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Glauben Sie noch an die Liebe

Glauben Sie noch an die Liebe

Titel: Glauben Sie noch an die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Philipp Burgard , Justus Bender
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viel stärker wird, sind die Bande innerhalb der Familie. Wir haben drei Kinder. Und ich kann sehen, wie die Kinder die Werte, die ihre Eltern verkörpern, manchmal infrage stellen, dann aber auch in Teilen für sich annehmen. Das ist richtig beglückend.

SONYA KRAUS
    »Ich glaube, dass zu große Attraktivität viele Männer abschreckt«
    Das Haus von Sonya Kraus steht in der Frankfurter Nordweststadt, einer Retortenstadt aus den Sechzigerjahren, in der breitbeinige Jugendliche ihre Pitbulls spazieren führen und Polizisten in einer Zeit, als nachts in dem Viertel immer wieder Autos brannten, mit Maschinenpistolen bewaffnet auf Patrouille gingen. Die Straße, in der die Moderatorin lebt, liegt zwischen den Hochhaussiedlungen und offenen Feldern, auf denen im Frühling der Raps blüht.
    Wir klingeln an einer Tür, an der nur eine Hausnummer steht, aber kein Name. Zwei Mischlingshunde hüpfen bellend vor den Glasfenstern der Haustür auf und ab. Wie wir später erfahren werden, sind es Straßenhunde aus Griechenland, die Sonya Kraus nach einem Urlaub nach Deutschland mitgenommen und dadurch gerettet hat. Ihre Mutter öffnet die Tür und erklärt uns: »Sonya ist noch nicht da, sie kauft gerade Kuchen für Sie.« Sie führt uns in einen Lichthof, der, mit Glas überdacht, einem Gewächshaus ähnelt. Tropische Pflanzen und Palmen wachsen hier, wir sitzen auf marokkanischen Sitzkissen an einem halb fertig gedeckten Tisch. Die Sonya Kraus, die in diesem Moment mit in Packpapier eingewickelten Kuchenstücken hereinkommt, ist eine andere als die Sonya Kraus aus dem Fernsehen. Ungeschminkt, mit locker geflochtenen Zöpfen und einem kugelrunden Babybauch. Sie ist zum Zeitpunkt unseres Gesprächs im achten Monat schwanger. Ihr erstes Kind, einen Sohn, hat sie im Juli 2010 zur Welt gebracht.
    Ohne Umschweife stellt sie den Kuchen auf den Tisch und sagt mit ihrem ruppigen Charme: »So, hier, verteilt das mal, ich komm gleich wieder.« Dann serviert sie Eiscreme zum Frühstück, auf die sie gerade Heißhunger hat, wie sie sagt. Vielleicht wären solche Normalitäten keine Erwähnung wert, wenn Sonya Kraus sich in ihren Sendungen nicht so viel Mühe geben würde, eine andere zu sein: eine schöne, glatte, vor Freude sprudelnde Blondine.
    Frau Kraus, wenn man Sie im Fernsehen sieht, sehen Sie immer blendend aus und verbreiten allgemeine Heiterkeit. Ist es manchmal anstrengend, diese Rolle zu spielen?
    Da bediene ich, was von mir erwartet wird. Aber es fällt mir nicht schwer, fröhlich zu sein. Das ist keine aufgesetzte Fassade. Ich habe aus meiner Lebensgeschichte meine ganz persönliche Philosophie gezogen, weil ich früh mit Tod und Teufel konfrontiert wurde. Schon als Kind musste ich lernen, mit sehr herben Schicksalsschlägen umzugehen. Wer früh erfährt, dass das Leben endlich ist, kann auch zwischen echten und unechten Problemen unterscheiden.
    Was sind denn die echten Probleme?
    Der Tod von Menschen, die man liebt.
    Was ist passiert?
    Mein kleiner Bruder ist mit zehn Monaten am plötzlichen Kindstod gestorben, als ich sechs Jahre alt war, und mein Vater hat sich das Leben genommen, als ich elf war.
    Liegt hinter der Fröhlichkeit, die Sie nach außen zeigen, also eine mindestens ebenso große Traurigkeit?
    Dahinter liegt einfach die Erkenntnis, dass das Leben schöner ist, wenn man sich ein sonniges Gemüt zulegt und die Brunnenschächte einer potenziellen Depression einfach überspringt. Manchmal werde ich gefragt: »Frau Kraus, Sie sind immer so ungewöhnlich fröhlich. Gibt es nicht auch nachdenkliche Momente in Ihrem Leben?« Und dann antworte ich gerne ironisch: »Nein! Niemals! Wie kommen Sie denn da drauf?«
    Weil Sie alles tun, um den Eindruck zu erwecken, sie hätten eine rundum sorglose Lebenseinstellung.
    Diese positive Einstellung zum Leben ist aber das Resultat unendlicher Nachdenklichkeit. Ich bin im Nachhinein sehr dankbar, dass ich so früh mit Tod und Teufel konfrontiert wurde. Hätte ich diese Erfahrung nicht gemacht, wäre ich sicherlich ein anderer Mensch geworden.
    Nicht so stark vielleicht.
    Das hat nichts mit Stärke zu tun.
    Man merkt Ihnen eine gewisse Willensstärke aber an, Sie sind oft sehr resolut.
    Ich bin vielleicht gefestigt, weil ich weiß: Außer, dass plötzlich ein Mensch stirbt oder schwer erkrankt, der mir nahesteht, kann mich so schnell nichts erschüttern. Alles andere ist kein echtes Problem.
    Ihr Markenzeichen im Fernsehen ist Ihre Unverfrorenheit. Sie steigen vor laufenden Kameras

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