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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Landsleute halten, die traditionell in Großfamilien zusammenlebten. Aber Kaveh sei ein moderner junger Mann, beeinflusst vom europäischen Lebensstil, und in England zogen junge Männer nun mal nicht mit ihrer Frau zu den Eltern. In diesem Fall sei es sogar umgekehrt. Kaveh bestehe darauf, dass seine Eltern zu ihm zogen. Sie seien sehr glücklich, beteuerten sie, dass sie nun endlich die lang ersehnten Enkelkinder bekommen würden.
    Wie wenig diese Leute über ihren Sohn wussten, war unglaublich, aber Manette wollte nicht diejenige sein, die diese Seifenblase zum Platzen brachte. Die junge Frau tat ihr leid, denn sie würde einen Mann heiraten, der wahrscheinlich ein ähnliches Doppelleben führen würde, wie Ian es getan hatte. Doch daran konnte Manette nichts ändern. Und selbst wenn sie sich ein Herz fasste und sagte: »Verzeihen Sie, wissen Sie denn nicht, dass Kaveh homosexuell ist?«, was würde das bringen, außer dass es die Eltern und die Verlobte in ein Chaos stürzte, das sie, Manette, nichts anging? Sollte Kaveh doch tun, was er wollte. Seine Angehörigen würden die Wahrheit schon irgendwann herausfinden. Oder auch nicht. Im Moment hatte Manette weiß Gott andere Sorgen. Sie musste Tim finden. Wenigstens wusste sie jetzt, warum er weggelaufen war. Zweifellos hatte Kaveh ihm von seinen Zukunftsplänen erzählt. Und das war für den armen Kerl zu viel gewesen.
    Aber was hatte er jetzt vor? Sie ging zurück in Tims Zimmer in der Hoffnung, dass Freddie ihr inzwischen darauf eine Antwort würde geben können.
    Freddie saß immer noch an Tims Laptop, doch er hatte ihn so gedreht, dass Manette, wenn sie zur Tür hereinkam, den Bildschirm nicht sehen konnte. Sein Gesichtsausdruck war ernst.
    »Was hast du gefunden?«, fragte Manette.
    »Pornofotos. Und nicht nur neueren Datums.«
    »Was denn für Pornofotos?« Sie wollte hinter ihn treten, um einen Blick auf den Bildschirm zu werfen, aber er hob abwehrend eine Hand. »Das möchtest du nicht sehen, Darling.«
    »Was ist es denn?«
    »Es fängt relativ harmlos an, nackte Frauen, die die Beine breitmachen, das Übliche eben. Das ist normal, dass Jungs sich so was ansehen.«
    »Du etwa auch?«
    »Na ja, ich stand mehr auf Brüste. Aber die Zeiten ändern sich.«
    »Und dann?«
    »Nun ja, dann hab ich meine erste Freundin kennengelernt.«
    »Freddie, ich rede von Tims Computer. Ist da noch mehr?«
    »Ja. Dann kommen Bilder von Männern und Frauen beim Sex.«
    »Das ist doch auch normal, oder?«
    »Eigentlich ja. Aber dann folgen Bilder, auf denen Männer es mit Männern treiben.«
    »Vielleicht wegen Ian und Kaveh? Oder vielleicht hat er selbst solche Neigungen?«
    »Möglich. Sogar wahrscheinlich. Ich denke, dass Tim verstehen wollte. Die beiden. Sich selbst. Was weiß ich.« Doch Manette merkte Freddie an, dass das noch nicht alles war.
    »Und was hast du noch gefunden, Freddie?«, fragte sie.
    »Na ja, später sind es keine Fotos mehr, sondern Filme. Live-Aufnahmen. Und es sind andere Beteiligte.« Er rieb sich das Kinn, und das Geräusch, das durch seine Bartstoppeln entstand, hatte etwas Tröstliches, auch wenn sie nicht hätte sagen können, warum.
    »Andere Beteiligte?«
    »Männer und Jungs«, sagte Freddie. »Kleine Jungs, Manette. Vielleicht zehn, zwölf Jahre alt. Und die Filme …« Freddie sah sie voller Sorge an. »Kleine Jungs mit älteren Männern. Das heißt, es ist immer nur ein Junge, aber manchmal sind es mehrere Männer. Sie stellen berühmte Szenen nach, zum Beispiel das letzte Abendmahl, nur dass ›Jesus‹ seinen Jüngern nicht die Füße wäscht, und ›Jesus‹ ist vielleicht neun Jahre alt.«
    »Großer Gott.« Manette versuchte zu verstehen, wie es gekommen war, dass Tim sich zuerst für nackte Frauen interessiert hatte, dann für Sex zwischen Männern und Frauen und dann für Sex zwischen Männern und schließlich für Sex zwischen Männern und kleinen Jungen. Sie wusste nicht genug über pubertierende Jungen, um zu wissen, ob das noch unter normale Neugier fiel oder nicht, aber sie fürchtete, dass das nicht mehr normal war. »Was sollen wir denn bloß …?« Sie brachte es nicht fertig, die Frage zu Ende auszusprechen, weil sie nicht wusste, ob sie irgendetwas tun konnten, außer die Polizei zu informieren und einen Psychologen einzuschalten und auf das Beste zu hoffen. »Dass er im Internet nach solchen Sachen sucht … Wir müssen es natürlich Niamh sagen. Andererseits, was soll das nützen?«
    Freddie schüttelte den Kopf. »Er

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