Gleichklang der Herzen
Abend die Dinge zeigen, die Sie mitgebracht haben. Darf ich vorschlagen, dass wir den Rest des Nachmittags dafür nutzen, eine Ausfahrt zu machen? Ich hatte mir vorgenommen, die Bauern im östlichen Teil meines Gutes aufzusuchen. Doch wenn Sie es wünschen, können wir das auch aufschieben.“
„Nein! Das ist wirklich nicht nötig“, antwortete Romana sofort. „Es ist heute so schöner Sonnenschein. Morgen kann es vielleicht regnen.“
„In einem solchen Fall würde ich mit rauchendem Kopf über meinen Griechisch-Büchern sitzen, damit Sie nicht etwa sagen können, ich sei ungebildet.“
„Dazu fehlt mir der Mut“, erwiderte Romana.
Als sie von ihrer Ausfahrt zurückkehrten, wartete Mister Barnham schon mit Briefen auf sie, die ein Reitknecht aus London von Sarne House gebracht hatte.
„Glückwünsche gehen ein, Mylord“, erklärte der Sekretär. „Und es sind schon mehr als fünfzig Pakete mit Geschenken eingetroffen.“
Der Marquis stöhnte.
„Bedeutet das, dass ich allen Bekannten Dankschreiben schicken muss?“
„Ich fürchte, ja. Doch um es Ihnen leichter zu machen, werde ich den Empfang der Präsente bestätigen. Sie können dann schreiben, wenn es Ihnen Ihre Zeit erlaubt.“
„Vielleicht kann ich Ihnen helfen?“, schlug Romana vor.
Der Marquis zögerte. Dann meinte er: „Warum nicht? Schließlich sind die Geschenke für die Braut und für den Bräutigam. Außer den nächsten Verwandten und einigen sehr engen Freunden wird es den Leuten egal sein, von wem sie den Dankesbrief bekommen. Sie werden wohl sogar erfreut sein, wenn die Braut persönlich schreibt.“
„Ich habe alle Briefe für Papa geschrieben, und ich wäre sehr glücklich, wenn ich es auch für Sie tun dürfte.“
„Ich werde sehr dankbar dafür sein“, antwortete der Marquis. „Wenn es etwas gibt, was ich zu tun verabscheue, so ist das, Briefe zu schreiben.“
„Und das Ergebnis davon ist, dass sie sehr kurz und sehr knapp gehalten sind“, meinte Mister Barnham lächelnd.
„Ich werde Ihnen alle die Briefe abnehmen, die Sie nicht schreiben wollen“, versprach Romana.
„Ich kann mir vorstellen, dass Sie das besonders gut machen“, erklärte der Marquis, und er fügte hinzu: „Sie wissen es noch nicht, Barnham, aber ich habe gerade etwas über die gnädige Frau erfahren.“
„Was sollte das sein?“, fragte Mister Barnham.
Der Marquis berichtete ihm nun, was der Lord Oberrichter ihm erzählt hatte.
„Aber natürlich! Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, woher ich den Namen Wardell kenne. Doch ich habe nicht einen Augenblick daran gedacht, dass Arnold Wardell ein Verwandter von Ihnen oder gar Ihr Vater sein könnte.“
Romana lächelte.
„Ich fürchte, dass ich jetzt sehr einfältig aussehe, weil niemand von mir glaubt, dass ich einen so klugen und gelehrten Vater habe. Das ist nicht fair.“
Sie sieht so jung und so reizend aus, dass niemand erwartet, dass sie auch Verstand hat, überlegte Mister Barnham.
Und er wusste, dass für den Marquis nichts besser und ermutigender sein konnte, als zu erfahren, dass seine Frau nicht irgendein unbeschriebenes Blatt war, wie er vermutet hatte, sondern dass sie als Tochter Arnold Wardells sehr viel Persönlichkeit hatte.
„Ich erinnere mich an einige Verse, die Ihr Vater aus dem Griechischen übersetzt hat“, sagte Mister Barnham zu Romana. „Ich fand sie einfach wundervoll.“
„Ich liebe sie auch sehr“, gestand Romana. „Ich habe manche davon schon als Kind auswendig gelernt. Und als ich meinem Vater dann beim Übersetzen helfen durfte, erlebte ich, wie sensibel er sein konnte. Und wie es ihm gelang, die tieferen Aussagen der Dichter ins Englische zu übertragen. Mir selbst schienen manche der griechischen Worte nicht übersetzbar.“
„Ich bedauere außerordentlich, Sie jetzt unterbrechen zu müssen“, wechselte Mister Barnham das Thema. „Doch einer der Gründe, weshalb ich Sie sprechen musste, ist, dass ich Ihnen mitteilen wollte, dass Mister Evan Stanley am Donnerstag fünfzig von seinen besten Pferden zum Verkauf anbietet.“
„Lieber Himmel!“, rief der Marquis. „Warum hat man mir das nicht eher gesagt?“
„Ich fürchte, Mylord, dass der Brief nach Sarne House gesandt worden ist. Dort hat er zwei Tage gelegen, und er ist heute Morgen erst hier angelangt.“
„Ich habe Stanley gesagt, dass ich an mindestens einem halben Dutzend seiner Rennpferde interessiert bin und auch an einer von seinen Zuchtstuten.“
„Ja, ich weiß es,
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