendwelchen Ärger gehabt«, versicherte Herbert Klein Bill zum fünften Mal. »Ich habe ältere, ruhige Mieter, von denen keiner trinkt oder ausfällig wird so wie die jungen Leute.« Er schien der Überzeugung zu sein, dass Leute über 40 weder tranken noch ausfällig wurden. »Ich halte es für ausgeschlossen, dass das Kind sich hier im Hause befindet.«
    »Warum? Waren Sie in letzter Zeit auf dem Dachboden?«, fragte Bill.
    »Nein. Unser Lager befindet sich in der ersten und zweiten Etage. Ich habe keinen Grund, den Speicher aufzusuchen.«
    »Dann hätten Sie es nicht gehört, wenn das Kind sich dort oben befände, selbst dann nicht, wenn Ihr Laden offen wäre.«
    Klein blickte betroffen drein. »Da haben Sie Recht. Du liebe Zeit. Herrje, das ist ja entsetzlich.« Klein wischte sich theatralisch den Schweiß von der Stirn, als der Aufzug im fünften Stockwerk angekommen war. »Nur eine der Wohnungen hier oben ist vermietet. An Helen und Edgar Moreland. Sie wohnen seit 30 Jahren hier. Sie sind beide Ende siebzig. Nein, Edgar ist schon achtzig. Du liebe Zeit. Sie sind sehr gebrechlich. Und jetzt ist es schon nach Mitternacht. Bitte stellen Sie ihnen keine Fragen.«
    »Sie wohnen unterhalb des Dachbodens«, sagte Bill. »Ich werde ihnen Fragen stellen müssen.«
    »0 Gott. Edgar wird einen Herzanfall bekommen.«
    »Vielleicht auch nicht. Ich werde ganz vorsichtig sein«, versprach Bill ernst, als er das verdächtige Zucken um Currys Mundwinkel bemerkte. Bill fragte sich, wie Mrs. Klein dieses überspannte Nervenbündel von Ehemann ertragen konnte.
    Als sie den Flur entlanggingen, flog eine Wohnungstür auf, und ein älterer Herr trat ihnen entgegen. Sein dichtes, graues Haar war schwungvoll nach hinten gekämmt, und die jungenhaften blauen Augen blickten lebhaft durch eine Brille mit Drahtgestell. 
    »Habt ihr mich endlich aufgestöbert, was? Und ich dachte schon, ihr würdet nie dahinterkommen, dass ich es war, der anno 1939 die Bank ausgeraubt hat.«
    »Hör auf damit, Edgar«, sagte eine Frau in scharfem Ton. »Die denken, du meinst es

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