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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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stieß auf ein Foto von einer vollbusigen Schönheit und ihrem königlichen Verehrer, der das Kind auf dem Schoß hielt. Der Mann grinste in die Kamera, als wollte er seinen Geschlechtsgenossen im ganzen Land zeigen: »Seht mal, was ich mir geangelt hab, ihr Wichser!« Und es stimmte sogar. Der Idiot hatte immerhin einen Titel. Ob er auch noch einen dem Titel angemessenen Verstand besaß, war eine andere Frage.
    Zed warf die Zeitung auf den Tisch. Was für ein Schwachsinn, dachte er. Aber er wusste, dass bei der Source die Korken knallten. Man würde Mitchell Corsicos unfehlbaren Riecher für eine heiße Story feiern, seine Fähigkeit, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und einen Spross der königlichen Familie – wie unbedeutend der auch sein mochte – dahingehend zu manipulieren, dass er genau das tat, was die Source ihm vorgab. Er, Zedekiah Benjamin, verkannter Dichter, sollte eigentlich froh sein, dass er den Scheißjob bei dem Käseblatt los war.
    Er stieg aus dem Auto. Er konnte das Unausweichliche nicht länger aufschieben, dachte er, doch er konnte es immerhin als positive Wendung in seinem Leben darstellen, falls ihm die richtigen Worte einfielen.
    Kurz bevor er die Haustür erreichte, kam Yaffa aus dem Haus. Sie rückte gerade ihren Rucksack zurecht, woraus er schloss, dass sie auf dem Weg zur Uni war. Sie hatte ihn nicht gesehen, und er wollte sich gerade hinter ein paar Sträuchern verdrücken, als sie ihn entdeckte.
    »Zed«, stammelte sie. »Was für eine … Also, das ist ja … Was für eine Überraschung. Du hast mir ja gar nicht gesagt, dass du heute schon nach London zurückkommen würdest.«
    »Wenn ich dir erst mal erzähle, warum ich wieder da bin, wirst du weniger erfreut sein.«
    »Was ist denn?«, fragte sie besorgt. Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Was ist passiert, Zed?«
    »Ich bin gefeuert.«
    Sie schaute ihn mit offenem Mund an. Wie weich ihre Lippen waren, dachte Zed. »Du hast deinen Job verloren? Aber es lief doch alles so gut! Was ist denn mit deiner Story? Und mit den Leuten in Cumbria? Mit all den Geheimnissen? Was hatten sie denn zu verbergen?«
    »Es ging nur darum, wie man ein Kind in die Welt setzt, wenn man selber keins bekommen kann«, sagte er. »Das war alles.«
    Sie runzelte die Stirn. »Und Scotland Yard? Es kann doch nicht sein, dass die wegen so was ermittelt haben.«
    »Das ist das Schlimmste, Yaffa«, sagte er. »Wenn da oben wirklich jemand von Scotland Yard war, dann hab ich ihn jedenfalls nicht zu Gesicht bekommen.«
    »Aber wer war denn dann diese Frau?«
    »Sie war gar nicht von Scotland Yard. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wer sie war, und jetzt, wo ich meinen Job los bin, spielt es auch keine Rolle mehr, oder?« Er trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Aber unsere kleine Scharade am Telefon hat mir Spaß gemacht.«
    Sie lächelte. »Mir auch.«
    Nervös spielte er an seinem Laptop herum. Plötzlich schien er nicht zu wissen, wo er seine Hände und Füße lassen sollte. »Tja. Hm«, sagte er. »Wann wollen wir denn unsere Trennung inszenieren? Wenn’s nach mir geht, so bald wie möglich. Wenn wir das nämlich nicht in den nächsten Tagen angehen, bestellt meine Mutter den Rabbi und backt eine Challa.«
    Yaffa lachte. »Und wäre das denn gar so schrecklich, Zedekiah Benjamin?«, fragte sie in einem neckischen Ton.
    »Was? Das mit dem Rabbi oder das mit der Challa?«
    »Beides.«
    Die Haustür ging auf. Eine ältere Frau kam mit einem kleinen Pudel an der Leine heraus. Zed trat zur Seite, um ihr Platz zu machen. Sie schaute erst ihn, dann Yaffa, dann wieder ihn an. Sie grinste. Zed schüttelte den Kopf. Jüdische Mütter. Die waren doch alle gleich, dachte er resigniert. Dann sagte er zu Yaffa: »Das würde Micah aber gar nicht gefallen, oder?«
    »Ach, Micah.« Yaffa schaute der alten Frau mit dem Pudel nach. Der Pudel hob das Bein und pinkelte an einen Strauch. »Ich fürchte, es gibt gar keinen Micah.«
    Er schaute sie verdattert an. »Wie bitte? Verdammt! Ihr habt euch getrennt?«
    »Zed«, sagte Yaffa. »Es hat nie einen Micah gegeben.«
    Zed brauchte einen Augenblick, um das zu verdauen. Endlich fiel ihm der Groschen. »Soll das heißen …«
    Sie ließ ihn nicht ausreden. »Ja, genau das soll das heißen.«
    Er lächelte. »Du bist ja eine ganz Raffinierte.«
    »Ja«, sagte sie. »So bin ich einfach. Und ja.«
    »Ja, was?«
    »Ja, ich will deine Frau werden. Wenn du mich noch haben willst, obwohl ich dich mit Hilfe deiner

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