Gleitflug
packte sie direkt hinter dem Kopf und zerrte sie fort. Sie war viel schwerer, als er gedacht hatte. Sie holte mit ihren unausgewachsenen Flügeln aus, aber er schaffte es, sie auf den Boden zu drücken. Mit der einen Hand hielt er sie am Hals fest, während er sich mit dem Oberkörper auf sie legte.
Ein paar Minuten blieben sie so liegen, bis sie ihren Widerstand aufgab.
Langsam richtete er sich auf und ließ sie los. Sie schüttelte ihre Federn und watschelte beleidigt davon.
»Sie tut nichts mehr«, sagte Gieles zu dem jungen Mann, der sich immer noch auf dem Rasen krümmte.
»Die andern müssen auch weg«, jammerte er.
»Die tun wirklich nichts«, beteuerte Gieles, um ihn zu beruhigen. Aber er bestand darauf, dass auch die anderen Gänseverschwanden. Erst als alle vier in der Scheune waren, wagten sich seine Freunde wieder ins Freie.
Gieles betrachtete das Durcheinander. Der Kocher und der Plastikpicknicktisch waren umgefallen, Teller und Bierflaschen lagen zwischen Federn im Gras.
»Die … diese Gans hat gebettelt«, stammelte der spotter. Er hielt immer noch die Pfanne fest. »Und als wir ihr dann Wurst gegeben haben, wurde sie aggressiv. Erst hat sie die Teller leergefressen, dann hat sie alles umgeworfen und uns angegriffen.«
» ¡Que ganso!«, flüsterte der junge Mann neben ihm.
Alle drei trugen das gleiche Sweatshirt mit den Worten SPOTTERS INTERNATIONAL und einem Flugzeug im Steigflug darunter.
»Es tut mir sehr leid. Meine Gänse haben vorher nie jemanden angegriffen.«
Er stellte den Gaskocher wieder auf und nahm einen Teller aus dem Gras. Ameisen wimmelten zwischen den Ketchupresten.
»I go not to toilet«, wisperte der eine spotter .
»Ich auch nicht«, sagte der zweite, der dritte schüttelte den Kopf.
»Die Scheunentür ist abgeschlossen«, versicherte Gieles, aber sie flehten ihn an, sie zur Hütte zu begleiten, in der die beiden Toiletten, eine Duschkabine und ein Waschbecken untergebracht waren. Die Eingangstür war mit Aufklebern von Spotter -Clubs verziert. In der Nähe der Klinke klebte ein besonders großer, mit einem Wal, unter dem SOUTH AUSTRALIAN WHALE SPOTTERS stand. Den fand Gieles am schönsten. Die drei waren in null Komma nichts fertig; als sie herauskamen, blickten sie sich wie verängstigte Pferde um.
Er brachte sie zu ihren Zelten und ging dann zur Scheune. Sobald er in der Tür erschien, streckte die aggressive Gans dieBrust vor und begann zu fauchen. Gieles fauchte zurück, trieb sie in eine Ecke und nahm Wallie auf den Arm.
Wenig später ließ er sich erschöpft aufs Bett fallen, ohne seine Sachen auszuziehen.
Am nächsten Morgen waren die drei jungen spotter spurlos verschwunden. Sie hatten nicht bezahlt. Wo sie gezeltet hatten, hinkte Onkel Fred suchend über den plattgedrückten Rasen, als könnten sie sich darunter versteckt haben.
Gieles versuchte ihm zu erklären, was passiert war, ohne die Gans in einem allzu schlechten Licht erscheinen zu lassen. »Sie haben sie provoziert«, behauptete er.
Johan kam auf sie zu. Er ging wesentlich flotter als beim letzten Mal.
»Wir haben gestern Abend nichts gehört. Wir haben wie die Murmeltiere geschlafen.«
Er stemmte die Arme in die knochigen Hüften und schaute missbilligend auf den leeren Rasen. »Ich habe denen von Anfang an nicht getraut. Ich glaube, es waren Ausländer.«
Gieles sagte, er müsse weg, und wollte sich umdrehen, aber Johan packte ihn am Arm. Sein Griff war erstaunlich fest. »Hör zu, Gerard, wann schaust du dir denn mal meine Alben an?«
18
Willem Slob und Gieles waren auf dem Weg zum Informationsabend des Flughafens. Es ging um die Pyramiden. Onkel Fred kam nicht mit. Er nahm alles im Leben, wie es kam, mit oder ohne Pyramiden. Weil sein Vater schwieg, hielt auch Gieles den Mund. Wenn jemand immer nach Worten rang, sprach man mit ihm nicht gern über Probleme. Und Probleme gab es genug. Meike war schon seit Wochen nicht mehr zur Schule gegangen, sie blieb tagelang im Bett. Toon hatte immer noch keinen Vibrator gekauft, und in Somalia waren zwei ausländische Entwicklungshelfer entführt worden. Sein Vater hatte es von Ellen am Telefon erfahren. Gieles hatte vom Bett aus hören können, wie wütend er war; dass er brüllte, lag nicht nur an der schlechten Verbindung. Gieles zählte sechs »Himmelherrgottnochmal« und drei »lebensgefährlich«. Danach hatte er sich die Finger in die Ohren gestopft.
Heute Abend wollte er zwei weitere Blätter aus dem dritten Rizla-Album opfern. Er wusste
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