Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)
Enten durch das Gras auf der Suche nach Schnecken oder was zum Teufel die Viecher fraßen. Am liebsten hätte er denen allen den Hals umgedreht oder sie mit den Füßen totgetreten, egal, Hauptsache, er spürte irgendwas sterben .
Im nächsten Moment war er auch schon im Wasser. Die Enten flüchteten. Er versuchte, sie zu packen zu kriegen. Von überall her war Geschrei zu hören, und plötzlich merkte er, dass es teilweise aus seinem eigenen Mund kam, und dann wurde er gepackt. Starke Arme umschlangen ihn, und eine Stimme sagte dicht an seinem Ohr: »Nein, tu das nicht. Das willst du doch gar nicht. Es wird alles gut.«
Verdammt, das war diese Schwuchtel, dieser Perverse. Er hatte Tim umklammert und hielt ihn in den Armen, berührte ihn mit seinen Drecksfingern.
»Hau ab!«, schrie Tim. Er wehrte sich, aber Kaveh hielt ihn nur noch fester.
»Tim! Hör auf!«, rief Kaveh. »Du willst das doch gar nicht. Komm hier weg. Schnell.«
Sie rangen im Wasser miteinander, bis es Tim gelang, sich zu befreien, und Kaveh rückwärts ins Wasser fiel. Er landete auf dem Hintern, saß bis zum Bauch im Wasser und hatte Mühe, sich aufzurappeln. Und Tim triumphierte innerlich, denn das war es, was er wollte, dieses Arschloch am Boden sehen. Er wollte es ihm zeigen, ihm beweisen …
»Ich bin kein Arschficker!«, brüllte er. »Rühr mich nie wieder an, kapiert? Such dir einen anderen!«
Kaveh schaute ihn an. Er keuchte, und Tim keuchte auch, und dann änderte sich Kavehs Gesichtsausdruck, doch was sich darin spiegelte, war nicht das, was Tim sehen wollte, nämlich Verletzung, Verzweiflung, Zerstörung.
Kaveh sagte: »Natürlich bist du das nicht, Tim. Hast du das etwa gedacht?«
»Halt die Schnauze!«, schrie Tim und rannte davon.
GREAT URSWICK – CUMBRIA
Manette hatte es geschafft, das Zelt allein aufzubauen. Es war nicht ganz einfach gewesen, und sie hatte sich nicht sonderlich geschickt angestellt, so dass zu befürchten war, dass das Zelt irgendwann über ihr zusammenklappen würde. Trotzdem kroch sie hinein, setzte sich wie ein Buddha in die Öffnung und schaute auf den See hinaus.
Freddie hatte an die Badezimmertür geklopft und gesagt, er müsse mit ihr reden. Sie hatte gefragt, ob er ein paar Minuten warten könne, sie sei gerade dabei … bei irgendetwas eben. Selbstverständlich könne er warten, hatte er hastig geantwortet, als wäre das, was sie gerade im Badezimmer tat, das Letzte, was er wissen wollte, was ja eigentlich auch verständlich war. Manche Dinge waren wirklich zu intim.
Dabei hatte sie gar nichts getan. Sie hatte nur Zeit totgeschlagen. Schon am Vormittag, als sie sich am Kaffeeautomaten begegnet waren, hatte sie gespürt, dass Freddie irgendetwas auf den Nägeln brannte. Sie war aus ihrem Zimmer gekommen, er von draußen. Da er dasselbe anhatte wie am Abend zuvor, wusste sie sofort, dass er die Nacht bei Sarah verbracht hatte. Ein schlaues Luder, diese Sarah, dachte Manette. Hatte sofort erkannt, was für ein Goldstück sie sich da geangelt hatte.
Und als Freddie gesagt hatte, er müsse mit ihr reden, hatte sie mit dem Schlimmsten gerechnet. Dass er glaubte, in Sarah die Richtige gefunden zu haben. Dass er vorhatte, sie am Abend mitzubringen, dass sie bei ihnen einziehen würde. Und Manette hatte sich gefragt, wie sie wohl damit zurechtkommen würde.
Es würde ihnen nichts anderes übrig bleiben, als das Haus zu verkaufen und getrennter Wege zu gehen. Doch das wollte sie nicht, denn sie liebte dieses Haus. Das heißt, sie hing gar nicht so sehr an dem Haus selbst, das zugegebenermaßen ziemlich klein und schäbig war, sondern an diesem speziellen Ort, der schon seit Jahren ihre Zuflucht war. Dass sie ihn womöglich würde verlassen müssen, stimmte sie traurig.
Wahrscheinlich ging es sowieso immer nur um Wurzeln, die man irgendwo geschlagen hatte, und die Angst davor, sie auszureißen, weil nicht alle Pflanzen das überlebten, und Manette wusste nicht, wie es sich anfühlen würde, wenn sie gezwungen wäre, von hier fortzugehen. Von dem Haus und dem alten Ruderboot vorne am Steg, mit dem sie jederzeit auf den See hinausfahren und den Sonnenaufgang genießen oder im Regen sitzen konnte.
Es hatte nichts mit Freddie zu tun, sagte sie sich. Und auch nicht mit Sarah oder irgendeiner anderen Frau, für die Freddie sich irgendwann entschied. Und letztlich war sie es ja gewesen, die die Diskussion darüber entfacht hatte, dass ihnen die Liebe abhandengekommen war.
Manette konnte sich nicht mehr
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