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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sah nicht verkniffen aus. Im Gegenteil, er strahlte sie an, und dieses Strahlen war Ausdruck seiner Liebe. »Allie, mein Schatz«, sagte er. »Mach dir keine Sorgen. Ich weiß, was Tag für Tag für mich auf dem Spiel steht.« Er nahm das Telefon in die Hand. »Es geht nicht um mein Ego. Es geht darum, Leben zu retten. So wie meins gerettet wurde.«
    »Du sagst doch immer, ich hätte dir das Leben gerettet.«
    »Nein«, erwiderte er. »Du hast mein Leben wieder lebenswert gemacht. Ich möchte wissen, was es mit diesem Film auf sich hat.« Er hielt das Telefon hoch. »Aber ich rufe nur an, wenn du einverstanden bist.«
    Sie sah keinen anderen Ausweg. Er bat sie so selten um etwas. Nach allem, was er für sie getan hatte, blieb ihr nichts anderes übrig, als zu sagen: »Also gut, Nicky. Aber sei vorsichtig.«
    »Super.« Er las die Nummer von dem Zettel ab, und während er sie eintippte, fragte er: »Wie war noch der Name? Ich kann das nicht lesen.«
    Sie schaute über seine Schulter auf den Zettel. »St. James«, sagte sie.
    GREAT URSWICK – CUMBRIA
    Als die Tore der Margaret Fox School sich öffneten, atmete Manette Fairclough McGhie erleichtert auf. Sie hatte befürchtet, dass Niamh Cresswell vergessen hatte, bei der Schule anzurufen und Bescheid zu geben, dass ihr Sohn heute von jemandem abgeholt wurde, der nicht auf der offiziellen Liste stand. Das wäre zumindest typisch für Niamh gewesen. Sie wusste, dass Manette und Ian sich nahegestanden hatten, was Manette in Niamhs Augen zu einer Post-Scheidungs-Feindin machte. Aber anscheinend war Ians Exfrau zu dem Schluss gekommen, dass die Annehmlichkeit, noch jemanden zu haben, der bereit war, ihren Sohn von der Schule abzuholen, ihr Bedürfnis überwog, sich für alle echte und vermeintliche Schmach zu rächen, die man ihr angetan hatte. Niamh hatte gesagt: »Ich werde es Gracie sagen, damit sie sich keine Sorgen zu machen braucht, wenn Tim nicht zur üblichen Zeit nach Hause kommt«, so dass Manette sich schon fast verpflichtet fühlte, nicht nur Tim, sondern auch Gracie für den Tag zu sich zu nehmen. Heute allerdings wollte sie mit Tim allein reden, denn das Gesicht, das er auf der Beerdigung seines Vaters gemacht hatte, verfolgte Manette bis in ihre Träume. Es würde ihr zehnter Versuch werden, zu dem Sohn ihres verstorbenen Vetters durchzudringen. Sie hatte es beim Totenkaffee versucht. Sie hatte es mit Anrufen versucht. Sie hatte es mit E-Mails versucht. Und jetzt wollte sie es im direkten Gespräch versuchen. Schließlich konnte Tim ihr schlecht aus dem Weg gehen, wenn er bei ihr im Auto saß.
    Sie hatte heute früher Feierabend gemacht und noch schnell bei Freddie vorbeigeschaut, um sich zu verabschieden und ihm zu sagen, dass sie später nach Hause kommen würde. »Ich hole Tim ab«, hatte sie gesagt. »Ich dachte, es macht ihm vielleicht Spaß, einen Abend mit uns zu verbringen. Abendessen und dann eine DVD . Du weißt schon. Vielleicht hat er ja auch Lust, über Nacht zu bleiben.« Freddies Antwort hatte sie ziemlich überrascht. Anstatt ein abwesendes »In Ordnung, Manette« zu murmeln, hatte ihr ehemaliger Lebensgefährte ihr sein von einem Sonnenbrand knallrotes Gesicht zugewandt und gesagt: »Ach so, äh …«, und nach weiterem untypischen Gestammel schließlich herausgebracht: »Ich hab heute Abend eine Verabredung, Manette.«
    »Oh«, hatte sie geantwortet und sich bemüht, ihre Verblüffung zu verbergen.
    »Ich finde, es ist allmählich an der Zeit«, hatte er hinzugefügt. »Wahrscheinlich hätte ich es dir eher sagen sollen, aber ich wusste nicht so richtig, wie ich es rüberbringen sollte.«
    Manette gefielen die Gefühle nicht, die das alles in ihr auslöste. Sie rang sich ein Lächeln ab. »Das freut mich für dich, Freddie. Jemand, den ich kenne?«
    »Nein, nein, natürlich nicht. Nur eine …«
    »Wie habt ihr euch denn kennengelernt?«
    Er schob sich von seinem Schreibtisch weg. Auf dem Monitor hinter ihm sah sie ein Diagramm. Sie fragte sich, woran er gerade arbeitete. Wahrscheinlich an der Einnahmen-Überschuss-Rechnung. Er musste auch noch die Gehälter und Prämien ermitteln. Ganz zu schweigen von der schwierigen Aufgabe, nach Ians Tod eine Bilanz zu erstellen. Wann hatte Freddie die Zeit gefunden, eine Frau kennenzulernen? Er sagte: »Darüber möchte ich jetzt nicht reden. Es ist mir irgendwie unangenehm.«
    »Ach so. Verstehe.« Manette nickte. Er sah sie ernst an, offenbar gespannt auf ihre Reaktion, deshalb sagte sie leichthin:

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