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Glauben Sie noch an die Liebe

Glauben Sie noch an die Liebe

Titel: Glauben Sie noch an die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Philipp Burgard , Justus Bender
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Junge, wenn ich mich provoziert fühle. Manchmal muss ich ihn dann durch drastisches Ausrasten dazu bringen, eine Sache mal ruhig und ernsthaft und ohne Späßchen anzugehen. Das ist natürlich aufregend, erregend, anstrengend. Aber das Schöne daran ist, dass es nie langweilig wird mit uns zwei. Das war eigentlich auch das schönste Kompliment, das er mir vor ein paar Jahren gemacht hat: »Mit dir ist es keine Minute langweilig.«
    Das ist schön.
    Und das Kompliment kann ich ihm ja auch zurückgeben. Das heißt nicht, dass wir nicht auch mal schweigend im Bett liegen und in die Glotze gucken …
    Sonya Kraus niest laut – und flucht. Ihre Hunde schrecken auf, legen die Schnauzen aber schnell wieder auf ihre Pfoten und dösen weiter. Wegen ihrer Schwangerschaft dürfe sie ihre Erkältung nicht behandeln, sagt sie, nicht einmal Nasentropfen seien erlaubt. Ihr Babybauch, der während des Gesprächs vom Tisch verdeckt wird, sieht aus wie ein Medizinball, den Kraus unter ihrem Oberteil versteckt. Ihre Beine und Arme sind trotz der Schwangerschaft so schlank, wie man sie aus dem Fernsehen kennt.
    Was hat Sie sicher gemacht, dass dies der Mann ist, mit dem Sie noch ein Kind bekommen möchten?
    Nichts. Der war halt grade da. (Lacht.)
    Im Ernst?
    Nee. Zum Glück war mein Freund aber intelligent genug, mir diese Entscheidung zu überlassen. Es ist grundsätzlich immer die Entscheidung der Frau, weil sie viel mehr investiert als der Mann. Ich habe ehrlich gesagt nicht erwartet, dass es so gut klappen würde. Immerhin bin ich bei Kind Nummer zwei neununddreißig Jahre alt.
    Aber was hat Sie sicher gemacht?
    Dass wir eine so lange Beziehung haben. Ich habe das Gefühl, wir sind eine Familie, auch wenn wir nicht verheiratet sind. Und ich weiß einfach, dass mein Freund ein guter Mensch ist.
    Paare erleben eine Schwangerschaft oft als große Belastung für die Beziehung. Wie ist das bei Ihnen?
    Ich kann verstehen, warum viele Paare sich in der Schwangerschaft streiten. Als Frau beschleichen einen extreme Ängste: Was wird aus meinem Job? Was wird aus mir? Wie überlebe ich die Geburt? Es sterben immer noch Frauen bei der Geburt! Ist das Kind gesund? Und dann wacht man nachts auf, weil die Blase nur noch ein Fassungsvermögen von fünf Millilitern hat, und liegt wach, während der Partner selig neben einem schläft. Das macht einen so wütend. Man denkt sich: »Wie ungerecht ist das eigentlich?« Wir Frauen werden fett, bekommen Besenreiser, müssen kotzen – das ist einfach nicht fair! Und Männer bekommen ein süßes Baby, sozusagen fertig in der Geschenkverpackung präsentiert. Nach fünf Minuten Vergnügen! Mutter Natur ist eine ungerechte alte Schlampe!
    Streiten Sie deswegen?
    Ich bin ein altes Schlachtross. So eine Phase von neun Monaten bringt mich nicht aus der Ruhe.
    Das muss man sich wahrscheinlich immer wieder sagen.
    Man muss die Intelligenz besitzen, zu sagen: »Okay, das ist eine Phase, die geht vorbei, es wird wieder schöner.« Ich kann die Phasen einer Beziehung nur schlecht in Worten ausdrücken, vielleicht besser in Farben: Es beginnt mit dunkelrot, in der Babyphase wird die Beziehung blau und rosa, und dann wird sie moosgrün oder wiesengrün und schließlich ganz ruhig und blau. Das ist auch wunderschön, das ist nicht weniger schön als das Dunkelrot am Anfang. Man arbeitet, glaube ich, das ganze Farbspektrum der Emotionen ab.
    Sie haben vorhin betont, wie wichtig Ihnen finanzielle Unabhängigkeit ist und dass Sie nicht heiraten möchten. Haben Sie Angst davor, Ihre Freiheit zu verlieren?
    Das klingt so nach einsamem Cowboy, aber das bin ich nicht. Es ist einfach Realismus. Ich sehe die Welt nicht rosarot, wie Paare es oft tun in der ersten Phase der Liebe. Da steht man ja wie unter Drogen.
    Mit anderen Worten: Sie sind keine Romantikerin, sondern eher der pragmatische Typ?
    Das Romantische am Heiraten ist die Party danach, und die kann man auch ohne Hochzeit haben. Ich war kürzlich auf einer Hochzeit, auf der der Pfarrer sagte, dass im Ballungsraum München ohnehin jede zweite Ehe geschieden werde. Mein Freundeskreis ist jetzt so weit, dass viele Paare sich wieder scheiden lassen. Ich hätte keine Lust auf diese Termine bei Anwälten und Gerichten. Sollten mein Freund und ich uns jemals trennen, dann heißt es einfach: »Ich gehe hierhin und du dahin und auf Wiedersehen.«
    Man muss es sich natürlich leisten können, nicht zu heiraten.
    Ganz klar. Eine Heirat ist eine finanzielle Absicherung. Ich würde

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