Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)
von einem Journalisten?«
Lucy Keverne dachte darüber nach. Auf dem Korridor wurde ein Teewagen vorbeigeschoben. Schließlich sagte sie: »Wie viel?«
Deborah atmete erleichtert auf. »Ich schätze, das hängt davon ab, wie sensationell Ihre Geschichte ist«, antwortete sie.
Lucy schaute aus dem Fenster in den Garten, wo sie ihr erstes Gespräch geführt hatten. Ein Windstoß fuhr in einen japanischen Ahorn und riss einige der letzten Blätter ab, die sich immer noch störrisch an die Zweige klammerten. Deborah wartete. Es war ihre letzte Möglichkeit, die Wahrheit zu erfahren. Wenn Lucy Keverne sich nicht darauf einließ, blieb ihr nichts anderes übrig, als unverrichteter Dinge nach London zurückzukehren.
Schließlich sagte Lucy: »Es gibt keine Geschichte. Jedenfalls keine, die die Source interessieren könnte. Es ist nichts weiter als eine Vereinbarung zwischen zwei Frauen. Glauben Sie mir, ich würde mehr daraus machen, wenn ich wüsste wie, denn ich könnte das Geld gut gebrauchen. Es ist nicht gerade mein Traum, hier zu arbeiten. Viel lieber würde ich zu Hause sitzen, in Ruhe meine Stücke schreiben und sie in London auf die Bühne bringen lassen. Aber daraus wird so bald nichts werden, und deswegen arbeite ich vormittags hier im Invalidenheim, schreibe nachmittags und verdiene mir hin und wieder ein bisschen dazu, indem ich Eier spende. Deshalb auch die Anzeige in der Conception , aber das habe ich Ihnen ja bereits erzählt.«
»Sie haben mir außerdem erzählt, Alatea Fairclough hätte Sie angesprochen, weil sie eine Leihmutter sucht, und Sie hätten abgelehnt.«
»Okay, das war gelogen. Ich habe zugesagt.«
»Und warum haben Sie das gestern abgestritten?«
»Weil es eine Privatangelegenheit ist.«
»Und das Geld?«
»Was ist damit?«
»Soweit ich weiß«, sagte Deborah, »bezahlt man Sie dafür, dass Sie Ihre Eier spenden. Aber wenn Sie sich als Leihmutter zur Verfügung stellen, werden Sie nicht dafür bezahlt. Sie bekommen nur Ihre Kosten erstattet. Ist es nicht so?«
Lucy schwieg. In die Stille hinein klingelte Deborahs Handy. Ungehalten nahm sie es aus der Tasche und nahm das Gespräch entgegen.
»Halten Sie mich für einen verdammten Idioten?«, fragte Zed. »Was zum Teufel geht da drinnen vor?«
»Ich rufe Sie gleich zurück.«
»Kommt gar nicht in Frage. Ich komme rein.«
»Das ist keine gute Idee.«
»Ach nein? Also, es ist die beste, die mir einfällt. Und wenn ich komme, hoffe ich, dass Sie eine Geschichte für mich haben, und zwar eine, die mit dem Mord an Cresswell zu tun hat.«
»Das kann ich Ihnen nicht versprechen …« Aber er hatte bereits aufgelegt. Deborah sagte zu Lucy: »Der Journalist kommt. Ich kann jetzt nichts mehr tun, es sei denn, Sie wollen mir noch etwas sagen. Etwas, das ich benutzen kann, um Ihnen den Mann vom Hals zu halten. Ich nehme an, es geht um Geld. Alatea ist bereit, Ihnen mehr zu geben als das, was Sie auslegen, nicht wahr? Was illegal wäre. Und es würde auch erklären, warum Sie mich gestern in die Irre geführt haben.«
»Sehen Sie mich an!«, sagte Lucy aufgebracht. »Sehen Sie sich diesen Job hier an! Ich brauche Zeit, um mein Stück fertig zu schreiben, zu proben, zu überarbeiten, aber ich habe weder Zeit noch Geld, und die Vereinbarung mit Alatea hätte mir beides garantiert. Wenn Sie wollen, können Sie daraus gern eine Geschichte machen, doch ich glaube kaum, dass sie die Verkaufszahlen irgendeiner Boulevardzeitung steigert! Sie etwa?«
Sie hatte natürlich vollkommen recht. Fairclough-Erbe sucht illegal Leihmutter würde niemanden hinter dem Ofen hervorlocken. Die Geschichte wäre erst interessant, wenn es Fotos von einem lächelnden Baby gäbe und eine Schlagzeile in typischer Source -Manier: Fairclough-Baby für 50 000 Pfund von Leihmutter an Eltern verkauft . Ein geplatzter Deal wäre keine Story, da sich nicht beweisen ließ, dass überhaupt Verhandlungen stattgefunden hatten. Selbst wenn Lucy aussagte, würde Alatea alles abstreiten. Ohne ein Kind als lebenden Beweis gab es keine Geschichte.
Andererseits wusste Deborah jetzt, warum Alatea Fairclough ihretwegen in Panik geraten war. Die einzige Frage war, ob Ian Cresswell irgendwie von der Sache erfahren und Alatea auf die einzige Weise unter Druck gesetzt hatte, die ihm zur Verfügung stand: übers Geld. Wenn Alatea vorhatte, Lucy für die Leihmutterschaft zu bezahlen, dann hätte das Geld von Ian Cresswell kommen müssen. Er hatte die Kontrolle über das Fairclough-Vermögen
Weitere Kostenlose Bücher