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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
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ausschließlich auf seine Arbeit, bis er um ein Uhr eine kurze Mittagspause einlegte.
    Die Krankenhauskantine war noch immer ziemlich voll. Obwohl über das Essen im Krankenhaus, schon aus Prinzip, viel gelästert wurde, fand Clay es hier nicht übel, sogar überdurchschnittlich gut. Und so aß er im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen regelmäßig hier. Zumindest mittags. Er ließ sein Tablett über das metallene Fließband laufen, nahm sich Kaffee, Salat, Hühnchen und Nudeln und als Nachspeise das größte Stück Kokoscremetorte, das er finden konnte. »Sie werden dick, Herr Doktor«, neckte ihn das Mädchen an der Kasse und ließ dabei verführerisch die Zähne blitzen.
    »Bei der Schufterei hier kann das nicht passieren. Schreiben Sie's auf meine Rechnung.«
    »Das brauchen Sie mir doch nicht zu sagen!«
    Sie lachte laut auf, als hätte er eine besonders lustige Bemerkung gemacht. Ein paar Köpfe drehten sich in ihre Richtung. Das unverhohlene Werben der Kassiererin um die Gunst des jungen Dr. Bellamy hatte bereits Aufmerksamkeit erregt.
    Clay gab sich gelassen und steuerte, die Blicke der Leute geflissentlich übersehend, auf einen leeren Tisch zu. Da entdeckte er Myra Kessle, eine Krankenschwester mittleren Alters, die in der pädiatrischen Abteilung arbeitete. Er hatte sie kennen gelernt, als sein Neffe wegen einer Blinddarmentzündung eingeliefert worden war. »Darf ich mich zu Ihnen setzen, Myra?«
    »Von mir aus gern, aber was wird Ihre Freundin an der Kasse dazu sagen?«
    Er schüttelte lächelnd den Kopf. »Die ist doch erst 19.«
    »Sie ist 21 und noch zu haben.«
    »Versuchen Sie etwa, mich zu verkuppeln?« Clay setzte sich und wickelte sein Besteck aus der Serviette. »Für solchen Unsinn sind Sie doch viel zu vernünftig.«
    Myras braune Augen funkelten belustigt aus einem Gespinst feiner Lachfältchen. »Ich würde mir zwar nicht anmaßen, Ihren Geschmack in puncto Frauen zu kennen, aber ich möchte mal annehmen, dass eine junge Dame mit einer Stimme wie ein Megaphon nicht auf Ihrer Liste steht.«
    Clay hätte sich beinahe verschluckt. »Und da heißt es immer, dass Krankenschwestern warmherzig und mitfühlend seien.«
    »Manchmal auch ziemlich unverblümt.« Myra nippte an ihrem Kaffee. »Also, was gibt's Neues?«
    »Nicht viel.« Clay tauchte die Gabel in den Salat. »Außer, dass ich Molly Ryan getroffen habe.«
    Myras Lächeln verflog im Nu. »Die Mutter des entführten Jungen?« Er nickte mit vollem Mund. »Oh, die Ärmste. Entsetzlich, was passiert ist. Sie haben ihren Jungen immer noch nicht gefunden, oder?«
    »Bis letzte Nacht noch nicht.«
    »In der Zeitung stand, dass man Todds Stofftier auf dem Dachboden des Möbelhauses entdeckt hat. Ich verstehe nicht ganz, warum die Polizei solche Informationen nicht geheim hält.«
    »Normalerweise tut sie das auch. Bill glaubt, dass jemand auf dem Revier nicht dicht gehalten hat.«
    Myra zog eine Augenbraue in die Höhe. »Bill? Der Polizeichef? Sie kennen ihn persönlich?«
    »Er ist Suzanne Ryans Bruder. Sie hat nach dem Tod ihres ersten Mannes Frank Hardison geheiratet, und ich war mit Franks Sohn Doug befreundet. Ich kenne die Familie seit Jahren.«
    »Und Molly ist Patrick Ryans Nichte. Wie geht es ihr?«
    »Nicht besonders. Ich musste ihr eine Beruhigungsspritze geben, nachdem Bill ihr von dem Stofftier erzählt hatte.«
    »Eine entsetzliche Nachricht.«
    »Es hätte noch schlimmer sein können.«
    »Ja schon, aber der Blutfleck ...« Myra unterbrach sich. »Wer selbst Kinder hat, der kann verstehen, wie schlimm so etwas sein muss. Ich hatte ständig Angst um meine beiden Mädchen. Ich dachte, dass es leichter wird., wenn sie erst erwachsen sind, aber das stimmt nicht. Doch wenn ich daran denke, was diese arme Frau gerade durchmacht, wird mir erst bewusst, was für ein Glück ich hatte. Meinen Kindern ist nie etwas Schlimmes passiert.« Eine tiefe Sorgenfalte erschien zwischen Myras Augenbrauen. »Und das ist jetzt schon die zweite Kindesentführung in dieser Familie. Das ist der Nachteil, wenn man Geld hat.«
    »Molly hat keines. «
    »Sie kann aber welches auftreiben. Von ihren Eltern.«
    »Bill sagt, sie sind auf einer Fotosafari durch den afrikanischen Busch. Sie wissen nicht einmal, dass ihr Enkel entführt worden ist. Sie haben ohnehin kein inniges Verhältnis zu ihrer Tochter.«
    »Warum denn das? Weil sie nicht verheiratet ist?«
    »Nein. Sie hatten keine moralischen Bedenken, als sie schwanger wurde — sie wollten nur nicht

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