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Gleitflug

Gleitflug

Titel: Gleitflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Gine Goemans
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Urururgroßmutter an war aus hartem Holz geschnitzt. All diese Frauen sind sehr alt geworden.«
    »Und steinreich«, rief Gieles fröhlich, ohne nachzudenken.
    »Wie kommst du denn darauf?«, fragte Super Waling, der bei Gieles’ Äußerung regelrecht zusammengefahren war. Er schien fassungslos.
    Gieles wollte antworten, dass er nur geflapst habe, aber stattdessen meinte er: »Das hatte ich angenommen. Herr Muntslag hat gesagt, du hast eine große Erbschaft gemacht.«
    Durch diese Erklärung wurde die Sache nicht besser. Super Waling schwieg und schaute auf seinen Leib, der noch nachbebte.
    »Ich habe dir etwas versprochen, du erinnerst dich. Ich wollte dir eine Erklärung geben. Für meinen enormen Umfang. Aber ich frage mich ernsthaft, ob du das alles unbedingt wissen musst. Meine persönliche Geschichte ist leider nicht sehr erfreulich.«
    Sie hörten ein schrilles Quaken. Die kleine Gans watschelte aus der Hütte mit den Toiletten und dem Waschraum heraus. Sie beobachteten das Tierchen, während es auf sie zukam. Dann schauten sie zu den drei jungen spottern hinüber, die ihren Posten am Wassergraben verlassen hatten. Zwei von ihnen stellten Teller auf einen Picknicktisch, der dritte beugte sich über einen Gaskocher. Er trug eine lächerlich große Pilotenmütze.
    »In meiner Zeit als Geschichtslehrer wollten fast alle Mädchen in der Schule Stewardessen werden. Und die Jungen Piloten.« Seine Fröhlichkeit hatte jetzt etwas Unnatürliches. Es war das erste Mal, dass er etwas über seine Lehrerzeit erzählte.
    »Meine Mutter war Stewardess«, sagte Gieles und hob das Gänschen auf seinen Schoß. Er ertappte sich immer öfter dabei, dass er in der Vergangenheitsform von seiner Mutter sprach oder an sie dachte.
    »Dadurch ist sie meinem Vater begegnet. Sie war hier gerade gestartet, und plötzlich schlugen Flammen aus einem Triebwerk, riesige Flammen!«
    In diesem Punkt übertrieb er maßlos. »Das Flugzeug musste sofort notlanden. Die Rettungskräfte standen schon bereit, auch mein Vater hat an der Piste gewartet. Er sollte sich mit den anderen um die Passagiere und die Besatzung kümmern. Und dann hatte er meine Mutter im Wagen.«
    Super Waling lachte, seine gute Laune war zurückgekehrt. »Toll. Ich sehe es direkt vor mir.«
    »Meine Mutter ist die Langstrecken geflogen, interkontinental.« Er umfasste behutsam die kleine Gans. Sie hatte die Augen geschlossen und gab ein schnurrendes Geräusch von sich.
    »Manchmal war sie zwei Wochen weg. Dann hat sich Onkel Fred um mich gekümmert, wenn mein Vater bei der Arbeit war. Sie hat immer Stifte und Luftballons für arme Kinder mitgenommen. Oder sie hat alte Sachen von mir irgendeinem Waisenhaus gegeben, aber manchmal waren es auch neue. Einmal hat sie meine Lieblingsjacke verschenkt.«
    Gieles roch Kerosinabgase und gebratene Eier. Die drei spotter hatten sich an den kleinen Klapptisch gesetzt. Ihre Beine passten nicht darunter.
    »Vor ein paar Jahren wurde sie dann entlassen. Sie hatte einen Rückflug verpasst. Es war nicht das erste Mal. Wenn sie in einem Waisenhaus half, vergaß sie die Zeit. Und damals hat sie mit diesen blöden Solarkochern angefangen.«
    Die Tränen stiegen ihm in die Augen, aber er wollte nicht weinen, deshalb sagte er: »In Afrika trägt sie so Tücher, die man auch auf Elefanten legt, wenn Touristen darauf reiten. Total hässlich … das Kostüm stand ihr viel besser …«
    Mit groben Bewegungen glättete er sein Haar, es waren fast schon Schläge auf den Kopf. Dann fragte er abrupt: »Wann war noch dieser Straßenmarkt?«
    »Ach richtig«, sagte Super Waling und nahm seine Tasche aus dem Korb. »Die Anmeldung.«
    Er reichte Gieles das Formular. »Hier trägst du eure Namen ein und hier die Unterschrift. Dann ist es ganz offiziell.«
    Er kramte in der Tasche. »Na, verflixt. Hab ich denn keinen Stift bei mir. Was bin ich für ein Reporter.«
    »Ich geh schnell ins Haus.«
    In der Küche drehte Gieles den Wasserhahn auf und trank so lange, bis sich sein Kopf abgekühlt hatte. Anschließend suchte er einen Kugelschreiber. Auf der gepunkteten Linie hinter dem Wort »Teilnehmer« schrieb er: »Gieles Slob und …«
    Die kleine Gans musste einen Namen haben. Sie konnte ihre erste Tischtennisvorstellung nicht namenlos geben. Ohne zu zögern, füllte er die Lücke hinter dem »und«. Dann las er laut: »Wallie.«

17
    Der Tag hatte heiß angefangen und würde anscheinend auch so enden. Gieles war bei den Jungen im Garten. Skiq und Freek

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