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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sie die Erlaubnis erhielten, irgendetwas daran zu verändern. Sie plauderten über Familienangelegenheiten. Wie es seinem Bruder gehe, fragte er, was der innerfamiliäre Code war für: Ist er noch clean, oder hängt er wieder am Kokain, Heroin oder was auch immer er derzeit bevorzugt, um sich von der Welt zurückzuziehen? Die Antwort lautete: Es geht ihm sehr gut, mein Lieber. Was wiederum der Familiencode war für: Ich schau ihm auf die Finger, mach dir keine Sorgen. Wie geht es meiner Schwester? bedeutete im Klartext: Hat Judith es endlich aufgegeben, für immer ein Leben als Witwe zu führen? Und die Antwort darauf – Sie hat wie immer wahnsinnig viel um die Ohren – hieß: Sie will nicht noch einmal in so einer schrecklichen Ehe landen, glaub’s mir. Nachdem sie schließlich alle wichtigen Themen besprochen hatten, sagte seine Mutter: Ich hoffe so sehr, dass du Weihnachten herkommst, Tommy, und er versprach ihr, das zu tun.
    Nachdem ihn nun nichts mehr in Belgravia hielt, fuhr er Richtung Themse nach Süden und über die Wandsworth Bridge. Kurz nach halb acht erreichte er das Haus, in dem Isabelle wohnte. In der Gegend einen Parkplatz zu finden, war die Hölle, aber er hatte Glück, denn nur gut zwanzig Meter weiter fuhr ein Lieferwagen aus einer Parklücke.
    Vor der Wohnungstür, zu der ein paar Stufen hinunterführten, nahm er Isabelles Schlüssel aus der Tasche. Als er ihn gerade ins Schloss gesteckt hatte, wurde die Tür von innen aufgerissen. Isabelle trat schnell heraus und zog die Tür hinter sich zu.
    »Heute geht’s nicht«, sagte sie. »Es ist etwas dazwischengekommen. Ich hätte dich auf dem Handy angerufen, aber das ging nicht. Tut mir leid.«
    Er war völlig verblüfft. Wie ein Idiot betrachtete er über ihre Schulter hinweg die geschlossene Tür. »Wer ist denn bei dir?«, fragte er, denn es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass jemand da war. Ein Mann, dachte er, und damit lag er richtig, doch er hatte mit jemand ganz anderem gerechnet.
    »Bob«, sagte sie.
    Ihr Exmann. Warum sollte das ein Problem sein? »Und?«, fragte er freundlich.
    »Thomas, es wäre mir peinlich. Sandra ist mitgekommen. Und die Jungs ebenfalls.«
    Bobs neue Frau. Die Zwillinge, Isabelles Söhne aus der Ehe mit Bob, die fünf Jahre gehalten hatte. Die Jungs waren acht Jahre alt, und er hatte sie noch nie gesehen. Soweit er wusste, waren sie noch nie bei ihrer Mutter in London gewesen.
    Er sagte: »Wie schön, Isabelle. Er hat ihnen also endlich erlaubt, dich hier zu besuchen?«
    »Du verstehst das nicht«, sagte sie. »Ich hatte nicht mit ihnen gerechnet …«
    »Natürlich, das habe ich begriffen. Ich werde sie also kennenlernen, wir essen was zusammen, und dann verschwinde ich.«
    »Er weiß nichts von dir.«
    »Wer?«
    »Bob. Ich hab’s ihm nicht gesagt. Das ist alles völlig überraschend gekommen. Er und Sandra sind in London, weil sie irgendwo zum Abendessen eingeladen sind. Irgendwas Gott weiß wie Vornehmes. Die haben sich total in Schale geworfen. Sie haben die Jungs mitgebracht, weil sie meinten, sie könnten bei mir bleiben, während die beiden bei dieser Veranstaltung sind.«
    »Und sie haben dich nicht vorher angerufen? Was, wenn du nicht zu Hause gewesen wärst? Was hätte er dann mit den Kindern gemacht? Hätte er sie während des Abendessens im Auto warten lassen?«
    Sie wirkte irritiert. »Das ist doch völlig unwichtig, Thomas. Tatsache ist, dass ich zu Hause bin und dass sie in London sind. Ich habe die Jungs seit Wochen nicht gesehen, und es ist das erste Mal, dass er mir erlaubt, ein paar Stunden mit ihnen allein zu sein, und ich habe nicht die Absicht …«
    »Was ist los?« Er schaute sie an. Sie kniff die Lippen zusammen. Er wusste, was das bedeutete. Sie brauchte einen Drink. »Was fürchtest du, was ich tun könnte, Isabelle? Hast du Angst, ich könnte deine Kinder mit meiner ausschweifenden Lebensart verderben?«
    »Mach’s bitte nicht so kompliziert. Das hat nichts mit dir zu tun.«
    »Stell mich doch einfach als Kollegen vor.«
    »Ein Kollege, der einen Schlüssel zu meiner Wohnung hat?«
    »Herrgott noch mal, wenn er sowieso schon weiß, dass ich deinen Hausschlüssel habe …«
    »Das weiß er nicht. Und er wird es auch nicht erfahren. Ich hab ihm gesagt, ich hätte jemanden klopfen hören, und bin aufgestanden, um nachzusehen.«
    »Merkst du eigentlich, dass du dir widersprichst?« Wieder betrachtete er die Tür hinter ihr. »Isabelle, ist jemand anders da drin? Ist es gar nicht Bob?

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