Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)
bei Nick Fairclough ansetzen musste, wenn er einen Artikel über das geschmacklose Ansinnen schreiben wollte, sich einen Baby-Automaten zu kaufen – so würde er Rodney seine Story verkaufen. Er besaß genug Menschenkenntnis, um sich denken zu können, dass Lucy Keverne, kaum dass Sergeant Cotter und er gegangen waren, als Erstes bei Alatea Fairclough angerufen und ihr alles brühwarm berichtet hatte.
Also kam für ihn nur noch Nick in Frage. Er würde den Mann ein bisschen unter Druck setzen, und mit etwas Geschick würde er ihm die Einzelheiten über den Deal mit der Frau in Lancaster schon aus den Rippen leiern.
Er schnappte sich die Source und ging zu seinem Wagen. Um die Uhrzeit würde er Nicholas Fairclough wahrscheinlich bei seinem Wehrturmprojekt antreffen.
Er fuhr am Crow & Eagle vorbei in Richtung Arnside, vorbei an Milnthorpe Sands, wo derzeit wirklich nur Sand war – wenn auch ziemlich matschiger –, da Ebbe herrschte und der River Kent zu einem schmalen Flussband zusammengeschrumpft war, an dessen Ufern Brachvögel, Regenpfeifer und Wasserläufer auf ihrer endlosen Suche nach Futter umhertrippelten. Von Humphrey Head aus kroch der Nebel in Richtung Küste. Die Luft war so feucht, dass die Fenster der Häuser beschlagen waren. Die Straße war glitschig nass.
Zed parkte in der Nähe des Wehrturms. Es war niemand auf der Baustelle zu sehen. Aber als Zed ausstieg, hörte er im Kantinenzelt ein paar Männer laut lachen. Dort fand er sie alle versammelt. Sie saßen an den langen Tischen, waren jedoch nicht beim Essen, sondern hörten einem älteren Mann zu, der vor ihnen stand, einen Fuß auf einem Stuhl und einen Ellbogen auf dem Knie abgestützt. Die Geschichte, die er zum Besten gab, schien die Männer unglaublich zu amüsieren. Sie tranken Kaffee oder Tee, und die Luft im Zelt war erfüllt von Zigarettenqualm.
Zed entdeckte Nick Fairclough im selben Moment, als dieser ihn entdeckte. Er saß am hinteren Ende des Zelts, den Stuhl nach hinten gekippt, die Füße auf dem Tisch. Als ihre Blicke sich begegneten, sprang er auf und kam eilig auf Zed zu.
Er nahm Zed am Arm und bugsierte ihn nach draußen. »Das ist keine öffentliche Veranstaltung«, sagte er unwirsch. Anscheinend war Zed in eine Sitzung der Anonymen Alkoholiker oder einer ähnlichen Organisation geraten, dachte er. Und es war ziemlich offenkundig, dass Nick Fairclough nicht begeistert war über das Wiedersehen. Tja, das ließ sich nun mal nicht ändern.
»Ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten«, sagte Zed.
»Da werden Sie sich noch etwas gedulden müssen«, entgegnete Nick. »Wie Sie sehen, bin ich gerade in einer Versammlung.«
»Ich fürchte, das kann nicht warten«, sagte Zed und zückte sein Notizheft.
Faircloughs Augen wurden schmal. »Was hat das zu bedeuten?«
»Ich möchte mit Ihnen über Lucy Keverne reden.«
»Wie bitte? Über wen?«
»Lucy Keverne. Oder vielleicht kennen Sie sie unter einem anderen Namen? Sie ist die Leihmutter, die Sie und Ihre Frau angeheuert haben.«
Fairclough sah ihn an, als fragte er sich, ob Zed den Verstand verloren hatte.
»Leihmutter?«, wiederholte Fairclough. »Was soll der Blödsinn?«
»Ich würde gern mit Ihnen darüber reden, was Sie mit Lucy Keverne vereinbart haben. Welchen Deal Sie mit ihr ausgehandelt haben.«
»Deal?«, sagte Nicholas Fairclough. »Es gibt keinen Deal. Wovon zum Teufel reden Sie überhaupt?«
Bingo , dachte Zed voller Genugtuung. Jetzt hatte er seine Story.
»Lassen Sie uns einen kleinen Spaziergang machen«, sagte er.
BRYANBARROW – CUMBRIA
Manette hatte Kavehs Eltern und Verlobte ins Kaminzimmer geführt und ihnen Tee und Kekse vorgesetzt. Als sie jetzt die Treppe hochging, versuchte sie immer noch zu verdauen, was sie soeben erfahren hatte. Der Himmel wusste, warum sie den Leuten Tee angeboten hatte, dachte sie, wahrscheinlich aus lauter Gewohnheit.
Die Verwirrung darüber, wer Ian Cresswell gewesen war, hatten sie schnell beseitigen können. Es hatte sich herausgestellt, dass Kaveh – soweit seine Eltern informiert waren – bei einem Herrenhausbesitzer zur Miete gewohnt hatte, dessen Vornamen ihr Sohn nie erwähnt hatte. Dann war der Mann bei einem Unfall ums Leben gekommen, und zu Kavehs großer Verwunderung hatte er in seinem Testament Kaveh als Alleinerben eingesetzt. Natürlich brauchte Kaveh gar kein Haus, wie seine Eltern ihm immer wieder zu verstehen gegeben hatten, denn er und seine Frau könnten zu seinen Eltern ziehen und es wie seine
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