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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Wut trennte er die Verbindung. Es war ihr ekelhaft sanfter, mütterlicher Ton. Der Scheißdreck, den sie ihm verzapfte. Sein ganzes, beschissenes Leben.
    Er warf sein Handy aufs Bett. Sein ganzer Körper war zum Bersten angespannt. Er brauchte frische Luft. Er beugte sich zum Fenster vor und riss es auf. Draußen war es eiskalt, aber das war ihm egal.
    George und Dan Cowley kamen gerade aus ihrem Cottage. Sie unterhielten sich, die Köpfe gesenkt, als hätten sie irgendwas Gott weiß wie Wichtiges zu bereden. Sie gingen auf Georges Schrotthaufen von Auto zu, einen schlammverkrusteten alten Land Rover, an dessen Reifen jede Menge Schafscheiße klebte.
    George öffnete die Fahrertür und stieg ein, aber anstatt um das Auto herumzugehen und auf der anderen Seite einzusteigen, hockte Dan sich hin und betrachtete Kupplung, Gas- und das Bremspedal sowie die Füße seines Vaters. George sagte irgendwas, gestikulierte und trat auf den Pedalen rum. Dann stieg er aus, und Dan stieg ein. Trat auf den Pedalen rum, während George nickte, gestikulierte und noch nachdrücklicher nickte.
    Dann ließ Dan den Motor an, während sein Vater weiter auf ihn einredete. George schlug die Tür zu, und Dan kurbelte das Fenster runter. Der Wagen war so geparkt, dass Dan nicht erst zurücksetzen musste, um loszufahren. George gestikulierte wie wild, anscheinend bedeutete er Dan, er solle eine Runde um den dreieckigen Dorfplatz drehen. Dan fuhr los. Der Wagen hoppelte und schlingerte. George rannte schreiend und mit den Armen fuchtelnd neben dem Auto her, bis Dan den Motor abwürgte.
    George sagte etwas ins offene Fenster und langte hinein. Tim dachte, er würde Dan eine ordentliche Kopfnuss verpassen, aber stattdessen zauste er ihm das Haar und lachte, und Dan lachte auch. Er ließ den Motor wieder an. Sie gingen das Ganze noch mal von vorne durch. Diesmal blieb George stehen und rief Dan aufmunternd etwas zu. Dan schaffte tatsächlich eine Runde um den Platz, und George stieß triumphierend eine Faust in die Luft.
    Tim wandte sich vom Fenster ab. Vollidioten, dachte er. Zwei Pfeifen. Wie der Vater, so der Sohn. Dan würde genauso enden wie sein Alter und irgendwo in Schafscheiße rumwaten. Er war ein Versager. Ein verdammter Scheißversager. Er war ein derartiger Versager, dass er zerquetscht gehörte, und das würde Tim am liebsten sofort erledigen. Jetzt gleich. Auf der Stelle. Mit einer Pistole oder einem Messer oder einem Knüppel aus dem Haus rennen und sich auf ihn stürzen, bloß dass er keine einzige Waffe hatte, wo er doch so dringend eine brauchte …
    Tim rannte aus seinem Zimmer. Er hörte Gracie und Kaveh miteinander reden und ging in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. Sie waren in Kavehs Arbeitszimmer im obersten Stock. Der Blödmann saß am Zeichentisch und arbeitete an irgendwas, und Gracie, diese dumme Göre, hockte auf dem Boden und spielte mit ihrer Puppe, wiegte sie in den Armen und redete tatsächlich mit ihr wie mit einem echten Baby, so was Bescheuertes. Es wurde wirklich Zeit, dass er seiner Schwester mal Verstand einbläute …
    Gracie kreischte wie am Spieß, als er ihr die Puppe aus den Armen riss. »Verdammte, dämliche Pute!«, schrie er, schlug die Puppe gegen den Zeichentisch, riss ihr Arme und Beine aus und schleuderte sie zu Boden. »Werd endlich erwachsen, du arme Irre!«, schrie er und stürmte aus dem Zimmer.
    Er rannte die Treppe runter und aus dem Haus, und hinter sich hörte er Gracie weinen, was ihm eigentlich Genugtuung hätte bereiten müssen, aber das tat es nicht. Dann hörte er Kaveh nach ihm rufen, hörte, wie Kaveh hinter ihm hergerannt kam, ausgerechnet Kaveh, der an allem schuld war.
    George und Daniel Cowley standen neben dem Land Rover, und Tim ging extra so dicht an ihnen vorbei, dass er diesen Blindgänger von Daniel aus dem Weg schubsen konnte. »Was fällt dir ein?«, schrie George.
    »Fick dich!«, brüllte Tim. Er brauchte etwas, er musste irgendetwas finden, denn es kochte in ihm, sein Blut kochte, und er wusste, wenn er nichts fand, würde sein Kopf explodieren, sein Blut und sein Gehirn würden rausspritzen, was ihm eigentlich egal wäre, doch so wollte er nicht enden. Und die ganze Zeit hörte er Kaveh rufen, er solle stehen bleiben, er solle warten, aber das wäre das Allerletzte, was er tun würde: auf Kaveh Mehran warten.
    Er lief um den Pub herum und durch einen Garten bis zum Bach. Ein paar Enten dümpelten auf dem Wasser, und am anderen Ufer watschelten noch ein paar

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