Gleichklang der Herzen
Teller wurden fast unberührt wieder hinausgebracht. Romana war erleichtert, als endlich das Dessert kam.
Der Marquis lehnte den Portwein ab. „Ich möchte Brandy“, sagte er zum Butler.
Gleich nachdem ein Glas Brandy vor ihn auf den Tisch gestellt worden war, zogen sich die Diener zurück.
Romana wusste, dass auch sie jetzt aufstehen konnte.
„Ich denke, ich ziehe mich nun zurück, Mylord“, erklärte sie und erhob sich.
Der Marquis schien überrascht, dass sie sich richtig zu benehmen verstand. Doch er erwiderte: „Falls Sie in den Silbernen Salon gehen möchten, wo wir vor dem Dinner waren, werde ich in wenigen Minuten nachkommen. Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir miteinander sprechen.“
Während Romana im Silbernen Salon auf den Marquis wartete, spürte sie, wie sie immer nervöser und ängstlicher wurde. Sie betrachtete die kostbaren Vasen und Figuren, die auf den Tischen verteilt standen. Jedes Stück ist ein kleines Vermögen wert, überlegte sie. Und ich selbst habe nicht einen Penny, um aus diesem prächtigen Gefängnis zu fliehen und dahin zurückzukehren, wohin ich gehöre.
Die Sehnsucht nach ihrem Elternhaus legte sich wie eine Klammer um ihr Herz. Denn das Haus gehörte ihr ja nicht mehr. Doch würde es schon gut sein, in dem kleinen Dorf, zwischen den vertrauten Menschen ihrer Kindheit, zu leben. Das wäre ein viel größeres Glück, als hier im Luxus zu leben und Feindseligkeiten zu ertragen.
Der Marquis hasst mich, und ich hasse ihn. Doch müssen wir eine Lösung finden, denn so kann ich nicht weiterleben.
Der Gedanke an die Zukunft schien ihr so beängstigend, dass sie ihn nicht ertragen konnte.
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und der Marquis trat in den Salon.
Romana fühlte, wie ihr Herz vor Angst schneller schlug. Es kostete sie große Mühe, von dem Tisch, neben dem sie gerade gestanden hatte, zu einem Stuhl vor dem Kamin zu gehen. Sie ließ sich auf der äußersten Kante nieder.
Der Marquis trat zu ihr, und sie sah, dass er ein Glas mit Brandy in der Hand hielt. Es wunderte sie nicht, dass er trank. Das passte zu dem Eindruck, den sie von ihm hatte.
Er stellte das Glas auf den marmornen Kaminsims, lehnte sich gegen den Kamin und sah auf sie nieder.
Romana hatte den Eindruck, dass er sich vorher genau überlegt hatte, was er sagen wollte.
„Ich denke, wir sollten über unsere Zukunft sprechen“, begann er gleich. „Ich nehme an, dass Sie schon wissen, was Sie zu tun wünschen und was Sie fordern wollen.“
Der Ton seiner Stimme war unfreundlich. Offensichtlich erwartete er nun, dass sie große Forderungen an ihn stellen würde.
„Ich fordere nichts“, sagte sie hastig.
„Aber ich bitte Sie! Sie erwarten doch wohl nicht von mir, dass ich Ihnen das glaube“, erwiderte der Marquis. „Ich vermute, dass Kirkhampton Sie sehr genau über die Vorteile informiert hat, die Sie als meine Frau genießen.“
Romana erinnerte sich plötzlich wieder an Lord Kirkhamptons Äußerung: „Welch bessere Position könnten wir für Sie finden, als die Ehefrau von diesem Sarne zu sein?“
Sie hatte damals nicht verstanden, was er damit sagen wollte. Doch nun wusste sie, dass er auf ihre Rolle als Marquise von Sarne angespielt hatte.
„Ich will nichts“, erklärte Romana. „Außer, wenn es möglich wäre, dass ich nicht verheiratet sein möchte und nicht hier sein will.“
Der Marquis lachte. Aber sein Lachen klang unangenehm.
„Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass ich Ihnen das abnehme, Kirkhampton und Ihre kleine Freundin Nicole de Prêt haben mir eine sehr geschickte Falle gestellt, und ich war dumm genug, hineinzugeraten.“
„Ich bin sicher, dass Nicole nichts damit zu tun hat.“
Sie erinnerte sich daran, wie unglücklich und ängstlich Nicole gewesen war und dass sie voller Protest geschrien hatte, als Lord Kirkhampton sie schlug.
„Im Gegenteil“, erklärte der Marquis wütend. „Sie hat sehr viel damit zu tun. Sie war der Köder, und ich muss zugeben, dass ich Hals über Kopf in ihr Netz geraten bin.“
Er stieß einen tiefen Seufzer aus und fuhr dann fort: „Ich hätte natürlich misstrauisch sein müssen, als sie darauf bestand, das Abendessen in ihrer Wohnung und nicht in einem Restaurant einzunehmen. Und während ich meinen eigenen, mit einem Betäubungsmittel versehenen Rotwein trank, haben wohl Kirkhampton und Sie in einem Schrank versteckt nur darauf gewartet, mich ohnmächtig zu sehen.“
In seiner Stimme klang so viel Zorn
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