Gleichklang der Herzen
unter vier Augen zu besprechen.“
„Was gibt es da zu besprechen?“, entgegnete der Herzog heftig. „Delyth Maulden hat von Richard ein Eheversprechen bekommen, und sie wird nicht zulassen, dass er sich seinem Versprechen entzieht.“
„Das steht zu befürchten“, musste Major Haverington ihm Recht geben.
Der Herzog saß völlig bewegungslos da. Sein Freund wusste genau, was in ihm vorging.
Diese Miene hatte er stets an ihm gesehen, wenn sie sich in einer strategisch unmöglichen Position einem zahlenmäßig weit überlegenen Feind gegenübersahen.
Und doch hatte er unter solchen aussichtslosen Umständen viele Male miterlebt, wie der Herzog scheinbar aus reiner Willenskraft seine Truppen vor dem fast sicheren Untergang bewahrte und zum Sieg führte.
Gleichzeitig war dem Major durchaus klar, dass Krieg und Liebe zwei verschiedene und nicht unbedingt miteinander vergleichbare Dinge waren und dass der junge Richard sich tief in diese Affäre verstrickt hatte.
Als der Herzog stumm blieb, sagte er schließlich: „Tatsächlich befinden sich die beiden im Moment gar nicht weit von hier. Sie sind auf Schloss Tring.“
„Ein guter Soldat, dieser Tring“, äußerte der Herzog ganz automatisch.
„Seit dem Ende des Krieges hat er sich ziemlich wild aufgeführt“, setzte Major Haverington hinzu.
„Seine Gesellschaften sind zu laut für meinen Geschmack. Für Delyth aber sind sie genau richtig.“
Der Herzog stellte sich die von Haverington angesprochene Art von Gesellschaften vor dem Hintergrund von Kingswood vor.
Die Vorstellung war ihm unerträglich.
Er wusste, wie betrunkene Gäste sich aufführten, männliche wie weibliche ohne Unterschied, und wie leicht dabei Kunstschätze in Scherben gingen, die nicht so einfach zu ersetzen waren wie ein angeknackster Ruf.
Er haute mit der geballten Faust auf den Tisch, sodass die Gläser klirrten.
„Ich werde es nicht zulassen! Hörst du, Bevil? Ich werde nicht zulassen, dass Richard dieses Frauenzimmer heiratet!“
„Und wie willst du es verhindern?“, fragte der Major schonungslos. „Kannst du dir nicht etwas einfallen lassen? Damals in Portugal, als wir zusammen kämpften, da stecktest du voller guter Ideen.“
„Tja, wenn wir noch in Portugal wären, dann könnten wir Delyth entführen lassen oder Richard an Bord eines besonders langsamen Schiffes nach Hause schicken“, erwiderte Haverington. „Aber wir sind jetzt in England und nicht mehr in Portugal.“
Der Herzog blickte den Major finster an.
„Wir müssen unbedingt etwas unternehmen. Du weißt doch, den jungen Morpeth hat sie so ruiniert, dass er sich aufs Land zurückziehen musste.“
„Ohne einen Pfennig“, ergänzte Major Haverington. „Nur sein Name ist ihm geblieben. Und Morpeth war nicht der Einzige. Aber was Richard angeht, so hat sie die Absicht, seine Frau zu werden. Und auch wenn du Delyth nicht magst, musst du doch zugeben, dass sie die Kingswood-Diamanten voller Anmut zu tragen wüsste.“
„Eher werfe ich jeden einzelnen Stein mit eigenen Händen in den See“, sagte der Herzog wütend.
Sein Glas war leer. Er wollte nach dem Portwein greifen, überlegte es sich jedoch anders und nahm den Brandy. „Der Gedanke, dass Delyth Richard und letztlich auch mich zum Narren machen könnte, regt mich derart auf, dass ich mich vergessen und einen Mord begehen könnte.“
„Nun, es gäbe eine ganz einfache Lösung.“
„Und die wäre?“
„Du musst selbst heiraten und einen Erben in die Welt setzen!“
Major Haverington hatte noch nicht ausgesprochen, als er ein Wetterleuchten im Antlitz seines Freundes sah, das ihm trotz ihrer langjährigen Freundschaft Angst machte. Was würde er zu dem Vorschlag sagen?
„Nicht einmal, um Richard zu retten und zu verhindern, dass aus Kingswood ein Nobelbordell wird, würde ich mich auf eine Heirat einlassen!“
„Aber warum denn nicht? Woher hast du nur deine lächerlichen Ansichten über Ehe und Familie?“, fragte Major Haverington.
Seiner Meinung nach war ,lächerlich’ eine milde Umschreibung für die Haltung des Herzogs.
Der Herzog von Kingswood war nicht nur einer der reichsten Männer Englands, mit einem Besitz gesegnet, um den ihn viele seiner Standesgenossen beneideten, sondern er war auch so attraktiv, dass die Frauen, die ihn verfolgten, es gewiss nicht nur auf seinen Rang oder sein Vermögen abgesehen hatten.
Die meisten liebten ihn um seiner selbst willen. Als der Major den Herzog so ansah, hörte er im Geiste, was ihm
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