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Glennkill: Ein Schafskrimmi

Glennkill: Ein Schafskrimmi

Titel: Glennkill: Ein Schafskrimmi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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fassen.
    Bald war ihr klar, dass von den anderen Schafen nichts kommen würde. Gar nichts. Wenn hier irgendetwas geschehen sollte, dann musste es durch sie, Zora, geschehen. Zora warf einen Blick zurück zu ihrer eigenen Herde. Auch hier waren Köpfe in ihre Richtung gedreht. Einen Moment kam es Zora so vor, als würden auch ihre eigenen Schafe sie seltsam ansehen. Aber dann merkte sie, dass das nicht stimmte. Sir Ritchfield stand auf dem Hügel und sah streng und aufmerksam aus. Cloud, Maude, Lane und Cordelia hatten sich zusammengedrängt und beobachteten sie gespannt. Ein Stück vor ihnen stand Mopple und blickte angestrengt in ihre Richtung. Zora wusste, dass er auf diese Entfernung von ihr nicht viel mehr sehen konnte als einen weißschwarzen Fleck. Sie war gerührt. Auf einmal kam es ihr nicht mehr schwer vor, diese fremden Schafe anzusprechen.
    »Guten Tag«, sagte sie. Sie beschloss, es mit etwas Unverfänglichem zu versuchen.
    »Schmeckt euch das Gras hier?«, fragte sie. Zu spät fiel ihr ein, dass es den anderen Schafen missgünstig vorkommen könnte, eine Anspielung darauf, dass sie sich hier über fremdes Futter hermachten. Darüber konnte man später diskutieren, wenn die Stimmung entspannter war.
    »Das Wetter ist auch nicht schlecht«, sagte Zora. Bei diesem Thema konnte man kaum etwas falsch machen. Der Himmel war grau und warm, die Luft erfrischend feucht, und die Wiese duftete.
    Die fremden Schafe schwiegen. Einige der Köpfe, die sich zum Grasen gesenkt hatten, hoben sich wieder. Noch mehr bleiche Augen in Zoras Richtung. Vielleicht waren sie ja nur sehr tiefsinnig. Vielleicht sprachen sie nicht gerne über Selbstverständlichkeiten. Wer konnte sagen, was für bedeutsame Sachen Gabriel ihnen schon vorgelesen hatte?
    »Wir könnten darüber sprechen, wie man in den Himmel kommt«, schlug Zora vor. Gabriels Schafe schwiegen.
    »Irgendwie muss es gehen«, sagte Zora. »Schließlich sehen wir die Wolkenschafe. Aber wie? Gibt es einen Ort, wo man einfach in den Himmel klettern kann? Oder geht es darum, in der Luft weiterzugrasen?« Zora sah die Schafe gespannt an. Nichts. Doch, eine leichte Veränderung. Es kam Zora so vor, als wäre das irritierende Flackern in den bleichen Schafsaugen stärker geworden.
    Zora verlor die Geduld. »Es ist mir egal, was ihr darüber denkt. Ich bin mir ehrlich gesagt ziemlich sicher, dass es mit der Überwindung des Abgrunds zu tun hat. Aber ich bin bestimmt nicht hergekommen, um mit euch darüber zu sprechen!« Sie beschloss, ehrlich zu sein.
    »Es geht um Gabriel. Er ist schon länger euer Schäfer. Wir wollen wissen, was er euch vorliest.«
    Die Schafe starrten sie an. Verstanden sie nicht? Unmöglich! So dumm konnte ein Schaf nicht sein. Zora schnaubte.
    »Der Schäfer! Versteht ihr? Gabriel! Gabriel!« Sie drehte ihren Kopf kurz in seine Richtung und sah, dass er beinahe damit fertig war, die nächste Rolle Drahtzaun vorzubereiten.
    Zeit, zu verschwinden.
    Sie wandte den Kopf wieder Gabriels Herde zu und stellte fest, dass sich noch immer nichts verändert hatte. Was genug war, war genug!
    Zora direkt gegenüber, nur wenige Meter entfernt, stand ein fremder Widder. Zora warf ihm einen letzten wütenden Blick zu – und hielt inne. Hatte er eben auch schon da gestanden? Zora konnte sich nicht erinnern. Sie sah, dass die fremden Schafe gar nicht so klein waren. Etwas kurzbeiniger, das stimmte schon, dafür aber länglich und massiv. Der Widder ihr gegenüber machte einen sehr kräftigen Eindruck. Irgendetwas an ihm erinnerte Zora an den Metzger. Es gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie hatte zum Abschied etwas Spitzes und Verächtliches sagen wollen, aber jetzt schien es ihr besser, schnell zu verschwinden. Der Widder sah sie an, und auf einmal war es Zora, als wäre das seltsame Flackern aus seinen Augen verschwunden. Zum ersten Mal kam sie sich angesehen vor. Der Widder schüttelte langsam, fast unmerklich den Kopf. Zora drehte sich um und galoppierte schnurstracks zu ihrem Felsen.
     
    *
    Gegen Mittag war Gabriel mit der Umzäunung fertig. Er setzte sich auf die Stufen des Schäferwagens, dorthin, wo George früher immer gesessen hatte, und rauchte eine Pfeife. Der feine Tabakrauch zog den Schafen seltsam durch die Nasen. Ein geheimnisvoller Geruch. Hinter dem Schleier aus Rauch verbarg sich der echte Gabriel, an einem Ort, an dem kein Schaf ihn auswittern konnte. Sogar Maude musste zugeben, dass sie von Gabriel selbst, unter seiner Schafswolle und dem Tabak, nur

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