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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sie davon erführe?«
    Als Fairclough sie anschaute, fand Manette zum ersten Mal, dass ihr Vater alt aussah. Ja, er wirkte regelrecht zerbrechlich. »Deine Mutter wäre am Boden zerstört, meine Liebe«, sagte er. »Nach all den Jahren würde ich ihr das gern ersparen.«
    BRYANBARROW – CUMBRIA
    Tim konnte Gracie vom Fenster aus sehen. Sie sprang auf ihrem Trampolin rum. Sie war jetzt schon über eine Stunde da draußen und voller Konzentration bei der Sache. Manchmal fiel sie auf den Hintern, aber sie stand jedes Mal wieder auf und setzte ihre Sprungübungen fort.
    Vorher hatte Tim sie im Garten hinter dem Haus gesehen. Sie hatte ein Loch gegraben, und neben ihr hatte ein mit einer roten Schleife zugebundener Karton gestanden. Als das Loch tief und breit genug war, hatte sie den Karton hineingestellt und mit Erde bedeckt. Dann hatte sie die übrig gebliebene Erde mit einem Eimer überall im Garten verteilt, obwohl solche Sorgfalt völlig überflüssig war. Aber bevor sie die Erde verteilt hatte, war sie niedergekniet und hatte die Arme vor der Brust gekreuzt: rechte Faust an die linke Schulter und linke Faust an die rechte Schulter. Das hatte Tim an die Haltung von den steinernen Engeln auf alten viktorianischen Friedhöfen erinnert, und da war ihm auf einmal klar geworden, was seine Schwester da draußen getan hatte: Sie hatte ihre Puppe Bella beerdigt.
    Man hätte Bella reparieren können. Tim hatte sie ziemlich gründlich kaputt gemacht, aber man hätte die Arme und Beine wieder annähen können. Doch davon hatte Gracie nichts wissen wollen, genauso wie sie nichts von Tim hatte wissen wollen, als er zu ihr gegangen war. Nachdem er aus dem Bach geklettert war, hatte er sich trockene Sachen angezogen, war in Gracies Zimmer gegangen und hatte ihr angeboten, ihr die Haare zu kämmen und zu flechten. Aber sie hatte nur gesagt: »Rühr mich nicht an! Und Bella auch nicht!« Sie hatte nicht mal traurig geklungen, nur resigniert.
    Nachdem sie die Puppe beerdigt hatte, war sie zum Trampolin gegangen. Und seitdem sprang sie darauf herum. Tim wollte, dass sie damit aufhörte, wusste aber nicht, wie er sie dazu bringen konnte. Er überlegte, ob er seine Mutter anrufen sollte, verwarf den Gedanken jedoch so schnell, wie er ihm gekommen war. Er wusste, was sie sagen würde: »Sie hört schon wieder auf, wenn sie müde ist. Ich werde nicht extra nach Bryanbarrow fahren, um deine Schwester vom Trampolin zu zerren. Wenn es dich dermaßen stört, sag Kaveh, er soll sie ins Haus rufen … Der spielt doch so gern den Papa«, würde sie noch hämisch hinzufügen. Und dann würde sie zu Wilcox gehen, diesem Wichser, um es sich von einem richtigen Mann besorgen zu lassen. Genauso sah sie das. Charlie Wilcox wollte sie bumsen, also war er ein richtiger Mann. Und jeder, der sie nicht bumsen wollte, wie Tims Vater zum Beispiel, war in ihren Augen ein Arschloch. Und das stimmte ja sogar, dachte Tim. Sein Vater war ein Arschloch gewesen, und Kaveh war ebenfalls ein Arschloch, und allmählich wurde Tim klar, dass er von lauter Arschlöchern umgeben war.
    Nachdem er versucht hatte, die Enten im Bach zu erwischen, war er nach Hause gekommen. Kaveh war hinter ihm hergelaufen und hatte versucht, mit ihm zu reden, aber mit dem Typen wollte er nichts zu tun haben. Schlimm genug, dass der Wichser ihn mit seinen ekelhaften Pfoten angepackt hatte. Auch noch mit ihm reden zu müssen … das wäre das Allerletzte.
    Vielleicht konnte Kaveh jedoch Gracie überreden, von dem Trampolin runterzukommen, dachte Tim. Vielleicht konnte er sie sogar dazu überreden, Tim die Puppe ausgraben zu lassen. Dann könnte er sie zum Reparieren nach Windermere bringen. Gracie mochte Kaveh, weil sie eben so war. Sie mochte jeden. Sie würde auf Kaveh hören. Kaveh hatte ihr schließlich nichts getan – außer dass er ihre Familie zerstört hatte, natürlich.
    Aber dazu würde Tim mit Kaveh reden müssen. Er würde nach unten gehen und ihm sagen müssen, dass Gracie draußen auf dem Trampolin herumsprang. Wahrscheinlich würde Kaveh sagen, dass es vollkommen in Ordnung war, auf einem Trampolin herumzuspringen, dass die Dinger schließlich dazu da waren, immerhin hätten sie Gracie extra so ein Teil gekauft, weil ihr das Trampolinspringen so viel Spaß machte. Dann würde Tim ihm erklären müssen, dass sie jetzt schon über eine Stunde auf dem Trampolin rumhopste, weil sie kreuzunglücklich war. Und Kaveh würde natürlich antworten: Tja, und wir wissen ja beide, warum

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