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Gleichklang der Herzen

Gleichklang der Herzen

Titel: Gleichklang der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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verführerischen Zauber konnte man nur schwer widerstehen.
    Obgleich der spanische Text ihres Liedes unverständlich blieb, beschwor der Gesang die Fiesta mit Tanz und Musik, mit Liebe und Begehren beim Lagerfeuer unter klarem Himmel. Als sie geendet hatte, schrien die Zuhörer vor Begeisterung und spendeten so viel Beifall, wie man ihn in Vauxhall nur selten erlebt hatte.
    Auch das zweite Lied, eine Zigeunerweise, zündete. Frauen schmiegten sich enger an ihre Begleiter, Männer lächelten genießerisch. Die Atmosphäre war so stark mit Sinnlichkeit aufgeladen, dass Ravella von einem unbestimmten Gefühl der Scham gepackt wurde und am liebsten davongelaufen wäre.
    Wieder und wieder verneigte sich die Sängerin vor dem applaudierenden Publikum, nahm Blumensträuße in Empfang und warf der Menge Kusshände zu. Dann verschwand sie, und der Ansager verkündete, dass sie in der zweiten Hälfte des Programms noch einmal auftreten würde.
    Ravella ging hinter die Rotunde und ließ sich von einem Aufseher den Weg zu den Garderoben zeigen. Der Aufseher begleitete sie und klopfte an die Tür mit dem Namen der Señorita, aber niemand öffnete. Gleich darauf kam die Sängerin fröhlich und beschwingt die Treppe herauf und sah Ravella an der Garderobentür warten.
    „Sie wollen mich sprechen?“, fragte sie.
    Ihr Englisch war gut, und der leichte Akzent wirkte charmant.
    „Wenn Sie erlauben, Madam, würde ich Sie gern kennenlernen.“
    Die Señorita öffnete die Tür, und Ravella betrat die kleine Garderobe mit der stickigen, stark parfümierten Luft.
    „Meine Garderobiere holt mir Wein“, sagte die Señorita. „Nachdem ich gesungen habe, bin ich immer durstig. Haben Sie mich gehört?“
    „Ja, ich hörte Sie. Der Applaus war überwältigend.“
    „Das stimmt. Der Erfolg ist groß. Wie ist Ihr Name, bitte?“
    „Ravella Shane. Ich bin das Mündel des Herzogs von Melcombe und wollte Sie gern kennenlernen.“
    Die Señorita lächelte nicht mehr. Ihre Züge wurden hart.
    „Ich habe von Ihnen gehört, Miss Shane. Warum sind Sie gekommen?“
    „Ich hörte kürzlich, wie man über sie sprach. Mein Vormund bewunderte Sie.“
    „Und wie! Weiß der Herzog, dass Sie mich aufsuchen?“
    „Ich habe es ihm nicht gesagt, weil ich mich bis zum Nachmittag noch nicht entschlossen hatte.“
    „Aber nun sind Sie hier, und was denken Sie?“
    „Dass Sie sehr schön sind.“
    Plötzlich wandte sich die Señorita ihr zu. Ihre Augen hatten sich zu kleinen Schlitzen verengt. Um den Mund spielte ein grausamer Zug.
    „Ich weiß, warum Sie gekommen sind. Sie wollen herausfinden, warum der Herzog mich liebt. Si, si. Ich lese es von Ihrem Gesicht ab. Ich habe auch erfahren, wie Sie Ihrem Vormund nachlaufen, wie Sie nach London zu einem Fest gekommen sind, bei dem Sie nichts zu suchen hatten.“
    Sie sprach so heftig, dass Ravella unwillkürlich einen Schritt zurückwich.
    „O ja, ich weiß eine Menge über die reiche, kleine Miss Shane, aber Ihre dümmliche rosa-weiße Erscheinung schreckt mich nicht. Der Herzog gehört mir, ja mir, mit Leib und Seele. Sind Sie nun zufrieden? Wollten Sie das hören?“
    „Es … es tut mir leid“, stammelte Ravella erschrocken.
    „Leid, dass Sie hierhergekommen sind, Sie kleines Luder? Vielleicht ist es ganz gut so. Kehren Sie zurück in Ihre verwöhnte, wattierte Welt, und wagen Sie es nicht, mir noch einmal in die Quere zu kommen! Der Herzog gehört mir, und ich dulde keine Rivalin.“
    Ravella war jetzt bis zur Tür zurückgewichen. Niemals hätte sie sich vorstellen können, dass eine Frau so gehässig sein konnte.
    „Lauf nur weg, du blasses, leidenschaftsloses Baby!“, rief die Señorita ihr nach. „Vor dir fürchte ich mich nicht.“
    Dabei warf sie den Kopf zurück und lachte höhnisch.
    Ravella mischte sich nun wieder unter die Menschenmenge. Sie war wie betäubt und fühlte sich elend, so als habe jemand einen Kübel schmutzigen Wassers über sie gegossen. Sie wollte schnell zum Ausgang der Gärten, hatte sich aber verirrt und fand sich im Strom der Besucher vor der Rotunde wieder. Panik erfasste sie, aber sie nahm sich zusammen. Plötzlich hörte sie eine Stimme, die ihr verhasst war.
    Lord Wroxham fragte erstaunt: „Das kann doch nicht meine hübsche Cousine sein?“
    „Ich will gerade gehen, Sir.“
    „So früh? Und wo sind Ihre Freunde? Haben Sie sich mit ihnen gestritten? Allein dürfen Sie hier nicht fort.“
    „Das ist aber meine Absicht“, beharrte Ravella mit so viel Würde wie

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