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Glennkill: Ein Schafskrimmi

Glennkill: Ein Schafskrimmi

Titel: Glennkill: Ein Schafskrimmi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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Fenster hinauf.
    »Hauptsächlich Gras. Manchmal Zigaretten. Manchmal anderes Zeug. Was gerade gut lief.«
    »Sie sagen mir das, weil Sie glauben, dass es jetzt keinen Unterschied mehr macht, nicht wahr?«
    »Ich fürchte schon«, sagte der Mann. »Sie haben ja auch die Mappe. Wissen Sie, was Sie mit den Informationen in dieser Mappe alles anrichten könnten? Ein schwerer Schlag für unsere Firma.«
    »Werde ich aber nicht«, sagte Rebecca.
    »Das glaube ich auch«, sagte der Mann.
    Rebecca schwieg.
    »Ich glaube Ihnen«, sagte der Mann nach einer Weile. »Nur reicht das leider nicht.« Er zögerte. »Es tut mir wirklich Leid.«
    »Hätten Sie was dagegen, Ihr Licht auszumachen? Es blendet mich.«
    »Ja«, sagte der Mann. Trotzdem ging das bleiche Licht hinter den Fenstern des Schäferwagens aus. Maple witterte vorsichtig.
    Ein seltsames Wetter herrschte dort drinnen: schwer, drückend und stürmisch. Ein Wetter, das die Wolkenschafe im Galopp über den Himmel treiben konnte. Wer sehr genau hinroch, konnte sogar einen Hauch von Regen spüren.
    »Finden Sie das nicht ein bisschen unprofessionell?«, sagte Rebecca nach einer Weile. »Ich habe jetzt einen richtigen Job, als Schäferin, gut bezahlt. Und alles, was ich tun muss, ist, durch Europa zu tingeln. Ich habe nichts gegen das Zeug. Ich habe nichts gegen Sie. Das Letzte, was ich jetzt brauchen kann, sind neue Schwierigkeiten. Ich werde nichts sagen. Nie. Zu niemandem.«
    »Das Risiko wäre unprofessionell«, sagte der Mann.
    »Noch ein Toter auf dieser Weide wäre auch unprofessionell.«
    »Nicht sehr. Wir kennen den ermittelnden Inspektor. Unfähig. Und sehr kooperativ. Was halten Sie davon: Illegitime Tochter mit zweifelhafter Vergangenheit bricht bei Nacht in einen Schäferwagen ein, findet dort eine Pistole, spielt damit herum und erschießt sich versehentlich. Oder aus Trauer um den geliebten Vater. So was mögen die Leute. Oder aus Schuldgefühl …«
    »Im Nachthemd?«, fragte die Frau.
    »Wie bitte?«
    »Na ja, das ist nicht gerade die richtige Kleidung für einen Einbruch, würde ich sagen – falls Sie das noch nicht bemerkt haben.«
    »Hmm.«
    »Außerdem ist das nicht Georges Pistole. Wenn Ihre Geschichte jemanden überzeugen soll, müssten Sie schon die hier nehmen.«
    Die Schafe hörten, wie der Mann laut und erschrocken einatmete.
    »Vorsicht. Legen Sie das sofort weg. Das ist keine Damenpistole, Miss.«
    »Ich bin auch keine Dame«, flüsterte Rebecca. »Verschwinden Sie.«
    Irgendetwas donnerte von innen gegen die Wand. Rebecca stieß einen kleinen Schrei aus. Der Mann fluchte.
    Dann wurde es wieder still im Schäferwagen. Sehr still.
    »Verdammt«, sagte Rebecca endlich.
    »Machen Sie sich nichts draus«, sagte der Mann. »Einen Versuch war es wert, schätze ich.«
    Ein Fuß begann, rhythmisch auf Holz zu tappen.
    »Hätten Sie mich wirklich einfach so über den Haufen geschossen?«, fragte der Mann, Respekt in der Stimme.
    »Warum nicht? Was ihr mit George gemacht habt …«
    »Damit haben wir nichts zu tun. Glauben Sie mir. Zuverlässig. Korrekt. Ein großer Verlust für die Firma.«
    Rebecca atmete langsam aus. »Wissen Sie, wer’s war?«
    »Nein«, sagte der Mann. »Jedenfalls niemand aus unserer Branche. So theatralisch – fast ein Ritualmord. Ich bitte Sie. So arbeiten wir nicht. Diese Art von Einschüchterung haben wir nicht nötig.«
    »Ach nein?«
    »Nein.«
    Schweigen. Lange Zeit. Der Fuß tappte schneller.
    »Kann ich noch irgendwas für Sie tun?«, sagte der Mann. »Haben Sie vielleicht einen letzten Wunsch?«
    »Einen letzten Wunsch?«
    »Na ja. Irgendwas. Ein Glas Wasser? Eine Zigarette?«
    Rebecca lachte wieder, seltsam verkrampft. »Wo wollen Sie denn hier ein Glas Wasser finden? Sie haben so was noch nie gemacht, oder?«
    »Ja. Nein. Machen Sie sich darum keine Sorgen.«
    Rebecca seufzte. Es war ein Seufzen, das Othello bis in die Spitzen seiner vier Hörner spüren konnte. Melmoth war neben ihm aufgetaucht. Beide sahen angespannt zu dem halb geöffneten Fenster empor.
    »Verdammt«, sagte Rebecca. »Warum jetzt? Warum ausgerechnet jetzt? Ich glaub das einfach nicht. Es muss doch irgendwas geben, was ich tun kann, um Ihnen klar zu machen, dass ich nicht gefährlich für Sie bin!«
    »Da bringen Sie mich auf ganz andere Gedanken«, sagte der Mann langsam. »Das klingt verlockend, aber so unprofessionell bin ich dann doch wieder nicht.«
    »Was? Sie denken, ich hätte das gemeint?«, fauchte Rebecca. »Vergessen Sie’s. Was

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