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Glauben Sie noch an die Liebe

Glauben Sie noch an die Liebe

Titel: Glauben Sie noch an die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Philipp Burgard , Justus Bender
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einmal angetreten bist, dann musst du da durch.« Das ist bei mir auch heute noch so – wenn ich einmal angetreten bin, dann will und muss ich da durch.
    Stimmt es, dass Sie Ihrer Frau versprechen mussten, tausend Tage keinen Alkohol zu trinken, um RWE-Chef werden zu dürfen?
    Ja, das war der Deal. Gott sei Dank sind die tausend Tage vorbei.
    Was haben Sie denn gemacht, als die Frist abgelaufen war? Haben Sie sich dann direkt einen geballert?
    Nein, »ballern« kommt in meinem Leben nicht vor. Sagen wir es mal so: Wir saßen zu Hause, und ganz ehrlich: Es waren nur 999 Tage und 22 Stunden, weil ich an sich erst um Mitternacht etwas hätte trinken dürfen. Aber wir saßen dort vor dem Kamin, und um 22 Uhr sagte ich: »Jetzt haben wir noch zwei Stunden.« Da erwiderte meine Frau: »Komm, die zwei Stunden nützen auch nichts mehr.« Und dann haben wir als Erstes einen französischen Kräuterlikör getrunken. An dem Abend hat jeder von uns drei kleine Schnaps getrunken und ein bisschen Wasser, dann sind wir ins Bett gegangen.
    Also kein großes Gelage?
    Nein, die Feier fand drei Wochen später statt, da habe ich Leute eingeladen zu einer Tausend-Tage-Party.
    Was haben Sie da aufgefahren?
    Wein, Bier, Schnaps – was man wollte.
    Welche Weine trinken Sie im Normalfall?
    Ganz verschieden, das kommt auf die Tageszeit an, ob Wein allein oder Wein zum Essen. Als Roten trinke ich normalerweise am liebsten einen Bordeaux, und da eher Médoc, und Graves lieber als Saint-Émilion und Pomerol, wobei da auch gute Tropfen dabei sind. Und beim Weißen: Ich trinke gerne deutschen Riesling, aber ich trinke auch gerne ein paar schöne Chardonnays.
    Sie gelten offenbar zu Recht als Lebemann und besitzen auch ein Sternerestaurant, das »La Vie« in Osnabrück. Eingangs sagten Sie, der Kontostand sei für Sie nicht entscheidend, aber ohne ein solches Vermögen könnten Sie doch auch Ihre Freude am guten Essen nicht ausleben …
    Da liegen Sie mal wieder völlig daneben. Auch gutes Essen hat nicht immer mit Geld zu tun. Eine Bockwurst mit Erbsensuppe bei einer Treibjagd, die Sie aus einer Schale löffeln, kann Ihnen genauso viel Spaß machen wie ein tolles Sieben-Gänge-Menü. Was mich im Leben immer fasziniert hat, war die Abwechslung. Ich muss nicht unbedingt im Oktober frischen Spargel essen oder zu Weihnachten frische Erdbeeren. Ich gehe auch gerne Ski fahren im Winter, aber ich muss dafür nicht im Sommer nach Argentinien fliegen, um dort auf den Gletscher zu gehen. Mich freuen die Jahreszeiten mit ihrer Abwechslung.
    Das passt zu dem, was Sie vorhin zu ihrer Ehe gesagt haben. Sie wollen nicht immer nur Sonnenschein, Sie brauchen Abwechslung.
    Man wächst doch zum Beispiel an den überstandenen Krisen. Wenn ein Kind sehr krank war, wenn man am Bett gesessen hat, und hinterher war alles wieder in Ordnung – das sind Dinge, die einen zusammenschweißen. Ich glaube, Dinge machen dann glücklich, wenn man sich nach ihnen sehnt, und wenn sie etwas Besonderes sind.
    Kennen Sie Leute, die dieses »Besondere« schon nicht mehr schätzen können?
    Ich habe einen Freund in den USA. Der hat mir ganz stolz erzählt, dass er zu seinem sechzigsten Geburtstag Leute eingeladen hat und vier Wochen lang durch Frankreich gefahren ist, um in zwanzig Drei-Sterne-Restaurants zu essen. Das wäre für mich ein Gräuel. Damit das Erlebnis etwas Besonderes bleibt, darf es nicht zur Routine werden. Man muss sich auch für etwas krummlegen. Ich glaube, wenn jemand sagt, er sei wunschlos glücklich, dann muss er schon unglücklich sein.
    Gibt es denn einen Luxus, den Sie sich nicht leisten können?
    Davon gibt es viele. Den Luxus, mal auf den Mount Everest zu klettern, den kann ich mir körperlich nicht leisten. Ich habe auch meine Frau immer ein bisschen darum beneidet, dass sie sensationell Wasserski fährt, das hätte ich gerne ein bisschen besser gekonnt. Und, obwohl ich gerne Auto fahre und mit Oldtimern ganz gut zurechtkomme, würde ich gerne mal richtig kompetitiv Auto fahren, auf einer Rennstrecke.
    Ein weiterer Luxus, den Sie sich wegen Ihrer herausgehobenen Positionen nicht kaufen konnten, ist Zeit. Hat es zu Konflikten mit Ihrer Frau geführt, dass Sie so viel arbeiten?
    Das Problem war ja, dass meine Frau durch ihre Firma hier in Hamburg ortsgebunden war, während ich im Ruhrgebiet tätig war. Eine Zeit lang kam ich dann häufig in der Georgsmarienhütte unter, die liegt auf halben Weg von hier zum Ruhrgebiet.
    Viele Ehen zerbrechen an solchen

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