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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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ausgesetzt waren. Weshalb sollte er nicht einmal mit einem Mann darüber sprechen, der mit denselben Dämonen kämpfte und deshalb Mitgefühl beweisen würde, wo die Männer Gottes unberührt blieben? Sobald Melfort sein Anliegen vorgetragen hatte, wollte James sich ihm anvertrauen. Erleichterung löste ihm die Zwinge um die Brust. Er hieß Melfort, sich nicht aufzuhalten, sondern frei zu äußern, worin er der Hilfe seines Königs bedurfte.
    »Um meine Person geht es wenig«, bekannte Melfort. »Vielmehr wünsche ich, Majestät zu bitten, zwei Herren zu empfangen, die sich auf sehr weitem und gefahrvollem Weg hierher begaben.«
    »Wenn denn Herren, um Uns zu sehen, gefahrvolle Wege auf sich nehmen, so sollen sie gewiss empfangen werden, doch wird es so eilig nicht sein. Wir haben Euch selbst zu sprechen, Graf.«
    »Majestät, ich bitte um Vergebung, doch scheint mir die Sache in der Tat eilig zu sein. Majestät erlauben mir, sie in Kürze darzulegen?«
    »Macht schon. Haltet es aber, wie angekündigt, kurz.«
    Melfort verneigte sich. »Bei besagten Besuchern handelt es sich um Sir George Barclay, Brigadier Eurer Truppen in Schottland, der ohne Geleitbrief aus Edinburgh aufbrach, und um Major Duncan Menzies, der das nämliche Heldenstück gar ohne Pass vollführte.Beide scheuten keine Gefahr für Leib und Leben, um vor ihren König zu treten.«
    »Und beide sind Schotten, ist dem nicht so? Bergschotten, nicht Flachlandschotten. Es beweist sich doch immer aufs Neue, dass der Mob aus dem Norden eine Hand darin hat, wenn es zu Störungen und Unannehmlichkeiten kommt.«
    »Majestät.« Melfort verneigte sich, so tief er es vermochte. »Ich bitte erneut um Vergebung und um die Erlaubnis, daran erinnern zu dürfen, dass besagter Mob, ohne zu wanken, bereits im dritten Jahr für die Sache Eurer Majestät in Waffen steht.«
    »Ja doch, ja doch. Wir bedürfen wahrlich keiner Erinnerung daran, wo Uns der Ausgang jener Waffengänge mit solcher Trauer erfüllt. Wir ließen ja wissen, dass Wir gedenken, nicht mit Lohn zu geizen, sondern en masse Ritter der Distel zu ernennen.«
    »Wenn es gestattet ist, Majestät – die Sache der Gesandten drängt, da sich in ihrem Bergland winters nicht reisen lässt und eine Frist gesetzt ist, die nunmehr verrinnt.«
    »So schweigt schon still. Haben Wir nicht bekundet, die Herren sollen empfangen werden? Was haben sie denn vorzubringen – jene Schreiben, die Ihr dort in den Händen haltet? Legt sie im Namen des gütigen Gottes auf dem Schreibpult ab, Wir nehmen uns ihrer an, sobald Unsere Zeit es erlaubt.«
    »Mein König.« Melfort verneigte sich dreimal. Dieser Mann gab wahrhaftig einen vorzüglichen Berater ab. Er vertrat seine Belange mit Leidenschaft, ließ es jedoch nie an Ehrerbietung fehlen. James brannte darauf, seine Seelenpein mit gerade jenem zu teilen, und beschied ihn unwirsch, zum Ende zu kommen. »Mein König, die Gesandten aus Lochaber bedürfen Eurer Lossprechung von einem Eid. Andernfalls mag ihre Treue sie das Leben kosten.«
    Lochaber, wie weltentfernt mochte das wohl liegen, dass diese Herren glaubten, es flöge ein König in Gedanken in ihr entlegenes Land? Melfort hatte gesprochen, als kämpfe er mit Tränen. Ein zu Herzen gehender Mann. Ob auch er Sünden auf seine unsterbliche Seele geladen hatte, die ihn des Nachts nicht ruhen ließen? »TeurerFreund, nun seid so frei und zieht Euch einen Sessel herbei, denn Wir haben mit Euch zu reden«, sagte der König. Als Melfort noch einmal ansetzte, schüttelte er das von der Perücke beschwerte Haupt. »Jetzt kein Wort mehr von Schottland. Jene Gesandten sollen indes Logis erhalten und exzellent beköstigt werden. Essen nicht solche Leute gern Ziegenfleisch? Wir höchstselbst werden dafür Sorge tragen, dass es Unseren wackeren Kämpen aus den Bergen an keiner Kleinigkeit fehlt.«

9
    König von Lochaber
    Glenlyon, Oktober 1689
    Für so sachten Regen war es im Jahr zu spät. In den Häusern stellten sich die Bewohner bereits auf den Winter ein, und über dem Land lauerte die eigentümliche Trägheit, in die Menschen verfallen, die auf etwas warten. Am Mauerwerk lehnten Reihen von Latten, mit denen vor dem ersten Schneefall die Fenster verrammelt wurden. Rob stieg vom Pferd, berührte das glatte Holz und schämte sich nicht seiner Tränen. Dieses Haus war nicht Meggernie. Aber es war sein Haus. Als er nicht mehr darauf zu hoffen gewagt, als er sich damit abgefunden hatte, auf der Garnison zugrunde zu gehen, hatte man ihm

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