Gleichklang der Herzen
belastet gewesen wäre.
Lady Delyth Maulden, die Tochter des durch seine Liederlichkeit verarmten Herzogs von Hull, war fünf Jahre zuvor wie ein Sturmwind über die gute Gesellschaft hereingebrochen.
Sie war ohne Zweifel eine betörende Schönheit. Die Stutzer und Gecken, die sich um den Hof von St. James scharten, stets bereit, einer neuen Schönheit zu huldigen, hatten sie zur ,Unvergleichlichen’ erhoben und ihre Reize in zahlreichen Trinksprüchen gepriesen.
Die Damen der Gesellschaft, in deren Häusern Lady Delyth empfangen wurde, entdeckten als Erste, dass sie es an Verworfenheit mit ihrem Vater aufnehmen konnte und dass ihre Zügellosigkeit selbst in diesem Zeitalter der Unmoral über das hinausging, was stillschweigend hingenommen wurde.
Ihre Liebhaber lösten einander in immer rascherer Folge ab. Obwohl sie versucht haben mochte, ihre Affären diskret abzuwickeln, wurden im White’s Club schon bald regelrechte Wetten darüber abgeschlossen, wen sie sich als nächstes Opfer suchen würde.
Der Herzog hatte zwar gehört, dass sein junger Verwandter und Erbe, Richard Wood, ihren Reizen erlegen sei, doch hatte er dem Gerede weiter keine Beachtung geschenkt.
Es könne dem Jungen nicht schaden, hatte der Herzog sich gedacht, am eigenen Leibe zu erfahren, wie Delyth ihm jeden Pfennig, den er besaß, und viele andere, die er nicht besaß, aus der Tasche ziehen würde.
Sollte Richard dabei seiner Illusion beraubt werden, würde er sicherlich vorsichtiger sein, wenn er das nächste Mal sein Herz verschenkte.
Nie aber war es dem Herzog in den Sinn gekommen, Delyth könnte es auf eine Ehe mit Richard abgesehen haben. Jetzt wurde ihm klar, dass er sich nicht viel klüger verhalten hatte als sein Erbe.
Es lag auf der Hand, dass Delyth Maulden glaubte, mit Richard einen besonders großen Fisch an Land gezogen zu haben, denn es war allgemein bekannt, dass der Herzog nicht nur einmal, sondern Dutzende von Malen erklärt hatte, er habe nicht die Absicht, jemals zu heiraten.
Eine solche Erklärung war für einen Mann seines Standes so ungewöhnlich und sensationell, dass sie eine allgemeine Neugier entfachte. Alle rätselten darüber, was den Herzog wohl bewegen mochte, Junggeselle zu bleiben, wo sich doch gemäß den Gesetzen und der Tradition des Adels sein ganzes Sinnen und Streben darauf richten sollte, einen Sohn zu haben.
Der Herzog aber tat nichts, um diese Neugierde zu stillen. Er ließ nur immer wieder verlauten, er habe nicht die Absicht zu heiraten. Nach seinem Tod, der gewiss noch viele Jahre auf sich warten lasse, würde Richard zweifellos seinen Platz einnehmen und bewundernswert gut ausfüllen.
Niemand wollte so recht daran glauben, dass der Herzog seinem Vorsatz treu bleiben würde.
Und doch waren vier Jahre vergangen, seitdem er den Titel geerbt hatte, ohne dass sich an seinen zahlreichen Liebesaffären mit schönen, geistreichen und unweigerlich mit einem Ehemann ausgestatteten Frauen etwas geändert hatte.
Trotz allem war der Familienstolz des Herzogs ziemlich stark ausgeprägt.
Als junger Mann hatte er nicht im Traum daran gedacht, dass der Titel je auf ihn übergehen würde, denn sein Vater war nicht der älteste Sohn, und sein Onkel hatte bereits einen Sohn und Erben und dazu die Aussicht, noch viele Nachkommen zu zeugen. Doch das Schicksal hatte es anders gewollt. Die Familie wurde von Unfällen und Krankheiten heimgesucht, sodass sich der Herzog zu einem Zeitpunkt, als er es am wenigsten erwartete, als Titelerbe wiederfand.
Ungeachtet seines nicht ganz einwandfreien privaten Lebenswandels, den er als eine höchst persönliche Sache ansah, die niemanden etwas anging, trat er in der Öffentlichkeit würdig und seiner Stellung entsprechend auf.
Seinen Pflichten kam er pünktlich und mit einer Förmlichkeit nach, die zuweilen geradezu Ehrfurcht gebietend wirkte. Daher bedeutete die Vorstellung, dass jemand wie Lady Delyth Maulden einmal Herzogin von Kingswood und Herrin seines Hauses werden würde, für ihn einen größeren Schock, als sein Freund Bevil Haverington vorhergesehen hatte.
„Verdammt noch mal! Wie kommt er denn bloß auf die Idee, Delyth heiraten zu wollen?“
„Dafür hat Delyth gesorgt. Richard ist ihr so verfallen, dass er ihr die Sterne samt Mond vom Himmel holen würde.“ Die Züge des Herzogs verhärteten sich.
„Seit wann weißt du davon?“
„Ich erfuhr es gestern Abend und dachte mir, ich erzähle es dir erst, wenn wir Gelegenheit haben, es in aller Ruhe und
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