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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Route nach Windermere und raste über die Schnellstraße, die ihn ans Ende des Sees führte, wo Endmoränen bei Newby Bridge Zeugnis von Gletschern der letzten Eiszeit ablegten. Und dann lag der See vor ihm: ein breites, spiegelblankes, blaugraues Band, in dem sich die herbstlichen Farben der Bäume am Ufer spiegelten.
    Ireleth Hall lag ganz in der Nähe, gleich hinter dem Fell Foot Park mit seinen Rundwanderwegen, von denen aus man einen fantastischen Blick auf den See und die umgebenden Hänge hatte, die im Frühjahr übersät waren mit Narzissen und mannshohen Rhododendronbüschen. Die Straße führte durch einen Tunnel aus Baumkronen, die teils rostrot und ockerfarben und teils bereits kahl waren.
    Das Tor von Ireleth Hall war geschlossen, aber versteckt unter dem Efeu, der die Begrenzungsmauer umrankte, befand sich eine Klingel. St. James stieg aus seinem Mietwagen und klingelte. Im selben Moment hielt Lynley hinter ihm in seinem Healey Elliott.
    Das vereinfachte die Sache. Als sich aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage eine Stimme meldete, sagte Lynley über St. James’ Schulter hinweg knapp: »Thomas Lynley hier«, und schon schwang das Tor wie in einem Horrorfilm quietschend auf und hinter ihnen wieder zu.
    Sie gingen direkt zum Bootshaus. Dies sei, erklärte St. James seinem Freund, das Einzige, was er noch überprüfen könne.
    Lynley antwortete, er habe absolut nichts dagegen, den Fall abzuschließen und so bald wie möglich nach London zurückzukehren. Als St. James ihn fragend ansah, sagte er: »Meine Chefin ist ziemlich sauer.«
    »Ach?«
    »Es gefällt ihr nicht, dass Hillier mich hierhergeschickt hat.«
    »Nicht gut.«
    »Nein, gar nicht gut.«
    Mehr wurde nicht zu dem Thema gesagt, aber St. James machte sich so seine Gedanken über Lynleys Verhältnis zu Isabelle Ardery. Lynley hatte ihn einmal zusammen mit Ardery aufgesucht, um mit ihm über einen alten Fall zu reden, an dem sie gemeinsam gearbeitet hatten, und St. James hatte durchaus mitbekommen, dass es zwischen den beiden geknistert hatte. Doch ein Verhältnis mit einer Vorgesetzten war gefährlich. In Lynleys Fall wäre ein Verhältnis mit jeder Frau im Yard gefährlich.
    Auf dem Weg zum Bootshaus berichtete Lynley seinem alten Freund von dem Gespräch mit Manette und deren Exmann und davon, was die beiden ihm von den Überweisungen erzählt hatten, die Ian Cresswell monatlich getätigt hatte. Das war entweder in Bernard Faircloughs Auftrag geschehen oder ohne dessen Wissen, sagte Lynley. Auf jeden Fall müsse Cresswell über Informationen verfügt haben, die ihm gefährlich werden konnten.
    »Letztendlich scheint es mal wieder ums Geld zu gehen«, sagte Lynley.
    »Das tut es doch in den meisten Fällen, oder?«, bemerkte St. James.
    Diesmal brauchten sie keine zusätzliche Lampe, denn für das, was St. James im Bootshaus vorhatte, reichte das Tageslicht aus, das von der Wasseroberfläche reflektiert wurde. St. James wollte die Steine untersuchen, aus denen der Steg gemauert war. Wenn sich außer den beiden Steinen, die Lynley aus dem Wasser geholt hatte, noch mehr Steine gelockert hatten, dann musste das, was Ian Cresswell zugestoßen war, reiner Zufall gewesen sein.
    Das Skullboot war da, aber nicht das Ruderboot. Anscheinend war Valerie draußen auf dem See. St. James ging zu der Stelle, an der ihr Boot vertäut gewesen war. Es schien ihm vernünftig, dort als Erstes nachzusehen.
    Mühsam ging er auf die Knie. »Geht schon«, sagte er, als Lynley ihm behilflich sein wollte, dann arbeitete er sich vorsichtig auf allen vieren vor. Alles wirkte stabil, bis er den fünften großen Stein erreichte, der so locker saß wie der Schneidezahn eines Fünfjährigen. Auch der sechste und siebte Stein waren locker. Die nächsten vier saßen fest, während Nummer zwölf kaum noch Halt hatte. Dem zwölften Stein rückte St. James mit dem Filetiermesser zuleibe, das er in Grange-over-Sands gekauft hatte. Den Mörtel herauszukratzen, bis der Stein so locker saß, dass er bei der geringsten Berührung ins Wasser fallen würde, war ganz einfach. Die Klinge ließ sich problemlos in den Zwischenraum schieben, und nachdem St. James ein bisschen damit herumgeruckelt hatte, reichte eine leichte Berührung mit dem Fuß – Lynley stellte seinen zur Verfügung –, um den Stein ins Wasser zu befördern. Man konnte sich gut vorstellen, was mit jemandem passieren würde, der aus einem Boot stieg und mit seinem ganzen Gewicht auf einen solchen Stein trat. Die Frage

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