Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
gelaufen war und sich irgendwo auf ihrem Grundstück versteckt hatte, ohne dass sie davon wusste. Dann war er zur Schule gefahren. Und jetzt war er in die Firma gekommen, um nach Tim zu fragen.
    »Natürlich ist er nicht hier«, sagte Manette. »Was sollte er denn hier in der Firma tun?«
    »Hast du ihn denn sonst wo gesehen? Hat er bei dir angerufen? Bei Niamh habe ich noch nicht nachgefragt, wie du dir denken kannst.« Kaveh wirkte verlegen, aber Manette spürte, dass er ihr etwas Wichtiges vorenthielt.
    »Ich habe nichts von ihm gehört«, sagte sie. »Bei uns in Great Urswick ist er auch nicht gewesen. Warum ist er aus deinem Auto gesprungen?«
    Kaveh drehte sich kurz um, als überlegte er, ob er die Tür zu ihrem Büro schließen sollte. Manette wappnete sich, denn sie fürchtete, dass jetzt etwas kam, das sie nicht hören wollte.
    »Ich glaube, er hat ein Gespräch zwischen mir und George Cowley mitbekommen.«
    »Mit dem Bauern? Was zum Teufel …?«
    »Es ging darum, was mit dem Haus und der Farm passieren soll. Ich denke, du weißt, dass Cowley das Haus kaufen wollte.«
    »Ja, Ian hat mir davon erzählt. Und?« Warum sollte Tim sich dafür interessieren?, fragte sie sich im Stillen.
    »Ich habe Mr. Cowley gesagt, was ich mit dem Haus vorhabe«, sagte Kaveh. »Und ich fürchte, das hat Tim gehört.«
    »Was hast du denn mit dem Haus vor? Willst du etwa Schafe züchten?«, fragte Manette spöttisch. Sie konnte sich nicht beherrschen. Tim und Gracie hätten das Haus erben müssen, und nicht dieser Mann, der die Familie der beiden zerstört hatte.
    »Ich werde es behalten und dort wohnen bleiben. Und … Ich habe Cowley gesagt, dass Tim und Gracie zu ihrer Mutter zurückkehren werden. Das könnte Tim gehört haben.«
    Manette zog die Brauen zusammen. Natürlich war das der logische Lauf der Dinge. Haus hin oder her, Tim und Gracie konnten nach dem Tod ihres Vaters nicht bei dessen Liebhaber wohnen bleiben. Sie würden es bei ihrer Mutter nicht leicht haben, aber solange sie minderjährig waren, gab es keine Alternative. Tim würde das verstehen. Er musste sogar damit gerechnet haben. Dass diese Neuigkeit ihn also dazu gebracht haben sollte, aus Kavehs Auto zu springen und abzuhauen … Das ergab irgendwie keinen Sinn.
    »Ich möchte dir ja nicht zu nahetreten, Kaveh«, sagte sie, »aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kinder bei dir wohnen bleiben wollen, jetzt, wo ihr Vater tot ist. Könnte es also sein, dass noch etwas anderes passiert ist? Etwas, das du mir verschweigst?«
    Kaveh sah sie an. »Ich wüsste nicht was. Kannst du mir helfen, Manette? Ich weiß nicht, was ich sonst noch …«
    »Ich kümmere mich darum«, sagte sie.
    Nachdem er gegangen war, rief sie in der Schule an. Um lästige Fragen zu vermeiden, gab sie sich als Niamh aus. Sie erfuhr, dass Tim schon den zweiten Tag fehlte. In der Schule machte man sich Sorgen. Dass ein Schüler nicht zum Unterricht erschien, konnte alles Mögliche bedeuten, aber auf keinen Fall etwas Gutes.
    Als Nächstes rief Manette bei Niamh an. Der Anrufbeantworter sprang an, und eine Ansage mit Niamhs lasziver Stimme, sicherlich gedacht als Sirenengesang für potentielle Verehrer, forderte sie auf, eine Nachricht zu hinterlassen. Manette kam der Aufforderung nach und sagte dann: »Tim? Bist du da? Falls du das hörst, nimm bitte ab! Ich bin’s, Manette!«
    Natürlich passierte nichts, aber das musste nicht unbedingt etwas bedeuten. Falls Tim sich versteckte, würde er sich niemandem zu erkennen geben, der nach ihm suchte. Ihm musste klar sein, dass sie ihn suchte. Er musste damit rechnen, dass alle ihn suchten.
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich tatsächlich auf die Suche nach Tim zu machen, aber nicht allein. Sie ging zu Freddies Büro, um ihn um Hilfe zu bitten. Er war nicht da. Sie ging zu Ians Büro, wo Freddie vor Ians Computer saß und versuchte, aus den Finanztransaktionen schlau zu werden. Einen Moment lang schaute sie ihm zu. Lieber Freddie, dachte sie, und ihr Herz krampfte sich kurz zusammen, als wollte es sich zum ersten Mal seit Jahren bemerkbar machen.
    Schließlich sagte sie: »Hast du einen Moment Zeit?«
    Er blickte auf und lächelte sie an. »Was gibt’s?« Dann verdüsterte sich seine Miene, denn er kannte sie einfach zu gut. Er fragte: »Was ist passiert?«
    Sie erzählte ihm, dass Tim verschwunden war und dass sie zu Niamh fahren wollte, weil sie glaubte, dass er sich nur dort versteckt haben konnte. Aber sie wolle nicht allein

Weitere Kostenlose Bücher