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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
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der Hits dabei war, dass er den Transporter auch in seiner Freizeit benutzen konnte. Die Karre war nicht groß, es war einer von den kleinen Fords mit kurzem Radstand, aber die Mädchen passten auf den Beifahrersitz, und Casper, Kenny und Mad Billy klemmten sich hinten rein. Das Beste an dem Transporter war sowieso, dass er nicht geklaut war und deshalb bei den Bullen nicht auffiel. Normalerweise interessierten Casper solche Überlegungen nicht, das hatte er Mad Billy gleich versichert, aber diese Scheiße war ernst: Da mussten Vorkehrungen und so getroffen werden, das war kein Spaß, so wie sonst. Sie würden diese Dreckskerle kriegen und ihnen eine Lehre erteilen, die sie so schnell nicht wieder vergaßen.
    Dave parkte oben an der Silver Street, wo abends keine Parkgebühren zu zahlen waren, wenn man denn eine Lücke fand. Das gehörte ebenfalls mit zum Plan: zentral parken, aber auch hier wieder so, dass der Wagen keine falsche Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie gingen zusammen zur High Street hinunter und trennten sich wie vereinbart. Die Mädchen, Mad Billys Perle Leslie und ihre Freundin Stacey, sollten im »Club Zoo« anfangen. Kenny und Dave würden es im neuen »Wetherspoon’s« in der Flowers Street probieren, und Casper und Mad Billy wollten die Pubs von einem Ende der Stadt bis ans andere durchkämmen und sich dabei auf die geschniegelten Läden konzentrieren, die sie eigentlich mieden wie die Pest. Läden, die zum Profil der Ärsche passten, hinter denen sie her waren. Das hatte Casper gefallen, ihr »Profil«, er hatte das Wort aus einem der Fernsehberichte und benutzte es, als er den anderen den Plan erklärte. Billy und Casper gingen in den »Brewer’s Rest«. Das war für Casper nicht unbedingt der wahrscheinlichste Anlaufpunkt für die Bande, aber sie hatten die Bude trotzdem mit auf die Liste gesetzt. Natürlich war Casper derjenige, der am ehesten einen von der Bande erkennen würde, aber auch die anderen hatten sich die Phantombilder und die Aufnahmen der Überwachungskameras angesehen. Im Übrigen war vereinbart, über Handy Kontakt zu halten. Casper schob sich durch die Herde von Anzugträgern vor der Theke, um die erste Runde zu holen, während Mad Billy einen Tisch aussuchte, von dem aus sie den Laden gut im Blick hatten. Der »Brewer’s Rest« war nicht nur bei den Bullen, sondern bei allen möglichen geleckten, gut bezahlten Typen beliebt. Es war genau, wie er es dem Bullen am Sonntagmorgen gesagt hatte, dachte Casper: Die Dreckskerle konnten nur hoffen, dass die Polizei sie am Kragen hatte, bevor sie den Jungs aus Woodlands über den Weg liefen.
     
    January trank gerne einen Schluck Jack Daniel’s vor dem Auftritt. Das war völlig abgedroschen und retro, das wusste sie, aber es war auch Teil der großen Tradition des Rock ’n’ Roll. Nick trank ein kleines, leichtes englisches Lagerbier, während der Rest der Band sich ein paar Flaschen Weißwein und zwei, drei milde, fast sinnlose Joints teilte. Das grüne Zimmer des »Wynarth Arms« lag im ersten Stock des Hauses, fast genau über der Bühne, sodass der Bass der Vorgruppe direkt unter ihren Füßen dröhnte und die Decke so stark vibrieren ließ, dass man glauben konnte, die ganze Konstruktion würde irgendwann in sich zusammenbrechen. Keiner redete viel, alle bereiteten sich geistig auf den Auftritt vor, jeder auf seine eigene Weise. Perry saß allein in einer Ecke, nuckelte an einer Flasche Mineralwasser und lauschte ganz gebannt einem Stück auf seinem MP3-Spieler. Was immer es sein mochte, dachte January, es war wahrscheinlich nichts von Alice Banned und auch nichts von ihrem Vater.
    Nick fing schon wieder mit der Songfolge an und meinte, vielleicht sei ›Screwed Up‹ doch nicht die beste Eröffnungsnummer.
    »›Screwed Up‹ ist geil, Nick, es schlägt jedes Mal ein«, sagte January. »Entspann dich, der Auftritt wird super. Wie immer.«
    »Ja, aber wir sind in England, Jan. Heute Abend spielt die Band zum ersten Mal hier . . .«
    »Himmel, Nick. Du stammst von hier, ich stamme von hier. Das ist doch das Tolle an der Sache: California meets English cool. «
    Der Rest der Band, Bass, Schlagzeug und Keyboards, hörte ihrem Gespräch jetzt zu.
    »Und du bist sicher, dein alter Herr taucht nicht auf und verwandelt das Ganze in eine Zirkusnummer?«, fragte Nick und kam damit auf seine zweite große Angst zurück.
    »Als ich ihn zuletzt gesehen habe, lag er am Pool und dröhnte sich die Birne zu, Nick. Der kommt nicht mal in die

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