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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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seiner selbst. Noch besaß Rob, was Argyll und Breadalbane hingegeben hatten: die Ehre seines Volkes, so befleckt sie sein mochte.
    Argyll legte ihm die Hand auf den Arm. »Eine gute Antwort. Das ist es, was uns verbindet, nicht wahr? Die Liebe zu unserem armen Land.« Aus dem Augenwinkel sah Rob, dass Argyll dem Vetter winkte. Dann hörte er das Glucksen, mit dem Wein ins Glas sickerte. Seine Finger umklammerten den Stiel, und seine Lippen schürzten sich dem Nass entgegen. Er war der Wüste entronnen.
    »Auf unser armes Schottland!«
    Der Wein war süß. Er war Balsam, der innere Blutungen stillte.
    »Ein so schönes Land«, sinnierte Argyll vor sich hin. »Städte könnten hier aus dem Boden sprießen, deren Glanz das purpurne London in den Schatten stellt. Auf Gütern wie Eurem Meggernie ließe sich in großem Stil Schafzucht betreiben, und auf dem Festland risse man uns die Wolle aus den Fingern. Ein Herr wie Ihr wäre im Handumdrehen ein gemachter Mann.«
    »Ich besitze Meggernie nicht mehr«, flüsterte Rob.
    Argyll schien ihn nicht zu hören. »Unser armes Schottland verdient, dass die Welt mit Achtung auf es schaut. Stattdessen sind wir das Gespött Europas. Und warum, Robert? Warum?«
    »So arg ist es nicht«, warf Breadalbane ein. »Die Lebensart des Hochlands ist so alt wie seine Schluchten, da muss man Geduld aufbringen; das Ding übers Knie zu brechen bringt nichts als Verdruss. Zudem wünschte ich, Ihr würdet die Sache vertraulich behandeln und sie nicht mit einem erörtern, der für Pennys zu kaufen ist.«
    »Wenn ich Euren Rat begehre, lasse ich es Euch wissen«, verwies ihn Argyll scharf und wandte sich wieder an Rob. »Vergällt es einem nicht jedes Vergnügen, dass unser armes Land in düsterer Vorzeit gefesselt bleibt, nur weil ein paar Clans sich den Zeichen der Zeit verweigern? Rattengezücht, das nicht einmal weiß, wie man sich Hintern und Schenkel verpackt! Süßer Jesus, ich mag nicht mehr davon reden.«
    Wie sich Rob nach dem Wein verzehrt hatte, so sehnte er sich jetzt danach, dass ihm jemand einen Stuhl anbot. Nur trinken und sich niedersetzen wollte er, vergessen, dass er zurück nach Glenlyon musste.
    »Habt Ihr Euch je mit dem Gedanken getragen, für Euer armes Land mehr zu tun, als Worte zu machen?«
    »Beim Satan, was wollt Ihr mit Rob?«, blaffte Breadalbane. »Was hätte der Euch zu bieten, wenn Ihr keinen Weinverkoster braucht?«
    »Seine Nachbarn«, erwiderte Argyll kurz angebunden. An Rob gewandt sagte er ruhiger: »Ich bitte Euch zu bedenken: Auch Williams Gemahlin, Königin Mary, ist eine Stuart, die die Hand über das Land ihrer Wurzeln halten wird, wenn wir ihr beweisen, dass hier neben all dem Vieh ein würdiger Menschenschlag lebt. Leider kann ich unser Gespräch nicht fortsetzen. Vermutlich habt Ihr gehört, dass vonseiten der jacobitischen Clans mit Aufruhr zu rechnen ist und dass ich mich entschlossen habe, zum Wohle meines Landes ein Regiment zumustern. Hugh MacKay marschiert bereits nordwärts, und ich hoffe, mich ihm so bald wie möglich anzuschließen. Nebenbei: Ich weiß zu schätzen, dass Ihr Euch zu solcher Rebellion nicht hinreißen lasst. Edles Blut zeigt sich eben nicht allein in gefälligeren Zügen, sondern nicht minder in klügerer Haltung, richtig?«
    Rob nickte, obgleich sich ihm der Sinn der Frage verschloss.
    »Gut so«, murmelte Argyll, als lobe er ein Pferd, »wollt Ihr zu gegebener Zeit über meinen Vorschlag nachdenken? Noch ist keine Eile geboten, und gut Ding will Weile haben.«
    Hatte Argyll ihm einen Vorschlag gemacht? Robs Glas war leer, und die Erschöpfung lag wie Blei auf seinen Lidern. Dennoch brachte er die Kraft auf, Ja zu sagen. Und wenn ich damit meinen Hals verpfände, lasst mir nur endlich meinen Frieden. Ehe ihn der letzte Saft verließ, stützte er die Hand auf das Pult, ohne zu sehen, wohin er langte. Federn und Tintenfass prallten krachend auf den Boden.
    »Meiner Treu«, rief Breadalbane, »was ist dieser Mensch für ein Tölpel!«
    Rob plumpste auf die Knie, doch er kam zu spät; schon hatte sich Tinte über die verstreuten Bögen ergossen. Flüchtig glaubte er, seinen Namen zu lesen, Robert Campbell von Glenlyon , ehe löschendes Schwarz darüberfloss.
    Jemand nahm ihn beim Arm, Archibald Argyll. »Halb so schlimm«, sagte er und tätschelte ihm die Wange. »Euer Vetter ruft seinen Diener, und der schafft die Bescherung aus der Welt.«
    »Ich kann das wohl kaum den Diener sehen lassen!«, keifte Breadalbane.
    Argyll blieb

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