Gleichklang der Herzen
Aufmerksamkeit des Herzogs über längere Zeit auf sich zu lenken.
Sein Gast hingegen war von ganz anderer Wesensart. Major Bevil Haverington war ebenso alt wie der Herzog, sah jedoch jünger aus als dieser, was vielleicht seiner Freude am Leben zuzuschreiben war und seiner einfachen, unkomplizierten Natur, die ihn befähigte, allem etwas Positives abzugewinnen.
In gewisser Hinsicht war es merkwürdig, dass die beiden miteinander befreundet waren, aber sie kannten sich schon sehr lange. Ihre Beziehung reichte bis in die gemeinsam verbrachte Schul– und Studentenzeit in Eton und Oxford zurück. Anschließend hatten sie während der langen, harten Kriegsjahre in Portugal in demselben Regiment gedient.
Viele der Männer, die an diesem Feldzug teilgenommen hatten, waren in kurzer Zeit um einige Jahre gealtert und konnten danach, wie im Falle des Herzogs, das Leben nie wieder mit unbefangenem Blick sehen.
Major Haverington hingegen hatte jede einzelne Phase der Kämpfe genossen. Als Berufssoldat hatte er auch anschließend, nach Kriegsende, nie die Absicht gezeigt, dem Regiment den Rücken zu kehren.
Der Herzog jedoch hatte sich nach dem Tod seines Vaters gezwungen gesehen, seinen Abschied zu nehmen, obwohl er einer der jüngsten Kommandanten gewesen war.
Er war nach Hause zurückgekehrt, um sich um seine Besitzungen zu kümmern und den ihm zustehenden Sitz im Oberhaus wie auch im Grafschaftsrat und bei Gericht einzunehmen.
Der Prinzregent hatte ihn mit offenen Armen empfangen, ebenso zahlreiche Mitglieder der ,Beau Monde’, der Eleganten Welt’, deren Verhalten überwiegend selbstsüchtige Gründe hatte.
Es war ungewöhnlich für den Herzog, mit nur einem einzigen Freund allein in Kingswood zu sein. Er hatte jedoch von seinem Verwalter unerwartet die Nachricht bekommen, dass seine Anwesenheit unbedingt erforderlich sei, und daraufhin kurz entschlossen Bevil Haverington eingeladen, ihm Gesellschaft zu leisten.
Dieser folgte der Einladung nur allzu gern.
Ein Grund dafür war die Tatsache, dass er gern mit seinem Freund allein war, um mit ihm über alte Zeiten zu sprechen, um Erinnerungen wieder aufleben zu lassen, die für die meisten ihrer Freunde überaus langweilig waren.
Schon bei ihrer Ankunft auf dem prachtvollen alten Herrensitz, der seit der Zeit Charles II. der Familie Wood gehörte, war dem Herzog aufgefallen, dass sein Freund sehr reserviert und zudem von einer gewissen Unrast getrieben war.
Der Herzog erwartete, nun gleich die Erklärung dafür zu bekommen, und er wusste auch, dass es sich, wenn schon nicht um etwas Unangenehmes, so doch um etwas handeln musste, das nicht zur Gemütlichkeit des Abends beitragen würde.
Er trank einen Schluck Portwein, ehe er seinen Freund ermunterte: „Los, Bevil, heraus damit! Wenn es etwas gibt, das ich nicht ausstehen kann, so ist es, das Schlimmste befürchten zu müssen.“
„So furchtbar ist es nun auch wieder nicht“, beschwichtigte ihn Major Haverington. „Andererseits wirst du nicht gerade begeistert sein.“
„Das wäre allerdings nichts Neues für mich“, meinte der Herzog in einem erneuten Anflug von Zynismus.
„Es handelt sich um Richard.“
„Das hätte ich mir gleich denken können.“
„Er benimmt sich wie der reinste Narr.“
„Auch das ist nicht weiter ungewöhnlich.“
„Diesmal ist es ernster, als du glaubst. Er hat Delyth Maulden einen Heiratsantrag gemacht, und sie hat ihn angenommen.“
Der Herzog erstarrte, ein Zeichen dafür, dass die Nachricht ihn unvorbereitet traf. Seine Reaktion war hart: „Ich wusste ja, dass Richard ein Dummkopf ist, aber dass er ein derartiger Idiot ist, hätte ich nicht für möglich gehalten.“
„Eines ist sicher, Delyth Maulden wird Richard nicht wieder freigeben, dafür hat sie einen zu guten Fang gemacht“, stellte der Major trocken fest.
Er spielte mit dem Stiel seines Glases und fuhr fort: „Seitdem Gosport sich geweigert hat, sie zu heiraten, ist sie ständig auf der Suche nach einem neuen Kandidaten von Rang und Namen gewesen.“
„Ja, Gosports Mutter konnte im allerletzten Moment einschreiten“, sagte der Herzog. „Delyth hatte ihn schon fast vor den Traualtar geschleppt.“
Beide schwiegen, während sie an den schwachen und gutmütigen jungen Marquis von Gosport dachten, der sich und seinen Titel der gefeiertsten und zweifellos raffiniertesten Schönheit ganz Londons zu Füßen gelegt hatte.
Beinahe hätte es damit geendet, dass er für den Rest seines Lebens mit ihr
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