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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Tod durch Ertrinken gehandelt hatte, war die Kriminalpolizei eingeschaltet worden. Der Gerichtsmediziner hatte die Leiche begutachtet, und es hatte eine gerichtliche Untersuchung des Todesfalles stattgefunden. Als Zeugen hatten ausgesagt: die Kriminalpolizisten, Valerie Fairclough, der Gerichtsmediziner, der Polizist, der als Erster am Ort des Geschehens eingetroffen war, sowie dessen Kollege, der zur Unterstützung herbeigerufen worden war. Beide waren der Meinung gewesen, dass keine Tatortspezialisten angefordert zu werden brauchten, da es sich um kein Verbrechen handelte. Und am Ende entschied der Coroner dann auf Unfalltod durch Ertrinken.
    Soweit St. James das beurteilen konnte, enthielt der Bericht nichts Fragwürdiges. Aber falls Fehler begangen worden waren, dann musste das ganz zu Anfang passiert sein, und zwar durch den Polizisten, der als Erster am Ort des Geschehens eingetroffen war. Also fuhr St. James nach Windermere, um sich mit dem Mann zu unterhalten.
    Der Polizist hieß PC William Schlicht, und er holte St. James in Windermere am Bahnhof ab. Er sah aus, dachte St. James, als käme er gerade frisch von der Polizeischule. Das würde auch erklären, warum er einen Kollegen herbeigerufen hatte, der seine Schlussfolgerung bestätigen sollte. Wahrscheinlich war es Schlichts erste Leiche gewesen, und er hatte seine berufliche Laufbahn nicht mit einem groben Schnitzer beginnen wollen. Abgesehen davon war der Tote auf dem Grund und Boden eines bekannten Industriellen gefunden worden. Das war ein gefundenes Fressen für die örtliche Presse gewesen, und PC Schlicht hatte gewusst, dass aller Augen auf ihn gerichtet sein würden.
    Schlicht war schmächtig, aber zugleich drahtig und muskulös, und seine Uniform sah aus, als würde er sie jeden Morgen stärken und bügeln und die Knöpfe an der Jacke polieren. St. James schätzte ihn auf Anfang zwanzig, und der Mann machte auf ihn den Eindruck, als wolle er es allen recht machen. Nicht gerade die beste Charaktereigenschaft für einen Polizisten, dachte St. James. Solche Typen waren leicht zu manipulieren.
    »Ah, Sie geben also ein Seminar über forensische Untersuchungsmethoden?«, fragte PC Schlicht, nachdem sie einander begrüßt hatten. Er führte St. James in eine Art Bahnhofscafé, wo auf einem Kühlschrank ein Zettel klebte mit der Aufschrift: Schreibt euren *#%*# Namen auf eure Butterbrottüte! Eine uralte Kaffeemaschine verströmte einen Duft, der an Kohlebergwerke aus dem 19. Jahrhundert erinnerte. Schlicht hatte offenbar sein Mittagessen unterbrochen. Der Rest seiner Hähnchenpastete lag noch in einem Plastikbehälter. Daneben stand ein kleinerer Behälter mit Himbeercreme.
    St. James brummte irgendetwas Zustimmendes, als Schlicht das Seminar erwähnte. Er hielt hin und wieder Vorlesungen an der University of London. Falls PC Schlicht sich bemüßigt fühlen sollte, Erkundigungen über ihn einzuziehen, so war alles, was er in Bezug auf seinen Besuch in Cumbria behauptete, verifizierbar. Er solle sein Mittagessen getrost fortsetzen, sagte St. James zu PC Schlicht, er wolle lediglich ein paar Details bestätigt haben.
    »Jemand wie Sie hätte wahrscheinlich lieber einen interessanteren Fall für so einen Vortrag«, bemerkte Schlicht, stieg mit einem Bein über die Rückenlehne eines Stuhls und setzte sich. Dann nahm er sein Besteck und machte sich über sein Essen her. »Der Fall Cresswell war von Anfang an eine ganz klare Sache.«
    »Aber Sie müssen doch zunächst einige Zweifel gehabt haben«, entgegnete St. James. »Schließlich haben Sie einen Kollegen hinzugezogen.«
    »Ach so, das.« Schlicht wedelte zustimmend mit seiner Gabel. Dann bestätigte er, was St. James vermutet hatte: Es war sein erster Toter gewesen, er habe sich keinen Schnitzer erlauben wollen, außerdem sei die Familie in der Gegend ziemlich bekannt. »Noch dazu steinreich«, fügte er hinzu, »wenn Sie wissen, was ich meine.« Er grinste, als verlangte der Reichtum der Faircloughs, dass die örtliche Polizei zu ganz bestimmten Schlussfolgerungen gelangte. Als St. James ihn fragend anschaute, sagte er: »Die Reichen haben ihre Eigenheiten, wissen Sie? Die sind nicht wie Sie und ich. Meine Frau zum Beispiel: Wenn die in unserem Bootshaus eine Leiche finden würde – also, nicht dass wir ein Bootshaus hätten –, dann würde die schreien wie am Spieß, die würde komplett durchdrehen, und selbst wenn sie es schaffen würde, bei der Polizei anzurufen, würde am Telefon kein Mensch ein

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