Gleich bist du tot
Nähe, glaub’s mir.«
»Entspann dich, Mann«, sagte Randy, der Schlagzeuger. »January hat recht. Sie werden uns lieben.«
»Das hoffe ich«, sagte Nick, beließ es dabei und trank sein Bier aus.
Die Tür ging auf. Richardson, der alternde Rocker, der den Laden betrieb, kam herein und brachte ein Tablett mit Käse-und-Gurken-Sandwiches, das Randy vor einer halben Stunde bestellt hatte.
»Tut mir leid, dass ich so spät komme, Leute, aber das da unten ist ein Hexenkessel. Wir sind knallvoll und können keinen mehr reinlassen.«
»Geht schon klar«, sagte Randy und griff sich hungrig gleich zwei Sandwiches, sobald Richardson das Tablett abgestellt hatte.
»Siehst du? Ich habe dir doch gesagt, das läuft«, sagte January zu Nick. »Ich weiß genau, das wird einer von den Gigs, die du so schnell nicht wieder vergisst.«
Nick sagte nichts darauf, aber er widersprach ihr auch nicht. Er griff nach seiner Gitarre und arbeitete ein bisschen an dem neuen Song, von dem er ihr schon erzählt hatte. Die Idee dazu sei ihm auf dem Flug von L. A. gekommen, hatte er gesagt. January schenkte sich noch einen JD ein und sah, wie Nick sich konzentriert über das Griffbrett seiner Gitarre beugte, um sich durch den Lärm, der von unten heraufdrang, zu hören. Nick machte sie ganz verrückt mit seinem besessenen Perfektionismus. Er machte sie alle ganz verrückt. Aber was da aus seinem Kopf und seinen Fingern kam, entschädigte sie jedes Mal aufs Neue.
Kerr fand Emma Smith im Kontrollraum des CID, einem offenen Großraumbüro, das den einfachen Detective Constables zugewiesen war. DCS Salter hatte vor Jahren, zum großen Ärger sämtlicher DCs, ein »Hotdesking«-System eingeführt, die Mehrfachnutzung von Tischen und Computern. Zu den Stoßzeiten des Tages konnte es leicht passieren, dass kein Telefon, kein Computer, kein Tisch, ja nicht mal ein Stuhl frei war, auf dem man seinen Hintern parken konnte. Donnerstagabends um neun gab es solche Probleme nicht. Der Großteil der Schicht befand sich ermittelnd außerhalb des Präsidiums, und nur eine Handvoll weiterer DCs benutzte den Raum gerade.
»Schon was Relevantes gefunden?«, fragte er sie.
DC Smith sah von ihrem Bildschirm auf. Sie hatte fast das gesamte Datenmaterial der Londoner Metropolitan Police über die drei bekannten Nordlondoner Opfer des Identitätsdiebstahls durchgearbeitet, aber bis jetzt war sie auf nichts Größeres gestoßen.
»Nichts, was wir nicht schon wussten, Chef«, sagte sie. »Zwei Männer, eine Frau. Alle in den Zwanzigern. Einer der Männer ist Arzt, der andere Klempner, die Frau, ob Sie es glauben oder nicht, ist Strafvollzugsbeamtin und arbeitet offenbar in Pentonville. Keine Vorstrafen, nichts, was die drei miteinander verbinden würde. Sie wohnen auch nicht in der gleichen Gegend.«
»Was zumindest irgendwelchen organisierten Datenklau aus ihren Mülleimern ausschließen dürfte«, sagte Kerr.
»Ja, das denke ich auch, vorausgesetzt, die Bande beschafft sich die Daten selbst, was nicht unbedingt der Fall sein muss. Daten werden geklaut, verkauft . . . Sie könnten ganz hinten in der Kette als Käufer auftauchen. Oder sie betreiben selbst irgendeinen computergestützten Betrug.«
»Hat die Met mittlerweile den Hintern hochgekriegt und selbst mit den Opfern gesprochen?«
Emma Smith wühlte durch den Papierstapel vor sich, zog die gefaxten Kopien der drei Aussagen heraus und gab sie Kerr.
»Wie ich sehe, haben alle drei zu Hause einen Computer«, sagte Kerr, als er die Aussagen überflogen hatte. »Aber sie behaupten, vorsichtig mit dem zu sein, was sie online tun. Alle behaupten, nicht so dumm zu sein, an unsicherer Stelle persönliche Angaben zu machen.«
»Keiner sieht gerne wie ein Idiot aus, oder? Und unten in London sind selbst Ärzte nicht unbedingt scharf drauf, der Polizei zu helfen.«
Kerr sah sich die Aussage des Doktors noch einmal an. Die persönlichen Angaben vorn enthielten einen IC 4 -Code, der einen Mann afroamerikanischer Abstammung bezeichnete. Die Londoner Polizei behauptete, innerhalb ihrer eigenen Reihen konsequent gegen alle Formen von Rassismus vorzugehen, aber draußen auf der Straße existierte er noch immer.
»Das ist ein guter Punkt, Emma. War der Arzt nicht der, den sie gleich verhaftet haben? Bevor er beweisen konnte, dass er weder in Crowby noch irgendwo in der Nähe war, als die Bande sich an Tracey Heald verging?«
Emma Smith nickte.
»Genau der ist es. Um sechs am Sonntagmorgen haben sie ihn aus dem
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