Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)
die alle damit endeten, dass sie Ian Cresswell aus dem Weg geräumt hatten. Deborah war es ganz recht, dass er auf der ganzen Fahrt über nichts anderes redete, denn solange er sich in seine Fantasiegeschichten hineinsteigerte, würde er nicht auf die Idee kommen, sich zu fragen, weshalb um alles in der Welt eine Polizistin von Scotland Yard an der Unterstützung durch einen Journalisten der Source interessiert sein könnte.
Sie sagte ihm, dass es ihrer Meinung nach nur um Geld gehen konnte. Zed müsste nur eine gewisse Summe von seiner Zeitung auf den Tisch legen, dann hätte er seine Geschichte. Davon wusste er zwar noch nichts, aber er würde es bald erfahren.
Als sie das Invalidenheim erreichten, sagte sie: »Sie warten hier.«
»Moment mal«, meinte Zed, der zweifellos fürchtete, dass er mal wieder nur den Chauffeur spielen sollte, während sie Informationen sammelte, die sie an ihn weitergeben würde oder auch nicht. Eigentlich konnte sie ihm das nicht einmal übel nehmen, dachte Deborah, denn beim letzten Mal hatte er nicht viel mehr von ihrem Ausflug gehabt als einen halbleeren Tank.
»Ich rufe Sie an, sobald ich mit ihr allein bin«, sagte sie. »Wenn wir sie gemeinsam ansprechen, dann sagt sie uns kein weiteres Wort über Alatea Fairclough, das garantiere ich Ihnen. Warum sollte sie auch? Wenn sie etwas Illegales vorhat, wird sie es nicht hinausposaunen wollen.«
Zum Glück fragte er nicht, warum zum Teufel sie dann überhaupt hergekommen waren.
Am Empfangstresen saß derselbe alte Herr wie beim letzten Mal. Er erinnerte sich an sie wegen ihres roten Haarschopfs. Er fragte, ob sie wieder Miss Lucy Keverne sprechen wolle, und hielt einen Stapel Papier hoch. »Ich lese nämlich gerade ihr Stück, und wenn das nicht groß rauskommt, dann fress ich einen Besen.«
Lucy machte ein überraschtes Gesicht, als sie die Eingangshalle betrat und sah, wer am Tresen stand. Dann änderte sich ihre Miene, und sie sah Deborah misstrauisch an.
Deborah ging auf sie zu, legte ihr eine Hand auf den Arm und sagte leise: »Hören Sie, Ms. Keverne. Scotland Yard ermittelt hier in Cumbria, und ein Journalist von der Source treibt sich ebenfalls hier in der Gegend herum. Früher oder später werden Sie Ihre Geschichte erzählen müssen – die wahre Version –, und es liegt an Ihnen, wem Sie sie erzählen.«
»Ich kann nicht …«
»Ihnen bleibt gar nichts anderes übrig. Ich habe Ihnen gestern etwas vorgemacht. Dafür bitte ich Sie um Entschuldigung. Aber ich hatte gehofft, der Sache auf den Grund gehen zu können, ohne Sie in eine unangenehme Situation zu bringen. Gegen Alatea Fairclough wird ermittelt, und die Spur führt auf direktem Weg zu Ihnen.«
»Ich habe nichts Verbotenes getan.«
»Das sagen Sie«, meinte Deborah. »Und wenn das tatsächlich stimmt …«
»Es ist die Wahrheit!«
»… dann können Sie entscheiden, wer Ihnen mehr zu bieten hat.«
Lucys Augen wurden schmal. »Wovon reden Sie?«
Deborah sah sich verstohlen um. »Darüber kann ich hier nicht mit Ihnen reden.«
»Gut, dann kommen Sie mit.«
Noch besser, dachte Deborah.
Diesmal gingen sie nicht in den Garten, sondern in ein Büro, das Lucys zu sein schien. Es gab zwei Schreibtische, von denen nur einer in Benutzung war. Lucy schloss die Tür, verschränkte die Arme vor der Brust und fragte: »Wer bietet was?«
»Boulevardzeitungen bezahlen für eine gute Geschichte, das wissen Sie doch.«
»Sind Sie Journalistin?«
»Nein, aber ich habe einen mitgebracht, und wenn Sie sich bereit erklären, mit ihm zu reden, sorge ich dafür, dass er Sie dafür bezahlt. Meine Aufgabe ist es, den Wert einer Geschichte einzuschätzen. Sie erzählen mir die Geschichte, ich verhandle mit dem Journalisten.«
»Ich kaufe Ihnen nicht ab, dass das so funktioniert«, entgegnete Lucy. »Wer sind Sie? Eine Agentin der Source ? Eine Art … Nachrichten-Scout oder was?«
»Ich glaube nicht, dass es eine Rolle spielt, wer ich bin«, sagte Deborah. »Wichtiger ist, was ich zu bieten habe. Ich kann den Scotland-Yard-Detective anrufen, der hier in Cumbria in einem Mordfall ermittelt, oder ich kann einen Journalisten anrufen, der hier reinkommt, sich Ihre Geschichte anhört, Sie dafür bezahlt und wieder verschwindet.«
»Wie bitte? Sagten Sie gerade Mord ?«
»Das ist im Moment nicht wichtig. Es geht um das, was sich zwischen Ihnen und Alatea Fairclough abspielt. Es ist Ihre Entscheidung. Was wäre Ihnen lieber? Ein Besuch von einem Detective von Scotland Yard oder
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