Glaub nicht es sei vorbei
behelligt werden. Suzanne hat sich angeboten, Molly zu helfen, und sie haben sie dankbar gewähren lassen.«
»Dann wird sie Molly auch das Lösegeld beschaffen.«
»Bestimmt würde sie das, aber Geld hat schon Jonnie Ryan nicht gerettet.«
»Das ist wahr.« Sie schüttelte den Kopf. »Was ist das bloß für eine Welt. Ich hoffe, Molly ist nicht allein.«
»Nein. Frank kümmert sich um sie. Und Bill Garrett.« Endlich näherte er sich dem Thema, dessentwegen er sich spontan zu Myra gesetzt hatte. »Direkt neben Molly wohnt Jean Wright. Sie hat wohl gerade Urlaub, weil sie sich in letzter Zeit auch viel um Molly gekümmert hat.«
»Wirklich? Hm. Dann hat Molly ja rund um die Uhr professionellen Beistand. Sehr gut.«
»Das klingt nicht gerade überzeugend.«
»Ach nein?«
»Kommen Sie, Myra. Was stört Sie an Jean Wright?« Myra zögerte; schien sich nicht sicher zu sein, ob sie sich äußern sollte. »Na schön. Ich kenne die Frau nicht besonders gut. Ich habe schon mit ihr gearbeitet, und sie ist sehr kompetent. Und fürsorglich. Ihre Eltern starben, als sie ungefähr neun Jahre alt war, und plötzlich musste sie sich ganz allein um ihre jüngeren Geschwister kümmern. Ein Junge und ein Mädchen — Zwillinge ... «
»Und sind sie gestorben?«, fragte Clay besorgt.
Myra grinste. »Meine Güte, sind Sie aber melodramatisch heute. Nein, nein, die beiden sind seit vorigem Jahr am College und beide sind entsetzlich verwöhnt. Der Junge hat sich auf Princeton versteift, obwohl er dort nur ein Teilstipendium bekommen konnte. Wendy ist nicht eben eine Leuchte, deshalb haben ihre Noten nicht für ein Stipendium gereicht. Sie geht an die West Virginia University und verbraucht doppelt so viel Geld wie Jean ihr geben kann. Jean musste Überstunden machen und hat sich nachts noch zusätzlich um ältere Patienten gekümmert, die zu Hause bettlägerig waren. Irgendwann war sie so erschöpft, dass sie beinahe schlapp gemacht hätte. Sie hat keinen Urlaub — man hat sie krankgeschrieben.«
»Ach so.«
»Jetzt klingen Sie enttäuscht. Was ist los?«
»Ich dachte nur, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmen würde. Sie kann mich nicht ausstehen ...«
»Dann muss sie tatsächlich daneben sein.«
»Genau.«, stimmte Clay ihr todernst zu. »Aber mich stört weniger ihr erschreckender Mangel an gutem Geschmack bei Männern. Sie benimmt sich ziemlich eigenartig. Sind Sie sicher, dass sie in Ordnung ist?«
»Nun ja, ich wollte das eigentlich nicht sagen, aber sie war emotional ein wenig angeschlagen, bevor sie ging. Ihr sind ein paar Fehler unterlaufen — nichts Schlimmes —, und sie hat viel geweint. Vielleicht hat sie sich mittlerweile wieder gefangen, aber in so kurzer Zeit ...«
»Sie glauben also nicht, dass sie in der Lage ist, Molly zu helfen? «
»Ehrlich gesagt, nein, vor allem, nicht in dieser schwierigen Situation. Und es wundert mich, dass sie es überhaupt versucht. Sie muss doch. wissen, wie nötig sie selbst Ruhe braucht. Zumindest wenn sie ihre Stelle behalten will, und die braucht sie dringend.« Myra sah verstört drein, warf einen Blick auf die Uhr und stand auf. »Es war nett, aber ich habe mich verplaudert. Machen Sie's gut und ... nun ja, vergessen Sie, was ich über Jean gesagt habe.«
Das würde er natürlich nicht tun.
2
»Mach das noch einmal und du fliegst raus, Cochran«, knurrte der alte Maloney. Mit seinen hängenden Lefzen und der bellenden Stimme erinnerte er Larry stark an einen Bluthund. »Hast du gehört?«
»Bin ja nicht taub«, murmelte Larry.
»Du bist ein Klugscheißer. Ich hätte mich nicht von Frank Hardison überreden lassen dürfen, dich einzustellen. Und jetzt mach, dass du an die Arbeit kommst!«
Larry humpelte hinaus. An guten Tagen war sein Hinken kaum zu bemerken. Aber heute war kein guter Tag. Das Bein tat ihm entsetzlich weh, obwohl der Arzt, der ihn damals operiert hatte, ganz sicher gewesen war, dass es nicht mehr schmerzen würde, sobald die Wunde verheilt war. Nun, er hatte sich getäuscht. Nach all den Jahren chronischer Schmerzen war Larry oft nahe daran, die Beherrschung zu verlieren.
»Nimm den Buick«, rief ihm einer der Burschen zu. »Der hat was an den vorderen Bremsen.«
Larry ging nach draußen und ließ den Motor an. Countrymusic gellte ihm am die Ohren. Er drückte wütend auf den Ausschaltknopf. Country hasste er fast genauso wie Gospelmusik. Er fuhr den Wagen behutsam auf die Hebebühne, stieg aus, versuchte dabei, sein Hinken zu verbergen,
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