Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gleitflug

Gleitflug

Titel: Gleitflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Gine Goemans
Vom Netzwerk:
Meikes Dreadlocks. Dolly hasste Dreadlocks.
    Bestimmt hasste sie auch schwarzen Lidschatten und Piercings.
    »Du hast noch Stroh im Haar.«
    Sie schüttelte ihre Zotteln. »Weg?«
    »Da ist noch was … nein, da.« Mit der freien Hand half er ihr, die Halme aus dem Filz zu ziehen. Auf dem anderen Arm wurde Wallie immer schwerer. Er wusste, dass Dolly sie beobachtete.
    »Jetzt komm doch!« Skiq stand neben seiner Mutter.
    Sie zwängten sich zwischen den Kindern hindurch.
    »Hallo, Gieles«, sagte Dolly und lächelte ihn freundlich an. »Gut vorbereitet auf das Match?«
    Nein, sie hat den Vibrator noch nicht vermisst. Dann wäre sie jetzt anders. Vielleicht benutzt sie ihn nie. Sah auch nicht benutzt aus. Andererseits, wie sieht ein benutzter Vibrator aus?
    Er lächelte verlegen. »Ach, ist ja nur eine Vorführung, nichts Besonderes.«
    »Nichts Besonderes ist gut. Eine Gans, die Tischtennis spielt. Ich hab in meinem Leben nicht viel gesehen, das so besonders gewesen wäre.«
    Sie drehte den Kopf zu Meike, als wäre mit dem zuletzt Gesagten auch sie gemeint. Aber von ihrem Gesicht war nicht abzulesen, welchen Eindruck Meike auf sie machte. Ihre Augen waren hinter der großen Sonnenbrille verborgen.
    »Das ist Meike«, murmelte er. Meike sah aus wie ein Gespenst, der schwarze Umhang ließ ihr Gesicht noch blasser wirken.
    »Das hab ich mir gedacht«, antwortete Dolly.
    Skiq humpelte mit den Klötzen herum und zeigte auf Meikes hohe Sohlen. »Kuck mal, Mama! Sie hat Klötze in den Schuhen.« Bewundernd und sehnsüchtig starrte er die Plateauschuhe an. »Kannst du damit den Moonwalk machen?«, fragte er dann ernst.
    »Den Muunwook?«, fragte sie ratlos. Ihr Akzent kam wieder stark durch, woraus Gieles schloss, dass sie sehr nervös war.
    Dolly ermahnte Skiq, den Mund zu halten. Dann wandte sie sich Meike zu.
    »Die Trockenlegung des Haarlemmermeer«, begann sie und setzte die Sonnenbrille ab, »war so um 1850. Aber du siehst eher nach Mittelalter aus.«
    Meike blickte sie völlig verwirrt an.
    »Solche Umhänge trugen die Leute im Mittelalter«, erklärte Dolly ganz ohne Spott oder Ironie. »Natürlich nur die Reichen, denn wer arm war, musste hart arbeiten, und das ging ja nicht mit so langen Gewändern.«
    Sie setzte sich kerzengerade hin und legte die Hand auf den Kopf des schlafenden Jonas.
    Gieles folgte ihrem Beispiel, legte die freie Hand auf Wallie und streichelte nervös ihre Brust.
    »Du möchtest also bei mir arbeiten, Meike. Wenn ich Gieles’ Onkel richtig verstanden habe. Dann kannst du allerdings keinen Umhang und keine Klotzschuhe tragen. Das ist unmöglich. In meinem Salon gilt schon so etwas wie ein Dresscode. Ist das ein Problem für dich?«
    Sie machte eine Pause und atmete einmal tief ein und aus. »Denn wenn das ein Problem wäre, bräuchten wir es gar nicht erst zu versuchen. Wir würden dann nur beide unsere Zeit verschwenden, und das gehört zu den Dingen, die ich mir wirklich nicht leisten kann. Es liegt also bei dir, Meike.«
    Sie sprach, ohne ein einziges Mal zu blinzeln, obwohl ihr die Sonne genau in die Augen schien. Gieles wagte Meike nicht anzusehen, weil er befürchtete, gleich ihre Sirene losheulen zu hören. Er strich wie wild über sein Haar, als könne er damit das eingetretene Schweigen beenden.
    Aber Meike brüllte oder kreischte nicht. Auch ordinäre Flüche kamen nicht über ihre Lippen. Stattdessen sagte sie nur: »Nein, das ist kein Problem für mich.«
    »Fein. Das freut mich«, antwortete Dolly und lächelte unerwartet herzlich.
    Gieles atmete auf.
    »Kriegen wir Pfannkuchen?«, fragten Skiq und Freek und hüpften vor ihrer Mutter herum.
    »Also gut. Alle einen Pfannkuchen.«
    Sie stand auf und setzte den schlafenden Jonas in den Buggy. Nicht ohne Schwierigkeiten schob sie ihn durch das Stroh, Gieles und Meike folgten ihr. Die Jungen liefen vor, kamen aber schnell wieder zurück. »Mami!«, flüsterte Skiq laut. »Da ist der fette Sitzsackmann!«
    Auch Gieles sah jetzt Waling auf dem Elektromobil. Aber warum hockte sein Vater neben dem linken Hinterrad? Und warum hatte Super Waling eine Art Jutesack mit einem Seil darum an?
    Mein Gott, er sieht aus wie eine Regentonne. Wieso kann nicht mal irgendetwas normal sein?
    Dolly begrüßte Willem und Fred herzlich, ignorierte aber Super Waling völlig. Sie drehte ihm den Rücken zu.
    »Schön, dass du Meike mitgebracht hast«, sagte Waling, der Dollys Unfreundlichkeit nicht zu bemerken schien. Er verlagerte seine Masse ein wenig, um

Weitere Kostenlose Bücher