Glauben Sie noch an die Liebe
gute Miene zum bösen Spiel.
Nein, denn das wäre Schauspielerei. Es geht darum, dass du tatsächlich lächelst. Lächle in den Tag, dann nimmt das dein Gehirn wahr, und der Serotoninspiegel steigt.
Macht das glücklich?
Mich macht glücklich, dass ich mit einer gewissen Furchtlosigkeit durchs Leben gehe.
Die Ernsthaftigkeit, mit der Sonya Kraus spricht, mag manchen überraschen. In der deutschen Fernsehlandschaft benimmt sie sich zuweilen wie die Karikatur einer Blondine: Stark geschminkt und mit tiefem Ausschnitt badet sie beispielsweise vor einem Millionenpublikum in Champagner oder mimt, indem sie sich auf einem weißen Tierfell räkelt, in so übertriebener Form das laszive Dummchen, dass ihr kein Zuschauer glauben mag, diese Kunstfigur habe auch nur ansatzweise etwas mit ihrer Persönlichkeit zu tun.
In ihren Hörbüchern spricht Sonya Kraus auf einer sehr einfachen Ebene über die Liebe. Dort vergleicht sie das männliche Genital mit einem Joystick, an dem sich Männer nach Belieben manipulieren lassen. Vielleicht hat Sonya Kraus manchmal das Gefühl, solche Pointen würden von ihr erwartet. Immerhin begann ihre Karriere als Buchstabenfee in der Quizsendung »Glücksrad«, deren meist stumme Rolle darin bestand, in engen Abendkleidern neben einer leuchtenden Buchstabenwand zu stehen und einer drögen Ratesendung etwas Glamour zu verleihen. Dass hinter der heiteren Fassade eine große Traurigkeit steht, vermag sie gut zu verstecken.
Frau Kraus, empfinden Sie die meisten Menschen als zu kleinkariert?
Ich kann nachvollziehen, warum die meisten Menschen so sind, wie sie sind. Auch ich raste mal aus, wenn ich einen Schlüssel verloren habe, und brülle herum. Ich weiß aber, wie ich mich da wieder raushole, zum Beispiel durch ein aufmunterndes Selbstgespräch im Spiegel: »So, jetzt beherrsch dich mal, fahr dich runter, was ist eigentlich Schlimmes passiert?« Meistens kann ich dann herzlich darüber lachen, obwohl ich vorher in Tränen ausgebrochen bin vor lauter Aggressivität. Das Schöne daran ist, dass mein Partner in dieser Hinsicht sehr robust ist.
Er erträgt es, wenn Sie ausrasten?
Nein, er ist einfach entspannt. Wenn die Welt übermorgen unterginge, würde er fragen: »Und was machen wir morgen?« Das ist schön. Deshalb halten wir uns in unserer Beziehung mit Kleinigkeiten, die schiefgehen, gar nicht auf. Das heißt nicht, dass ich mich nicht darüber ärgere, wenn ich gegen einen Pfosten gefahren bin und mein Auto eine Beule hat. Aber wenn niemand gestorben ist, habe ich im Hinterkopf eine Bremse, die ich aktivieren kann: »Stopp, Sonya, es reicht!«
Wenn es um die Liebe geht, zweifeln viele Menschen an ihrem Aussehen. Das Problem haben Sie, als jemand, der auch wegen seiner Attraktivität im Fernsehen erfolgreich ist, vermutlich überhaupt nicht.
Das würde ich jetzt gerade gar nicht unterschreiben. Es ist ja nicht angenehm, auf seine 3-D-Ansicht reduziert zu werden.
Jemand, der sehr hässlich ist, würde das wahrscheinlich nicht als Problem empfinden.
Ich will damit sagen, dass auch einem Model das Aussehen im Wege steht, genauso wie jemandem, der angeblich hässlich ist. Wenn sich alle vom Aussehen blenden lassen, ist das ein seltsames Gefühl.
Sind Sie denn selbst davor gefeit?
Mittlerweile schon. Einmal war ich als Model für einen sehr hochwertigen Herrenausstatter gebucht und sollte als modisches Accessoire neben den Herren auf den Fotos stehen. Ich kam in den Raum, in dem acht der bestbezahlten männlichen Topmodels der Welt saßen. Es gab den Surfertyp, den Latin Lover, den Black Beauty und daneben den englischen Lord. Alle acht waren unfassbar schön, ich war hin und weg.
Also ging es Ihnen auch so.
Moment! Innerhalb kürzester Zeit hatten sich sieben der acht als Partner für jegliche Form von Zeitvertreib disqualifiziert. Die hatten alle große Macken und waren mit mir nicht auf einer Wellenlänge. Übrig blieb nur der englische Lord mit Sommersprossen und roten Haaren, der so gar nicht mein Typ war, aber mit dem ich heute noch in Kontakt bin. Das war eine große Lehre für mich. Ich genieße Schönheit, aber ich schaffe es, sie zu übersehen.
Hatten Sie je Angst, dass Ihrem Partner die Optik zu wichtig sein könnte?
Sie verwechseln etwas. Ich bin nicht schön, ich muss mich schön machen. Wie ich im Fernsehen rumlaufe, das ist meine Arbeitskleidung. Privat komme ich aus der Jeans gar nicht mehr raus. Mein Kerl hat sich sogar mal bei mir beschwert: »Ich möchte auch mal
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