Glaub nicht es sei vorbei
Veilchenaugen. Sie spürte etwas bei diesem Mädchen — eine Gewissheit, was ihren guten Charakter anbelangte, eine Unfähigkeit, bei ernsten Angelegenheiten zu lügen. Und aus irgendeinem merkwürdigen Grund fühlte sie sich mit ihr verbunden. Sie wusste, wie es war, wenn man die Wahrheit sagte und alle maßgeblichen Menschen an einem zweifelten. »Ich glaube Ihnen, Sonia«, sagte sie mit Nachdruck. »Und ich werde Onkel Bill erzählen, dass ich Ihnen glaube.«
»Ehrlich?« Sonias Laune besserte sich. »Eine Menge Leute sind der Meinung, dass mein Freund Randy Messer etwas mit der Entführung zu tun hat. Sie glauben, dass wir das Ganze gemeinsam geplant hätten. Das ist doch verrückt. Was sollte Randy die ganze Zeit mit einem siebenjährigen Jungen anfangen? Außerdem mag er Kinder. Und ich liebe Todd. Ich würde niemals zulassen, dass man ihm wehtut. Aber was glauben Sie, wie meine Mutter mir zu schaffen macht!« Sonia verdrehte die Augen. »Ich wäre Ihnen wirklich sehr dankbar, wenn Sie mir helfen könnten, Ms. Ryan.«
»Ich heiße Rebekka«, sagte sie abwesend. »Und ich kann Ihnen auch nicht versprechen, dass Bill mir glauben wird, aber ich werde natürlich mein Bestes tun.«
Die Tür ging auf, und Sonia erschrak, entspannte sich aber gleich wieder. »Ich dachte, es sei der Besitzer«, zischte sie. Rebekka drehte sich um und sah Clay. Verlegenheit stieg in ihr auf bei dem Gedanken an die vergangene Nacht, und sie versteckte sie hinter Geplänkel.
»Das ist ja Dr. Bellamy, wie er leibt und lebt! Verfolgen Sie mich etwa?«
»Ja. Und ich bin ganz schön gewitzt, finden Sie nicht?« Er lächelte Rebekka in einer Art und Weise zu, die ihr die Verlegenheit nahm.
Rebekka merkte, dass Sonia sie neugierig beobachtete und einen Anflug von romantischem Knistern witterte. Clay lächelte dem Mädchen zu. Sie lächelte mit einem, leicht verträumten Ausdruck zurück, sichtlich hingerissen von seinem goldblonden Haar, den graublauen Augen und dem Doktortitel. »Ich bin eigentlich nur gekommen, weil ich nach einem Geschenk für Gypsy suche. Sie hat eine Schwäche für Rubine.«
Sonia wirkte ein wenig enttäuscht, dass er nicht Rebekkas wegen in den Laden gekommen war, sagte aber hilfsbereit: »Wir haben ein paar hübsche Rubinohrringe. Und vier Rubinarmbänder, zwei davon mit Diamanten.«
Clay runzelte nachdenklich die Stirn. »Na ja, Gypsy hat keine Löcher in den Ohren, und Clips verliert man doch so leicht. Ich weiß auch nicht, was sie von Armbändern halten würde ...«
»Dann vielleicht ein hübscher Ring.«
»Gypsy ist ein Hund«, sagte Rebekka trocken.
Das Mädchen blickte verständnislos drein und lachte dann. »Nun, Sir, dann sind Sie wohl doch nicht wegen eines Geschenks für Gypsy hier.«
»Na ja, ich bewundere natürlich diesen Ring, mit dem Ms. Ryan hier prahlt.«
»Ich auch«, sagte Sonia. »Ich finde, er ist wie geschaffen für sie.«
»Ich auch. Bitte packen Sie ihn ein und schicken Sie die Rechnung an Peter Dormaine von Dormaine's Restaurant. Wie ich höre, möchte er ihr etwas Kostbares schenken, je teurer desto besser.«
Sonia schien verwirrt zu sein, und Rebekka wurde rot und starrte Clay an. Der Letzte, der ihr ein Geschenk kaufen würde, war mit Sicherheit Peter Dormaine. Er betete wohl eher, dass sie schleunigst die Stadt verließ, ehe sie sein Lokal total zerstörte. »Er macht nur Witze«, sagte sie. »Und ich schlage vor, dass er es sein lässt und zur Sache kommt. Oder sollte er mich tatsächlich verfolgt haben?«
Clay ließ sich nicht beirren. »Tut mir Leid, wenn ich dich enttäusche, Rebekka, aber ich bin wirklich wegen eines Geschenks hier. Am Sonntag hat mein Vater Geburtstag. Ich möchte ihm eine Uhr schenken. Die wird ihm zwar ohnehin nicht gefallen, aber die seine ist wirklich verboten hässlich.« Er hielt kurz inne. »Könntest du fünf Minuten warten, bis ich eine ausgesucht habe, und dann mit mir nach nebenan einen Kaffee trinken gehen? Ich muss etwas mit dir besprechen.« Er wurde ernst. »Etwas Wichtiges.«
Sonia hatte die Diskussion zwischen den beiden sichtlich genossen, und ihr Jungmädchenherz hatte sich sofort ein romantisches Glitzern ausgemalt. Rebekka setzte sich auf den Stuhl am anderen Ende des Raums. Clay hatte sich offenbar umgehört und jetzt aufschlussreiche Informationen für sie. Er ließ sich drei Uhren zeigen, entschied sich hastig und holte seine Kreditkarte heraus. Während Sonia die Uhr verpackte, sagte Rebekka: »Das ging ja schnell.«
»Ich
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