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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
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noch einmal zurück.
    »Hi, Mom. Ich war schon auf dem Weg ins Krankenhaus.«
    »Nächsten Sonntag feiert dein Vater Geburtstag«, sagte sie ohne ein guten Morgen. »Kannst du herkommen?«
    »Natürlich. «
    »Das weiß man bei dir ja nie.« Ihre Stimme bekam einen klagenden Unterton. »Du kommst ja so gut wie nie zu uns raus.«
    »Ich bin alle paar Wochen bei euch.«
    »Höchstens einmal im Monat. Damit tust du deinem Vater sehr weh.«
    Clay biss die Zähne zusammen. Zorn und Schuldgefühle stiegen in ihm auf. »Vater redet doch sowieso kaum mit mir.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Ist es wohl. Er redet mit Ben, aber nicht mit mir.«
    »Schäm dich! Du klingst wie ein kleiner Junge.« Ihr Rüffler machte ihn noch zorniger, weil er spürte, dass sie Recht hatte. »Jetzt sei fair, Clay. Du weißt, dass du deinen Vater verletzt hast, als du kein Farmer, sondern Arzt geworden bist. Er mag Ärzte nicht besonders, und die Farm ist sein Leben.«
    Dies war noch untertrieben. Hoyt Bellamy hatte die lukrative, 120 Hektar große Milchfarm. von seinem Vater geerbt und sich mehr darum gekümmert als um alles andere. Er hatte seine Söhne Ben und Clayton zu harter Arbeit erzogen, ihnen alles beigebracht, was er wusste, und versucht, auch in ihnen die Liebe zur Landwirtschaft zu wecken. Bei seinem älteren Sohn Ben war ihm das auch gelungen. Mit Clay war es etwas anderes. Er hatte sich schon immer mehr für die Gesundheit der Kühe interessiert als für die Milchleistung, die sie erbrachten. Als er acht Jahre alt gewesen war, war eine von Hoyts Kühen an einer seltenen Seuche erkrankt. Clay hatte dem. Tierarzt zugesehen, der die wertvolle Holsteiner Kuh behandelt hatte, und sich dessen medizinische Fachausdrücke angeeignet. Er hatte nachts bei der Kuh Wache gehalten und geweint, als sie verendet war. Sein Vater war wütend geworden, hatte ihn einen sentimentalen Schwächling genannt und ihm geraten, sich gefälligst wie ein richtiger Mann aufzuführen, wenn er von der Familie respektiert werden wolle. Er verstand Clay nicht und versuchte es auch gar nicht. Clay sollte sich ein Beispiel an seinem Bruder Ben nehmen, und wenn ihm das nicht gelänge, musste er sich eben die Ablehnung seines Vaters gefallen lassen.
    »Mom, dafür hab ich jetzt keine Zeit«, sagte Clay in ruhigem Ton, obwohl sein Pulsschlag sich beschleunigt hatte. »Außerdem führt diese Diskussion ja doch zu nichts. Wir sehen uns am Sonntag. Mittagessen um zwei Uhr, wie üblich?«
    »Ja. Ich schiebe den Braten in die Röhre, bevor wir in die Kirche gehen. Wir gehen noch immer regelmäßig zum Gottesdienst, aber wie es aussieht, hast du in der Stadt deinen Glauben verloren.« Clay verdrehte die Augen. »Ben und Elaine und die Kinder werden auch zum Essen da sein.« Noch eines dieser überflüssigen Details, die seine Mutter nie zu erwähnen versäumte. Ben und Elaine lebten auf der Farm und waren automatisch immer vor Ort. »Du brauchst kein Geschenk zu besorgen.«
    »In Ordnung, Mom.«
    »Wenn du allerdings ein Geschenk hättest, würdest du deinem Vater damit eine große Freude machen.«
    Glaub ich nicht, dachte Clay, nahm sich aber trotzdem vor, etwas zu besorgen, als versöhnliche Geste sozusagen. »Ich muss los, Mom. Bis Sonntag.«
    Clay hatte ein schlechtes Gewissen, das Gespräch mit seiner Mutter auf diese Weise abzuwürgen, obwohl er wusste, dass sie deswegen nicht allzu tief getroffen war. Ihre Sorge galt in erster Linie dem Wohlergehen seines Vaters und seines Bruders, so wie deren Gedanken hauptsächlich um die Farm kreisten. Clay war immer der Außenseiter gewesen und hatte sich mit der Vorstellung getröstet, er sei bei seiner Geburt mit einem strammen, unkomplizierten Klon seines Bruders vertauscht worden, der jetzt wahrscheinlich bei einer Familie lebte, die ihn liebend gern als Arzt sähe, während er nichts als Kühe und Milchquoten im Kopf hätte. Wahrscheinlich wäre er genauso frustriert wie Clay, bemühte sich krampfhaft um die Anerkennung seiner Familie und fühlte sich schuldig, weil es ihm nicht gelingen wollte, ihren Ansprüchen zu genügen.
    Auf dem Weg zum. Krankenhaus versuchte Clay mehr schlecht als recht, seine familiären Probleme zu verdrängen, um sich stattdessen gedanklich wieder Rebekka und ihren Erkenntnissen über Todds Entführung zuzuwenden.
    Clay fuhr, immer noch grübelnd, auf den Krankenhausparkplatz. Aber kaum hatte er das Gebäude betreten und gesehen, dass in der Notaufnahme Hochbetrieb herrschte, konzentrierte er sich

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