Gleichklang der Herzen
Mylord. Er hat Ihnen auch persönlich geschrieben. Aber wie ich schon sagte, der Brief kam mit Verzögerung hier an.“
„Sie sagten, dass der Verkauf am Donnerstag stattfindet?“
„Ja, Mylord. Mister Stanley schreibt in seinem Brief, dass Sie die Auswahl treffen können, bevor mit der Auktion begonnen wird.“
„Es besteht wohl kaum die Möglichkeit, dass ich dazu Gelegenheit habe“, meinte der Marquis nervös. „Oder haben Sie Vorschläge?“
„Ich habe, schon überlegt, es wäre wohl am besten für Sie und Mylady, morgen nach London zu fahren. Eure Lordschaft können entweder in Sarne House übernachten oder nach Baidock hinüberreiten, wo Mister Stanley seine Pferdeställe hat. Sie könnten in diesem Fall die Nacht im Gasthof ,Zum grünen Drachen’ verbringen, wie Sie es schon einmal getan haben.“
„Ja, natürlich, das werde ich tun. Dann hätte ich tatsächlich die Gelegenheit, mir die Pferde gleich früh am Morgen anzusehen, ehe mit dem Verkauf begonnen wird.“
Er unterbrach sich einen Augenblick, ehe er fortfuhr: „Ich möchte seine Rennpferde gern richtig einschätzen können. Es ist immer besser, wenn man sie direkt auf der Rennbahn beobachten kann. Drei davon möchte ich sehr gern in meinen Ställen haben. Die anderen kenne ich nicht.“
„Das würde dann eine gute Lösung sein“, meinte Mister Barnham. „Und wenn Sie sofort nach dem Verkauf wieder nach London zurückkehren, müssten Sie, gnädige Frau, nur eine Nacht allein in Sarne House verbringen.“
„Ich möchte Sie in keiner Weise stören“, erklärte Romana rasch. „Ich kann auch hier bleiben, wenn Ihnen das lieber ist.“ Mister Barnham sah den Marquis an, und beide dachten an Lord Kirkhampton.
„Ich denke, dass es besser ist, wenn Sie mit Seiner Lordschaft fahren“, meinte Mister Barnham. „Und bei dieser Gelegenheit könnten Sie doch ein paar Einkäufe machen. Mrs. Hughes hat mir schon mitteilen lassen, dass noch sehr viele Dinge in Ihrer Ausstattung fehlen.“
Romana lachte.
„Ich kann mir nicht vorstellen, was das für Dinge sein sollten. Ich habe noch nie eine solche Unzahl von schönen Kleidern besessen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich nie richtig entschließen kann, welches Kleid ich als Nächstes anziehen soll.“
„Ich bin sicher, dass Mrs. Hughes Ihnen eine Liste über die fehlenden Dinge aufstellen wird“, meinte Mister Bamham. „Ich werde mit Mrs. Mayfield zusammen zum Einkaufen fahren, doch ich fürchte, das wird ein recht teures Unternehmen.“
„Ich bezweifle, dass Sie so viel Geld ausgeben werden wie Seine Lordschaft beim Kauf der Pferde von Mister Stanley. Ich werde jetzt gehen und alles in die Wege leiten.“
In seinen Augen lag ein Blinzeln, als er den Marquis ansah und ihn fragte: „Ich bin sicher, Mylord, dass Sie sehr in Eile sind. Sie werden gewiss in Ihrem Kutschwagen, dem leichten Phaeton, reisen wollen, mit dem neuen Fuchsgespann. Und es würde mich sehr überraschen, wenn Sie Ihre eigene Rekordreisezeit nach London nicht noch verkürzen könnten.“
„Das ist genau meine, Absicht. Und ich hoffe, Romana, dass Sie nicht ängstlich werden, wenn wir in einer bisher kaum erreichten Geschwindigkeit fahren.“
„Ich werde die Zeit nehmen, Mylord, und es würde mich nur nervös machen, wenn es die Füchse nicht in einer Rekordzeit schafften.“
„Sie werden es schaffen, oder ich lasse sie gleich mit Stanleys Pferden verkaufen.“
Alle lachten. Mister Barnham dachte bei sich, dass seine beiden Schützlinge sich genau so verhielten, wie er es von ihnen erhoffte.
Als sie nach London fuhren, stellte Romana fest, dass sie sich auf dieser Fahrt ganz anders fühlte als auf der Reise von London nach Schloss Sarne.
Sie hatte damals verstört und halb benommen in der Kutsche gesessen und vor Angst gezittert. Ihre Gefühle waren wie erstarrt gewesen. Nur den Schmerz von dem Mal auf ihrer Wange hatte sie gespürt.
Nun konnte sie mit dem Marquis lachen und plaudern, ohne im Geringsten unsicher zu sein. Und seit dem vergangenen Abend wusste sie auch, dass sie vor ihm keine Angst mehr haben musste.
War es allein die Tatsache, dass sein Wissen um ihren Vater ihn jetzt weniger Furcht erregend und unheimlich machte?
Sie hatte ihm ein Gedicht gezeigt, das ihr Vater übersetzt hatte. Mit einigem Stottern hatte er es ins Griechische zurückübertragen. Dabei hatte er mehrmals offen zugegeben, dass er die bestimmte Bedeutung eines Wortes nicht mehr wusste.
Und als sie sich dann an die
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