Glaub nicht es sei vorbei
andauernd mit Fragen hinter mir her und beschwert sich, wenn sie keine Antworten bekommt. Aber sie ist genauso enttäuscht wie vor acht Jahren.«
»Du weißt, dass dabei auch deine Großmutter eine Rolle spielt. Suzanne kann einfach nicht akzeptieren, dass du dieselbe Begabung hast wie sie. Sie hatte Angst vor unserer Mutter. Und jetzt hat sie Angst vor dir.«
»So ein Pech aber auch!«, fauchte Rebekka. »Es geht hier aber nicht um Mutter. Auch nicht um Molly. Ich will wissen, was dieses Armband zu bedeuten hat, Bill.«
»Ich weiß es nicht.«
»Doch, du weißt es wohl. Jemand versucht, mir Angst einzujagen. Weißt du, wen ich heute bei den Freiwilligen getroffen habe? Alvin Tanner, dessen Mutter meinetwegen im Gefängnis sitzt.«
Bill merkte auf. »Du glaubst also, dass Alvin dir das Armband ins Auto gelegt hat? Rebekka, woher sollte er denn wissen, dass du dort parken würdest? Oder glaubst du, dass er das Armband immer bei sich getragen hat, nur für den Fall, dass du ihm über den Weg laufen würdest?« Sie funkelte ihn wütend an. »Und woher sollte Alvin Jonnies Armband haben? Als man Jonnie entführt hat, war Alvin erst fünfzehn.«
»Ich wollte damit nicht sagen, dass er Jonnie entführt hat, aber er hasst mich!«
»Das weißt du doch gar nicht.«
»Das liegt doch auf der Hand. Seine Mutter hat seinen Vater umgebracht, um ihn zu beschützen. Und ich bin schuld, dass sie nun jahrelang im Gefängnis sitzt.«
»Rebekka, sie hätte mildernde Umstände bekommen, wenn nicht ein gewisser Zweifel an ihrem Tatmotiv bestanden hätte. Da war zum Beispiel seine Lebensversicherung. Sie hatte ihn vier Monate, bevor sie ihn erstochen hat, dazu gebracht, sie ihr auszuzahlen. Sie hat ihm vor dieser Kneipe aufgelauert und seelenruhig zu gesehen, dass ein anderer für ihr Verbrechen verurteilt wurde. -
Rebekka antwortete nicht. »Und dieses Armband ... Ich sage dir, es riecht neu. Ich sehe auch keine Schweißflecken darauf. Deshalb glaube ich nicht, dass es wirklich Jonnie gehört hat.«
Rebekka holte tief Luft. »Na schön, mal angenommen, es ist eine Kopie. Wer hat es dann in meinen Wagen gelegt?«
»Jemand, der dich verscheuchen will«, sagte Bill tonlos. »Ich möchte nicht grausam klingen, aber ich sage dir nichts Neues. Viele Leute in dieser Stadt haben Angst vor dir, verstehen nichts von außersinnlichen Wahrnehmungen. Viele Leute mögen dich nicht, weil sie dich für einen Scharlatan halten. Stell dir vor, vor knapp einer Stunde ist Sheriff Lutz hier aufgetaucht und hat fürchterlich gewettert, dass du in die Stadt gekommen bist, einen Unfall provoziert und bei Dormaines einen Aufruhr veranstaltet hast. Er glaubt nämlich, dass du Todds Verschwinden, ausnutzen willst, um für dein Buch zu werben!«
Rebekka fühlte sich, als hätte man ihr eine Ohrfeige verpasst. »Ich habe immer gewusst, dass Martin Lutz mich nicht leiden kann, aber dass er mir zutraut, aus der Entführung eines kleinen Jungen Profit zu schlagen, hätte ich doch nicht gedacht!«
»Ich habe ihm kräftig die Meinung gesagt und ihm die Tür gewiesen. Er hat mir mehrfach gedroht, aber er kann mir nichts anhaben. Allerdings wird er vor dieser aufdringlichen Journalistin Kelly Keene mit seiner Meinung nicht hinterm Berg halten. Gemeinsam könnten die beiden uns großen Ärger machen, Rebekka. Deshalb möchte ich, dass du die Sache mit dem Armband einstweilen für dich behältst.«
»Ich verstehe dich ja, Bill, aber dieses Armband ist wichtig, siehst du das nicht ein?« Ihre Stimme wurde lauter. »Wirst du denn gar nichts unternehmen?«
Deputy G. C. Curry ging draußen vorbei und warf einen verstohlenen Blick ins Büro seines Chefs. Bill sagte leise: »Könntest du den Ton ein bisschen leiser drehen, Rebekka?«
»Warum? Errege ich etwa Aufsehen? Zu mehr scheine ich neuerdings nicht zu taugen.«
Bill verdrehte die Augen. »Ich sehe schon, ich kann sagen, was ich will, alles geht dir gegen den Strich. Lass das Armband bei mir, und ich setze ein paar meiner Leute auf die Sache an. Und du fährst heim und legst dich aufs Ohr.«
Ich soll schlafen?« Rebekka war mit einem Mal so wütend, dass sie nicht mehr klar denken konnte. Bill behandelte sie wie ein eigensinniges Kind. Sie stand auf. »Danke für den Kaffee. Und für dein großes Interesse. Ich gehe, bevor ich dir weiterhin auf die Nerven falle.«
»Rebekka ... «
Aber sie stürmte schon wutschnaubend aus seinem Büro, vorbei an mehreren Deputys und einer Sekretärin, die ihr mit offenen
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