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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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sich Euren Auszug ansehen können.«
    »Eure Jungen? Ja, ja. Die bringt.« Der Befehl glitt zu Boden. Als Sandy Og sich danach bückte, schrie Glenlyon auf und trat ihm auf die Hand. Verwundert zog er sie zurück und richtete sich auf. Glenlyon stand starr, einen Fuß auf dem Papier. Seine Lippen zitterten.
    John und Sandy Og wünschten Inverrigan Gute Nacht undbrachen zu einem letzten Weg durch den Schneesturm auf. Vom Fluss her leuchteten Feuer durch die wirbelnd weiße Nacht. John brüllte etwas, aber Sandy Og verstand kein Wort, obwohl er dicht neben ihm ging.
    »John«, brüllte er mit allen Kräften seiner Lungen zurück. »John, ich hab ein taubes Ohr, bitte brüll’s mir in das andere, bis ich’s versteh!«
    John schien die Worte zu hören, aber nicht zu begreifen. Er packte Sandy Og am Kinn und brüllte noch einmal, diesmal geradewegs in das Ohr, das nur das Pfeifen hörte. Sandy Og schüttelte den Kopf, vollführte eine halbe Drehung und hielt ihm das andere Ohr hin.
    »Bin heilfroh, wenn die morgen weg sind«, brüllte John. »Die haben noch mehr Leute an den Fluss gestellt. Was ist mit deinem Ohr?«
    »Taub!«, brüllte Sandy Og zurück. »Mich weckt nichts auf, seit ich das hab – das macht mir Angst! John, wenn du irgendetwas hörst heute Nacht …« Das Letzte hatte er zu leise gesprochen und wollte schon Luft schnappen, um es brüllend zu wiederholen, da packte John sein Ohr und schrie hinein: »Wenn ich was höre, weck ich dich auf.«
    Sie trennten sich vor Johns Haus, und Sandy Og rannte weiter zu seinem eigenen. Die Erleichterung war unsäglich. Mein Haus, meine Wärme, meine Kerze. Meine Familie, ihre Gerüche und Geräusche. In der Stube schliefen Duncan und Angus zu Kugeln gerollt, wie kleine Kinder schliefen. Er küsste sie beide, als hätte er sie lange nicht gesehen, und drückte sein Gesicht in Duncans Haar. Die Kammertür der Soldaten war geschlossen, und in seiner Kammer lagen Sarah und Jean unter etlichen Decken, nur die Schöpfe schauten heraus, und das Kind schnaufte in der Hitze. Sarah zu erklären, dass die Kleine nach ihm geriet und selten fror, war zwecklos.
    Sandy Og warf seine Kleider zur Seite, legte sich an Sarahs Seite und küsste ihren Hals. Sie schlang im Schlaf einen Armum ihn. Auf der ganzen Welt war kein Mann so geborgen. Aber schlafen konnte er nicht.

    »Angus? Angus, bist du wach?« Duncan rüttelte den Freund an der Schulter, bis der mit einem Seufzen zu sich kam.
    »Was ist denn los? Ist noch nicht Zeit, oder doch?«
    »Scht!« Mit einem Finger auf den Lippen bedeutete ihm Duncan, zu flüstern. Sein Vater hörte schlecht und schlief für gewöhnlich wie ein Stein, aber die Mutter hatte die Ohren eines Luchses. »Ich hör die Soldaten draußen. Die haben was vor heut Nacht.«
    Angus grunzte, als sei er wieder eingeschlafen. Zornig rüttelte Duncan ihn noch einmal. Den Zorn verspürte er schon seit dem Morgen – sein Vater konnte ein solcher Weichling sein! Nur weil es draußen schneite, hatten er und Angus im Haus bleiben müssen, während die anderen zum Exerzierfeld zogen und mit den Soldaten übten. Die Soldaten waren Campbells und Männer des Willie, aber sie hatten brandneue Waffen und wussten, wie man sie gebrauchte, von ihnen gab es etliches zu lernen. Duncan wollte einer von König Jamies Männern werden, einer von jenen, die für ihn die Krone zurückgewannen. Sein Onkel John behandelte ihn, als sei er Luft, von einem Krüppel merkte man sich nicht einmal den Namen, aber nach dem Onkel würde sein Vetter, der ebenfalls John hieß, MacIain werden, und den hatte Duncan schon im Ringkampf besiegt. Wenn man nur hart zu sich selbst war und bei jedem Wetter übte, kam man auch mit einem kurzen Bein zurecht. Irgendwann wären sie alle erwachsen, und dann wollte Duncan zu seinem Vetter sagen: Verfüge über mich. Obwohl mein Vater den falschen Eid schwor, bin ich ein treuer Jacobite.
    »Jetzt lass doch gut sein«, brummte Angus und rieb sich verschlafen die Augen. »Was los war, werden wir morgen sehen.«
    »Wenn erst der Vater wach ist, lässt er uns nicht raus«, zischte Duncan. »Los, zieh dich an. Wir gehen jetzt.«
    »Bei der Kälte?«
    »Memme!« Duncan versetzte dem Freund einen Rippenstoß, der aber schälte sich bereits aus den Decken. So war Angus. Ob es ihm passte oder nicht, letzten Endes tat er, was Duncan wollte. Ein echter Freund. Und mehr als das. So, als wäre Angus ein anderer Teil von Duncan – ein Teil, der langsam dachte, jedoch zwei

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