Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
Vom Netzwerk:
dir und esse Brot und Käse, bis mir schlecht wird.«
    Sie gab seiner Hand einen Klaps. Sind wir des Wahnsinns, dass wir mitten im Schrecken wie Kinder spielen? »Wie sehe ich jetzt aus?«
    »Schön«, sagte er und vergrub sein Gesicht, als wolle er lieber ihr Haar als Brot und Käse essen. »Wie Muirne, die Königin in meinem Wald.«
    »Dein Vater gibt ein Fest für dich. Wird er nicht wütend sein, wenn du nicht kommst?«
    »Soll er wüten wie der Schneesturm«, sagte Sandy Og mit dem Gesicht in ihrem Haar.
    Dafür drückte sie ihn an sich, küsste ihm den Hals und wollte nicht mehr spielen wie ein Kind. »Ich richte dir Brot«, sagte sie. »Und Wasser zum Waschen. Und du beeilst dich mit beidem.«
    Er lachte, verlegen und rotzfrech zugleich. »Muss ich mich waschen?«
    Sie küsste seine Wange. »Und ob.«
    Als sie ihm später den Zuber füllte und zusah, wie er sich auf linkische Weise alles vom Leib riss, beschloss sie: Einerlei, was du getan hast und was du noch tun musst: Ich will keinen Winter wie den letzten. Dieser soll ein Winter sein, in dem uns beiden warm ist, in dem dir in den Nächten Kerzen brennen und in dem wir stark werden für das, was uns bevorsteht .

    Trommeln in der Frühe. Trommeln zu Mittag, Trommeln, die von der Dämmerung bis in die Nacht hallten. Rob ertrug die ewigen Schläge nicht länger, die auf seinen Schädel prasselten, sie hämmerten durch seinen Schlaf und trieben ihn zur Raserei. MacKay war mit seinen Männern aufgebrochen; Argyll hatte den größten Teil seines Regiments abgezogen und nur die jammervolle Kompanie unter Robs Befehl auf der Garnison belassen. Die versprochenen siebenhundert Wachposten waren nieeingetroffen, lediglich das neue Bataillon, das Hill unterstellt war, und die Männer, die den Schutzwall bauen sollten – Seeleute, die sich zu schade dazu waren, in Schlammlöchern zu graben. Man hätte sie zur Arbeit peitschen müssen, aber das Peitschen schwächte Kräfte, und von dem Hering, Mehl und Whisky, die der Garnison geliefert worden waren, ließ sich ohnehin kein Mann stark und gesund halten.
    Gesund waren die Männer längst nicht mehr. Schon im August hatten die ersten angefangen, Blut zu scheißen. Zu Dutzenden hockten sie auf Latrinenbalken, hielten sich die Leiber und heulten; eine Wolke bestialischen Gestanks ballte sich über dem Lager, und im September wies Hill einen Trupp Gefreiter an, rings um den zu langsam wachsenden Wall ein Feld von Gräbern auszuheben.
    Zu alldem trommelten sie. Graugänse zogen in Schwärmen übers Moor, und in ihr Schreien mischten sich die Schläge, als markierten sie den Puls der Zeit. Hill bat Rob, regelmäßig Trommler in die Berge zu führen, um die Rebellen einzuschüchtern, und der Lärm schlug ihm die Ohren für den Rest des Tages taub. Die Rebellen aber zeigten sich nicht eingeschüchtert, sondern fuhren unverdrossen fort, in Atholl Versorgungstrupps zu überfallen und das bisschen Fleisch und Fett zu stehlen, das für die Garnison bestimmt war, sie sandten Späher in die Wälder von Corpach und dachten nicht daran, auf dem Fort ihre Kapitulation zu erklären und die Waffen niederzulegen.
    Es war Breadalbane, der ebendarauf gehofft hatte und von Tal zu Tal zog, um den Clanchiefs Geld dafür anzubieten, dass sie sich ergaben. Hill hoffte ebenfalls darauf, und Rob, wenn er es sich eingestand, nicht minder. So wenig es ihm schmeckte, dass dem MacIain und seinen Spießgesellen noch Zucker in die Ärsche geblasen werden sollte, so sehr sehnte er sich nach einer Lösung, die ihm gestattet hätte, erfolgreich nach Glenlyon zurückzukehren. Je länger er in Inverlochy ausharrte, desto sehnlicher wünschte er, noch einmal leben zu dürfen, wie er einst gelebt hatte. Wie schön es doch gewesen war, mit wenig auszukommen, aber das wenige – ein Tropfen Wein aus einer hübschen Flasche, ein Fleischgericht, das Lächeln eines Mädchens – zu genießen! Arm zu sein, doch geachtet. Zu wissen, dass Meggernie noch stand, dass sein Opfer es vor Missbrauch bewahrt hatte und dass einer seiner Nachkommen es sich zurückholen würde. Warum hatte er sein Glück nicht zu schätzen gewusst?
    Was ihm hier bevorstand, vermochte er nicht zu erfassen, doch jeder Schlag der Trommeln hämmerte ihm ein, dass das Leben, das er bisher geführt hatte, damit zu Ende war. Wenn es keinen Frieden mit den Rebellen gab, wenn er und Hill vergebens darauf warteten, dass das dunkle Grollen der Pfeifen den Besuch eines Chiefs ankündigte, dann herrschte

Weitere Kostenlose Bücher