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Glennkill: Ein Schafskrimmi

Glennkill: Ein Schafskrimmi

Titel: Glennkill: Ein Schafskrimmi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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wunderbare, hmm, Alibis. Anwälte, Arzttermine, Fahrten in die Stadt. Du brauchst sie nur zu beobachten in den nächsten Tagen, du wirst schon sehen.«
    »Aber …«, der Metzger wackelte hilflos mit seinen dicken Armen, »du meinst, alle? Auch O’Connor? Auch Fred?«
    »Ich weiß nicht genau, wer, Ham«, sagte George etwas gereizt.
    »Jedenfalls alle, die gestern im Mad Boar waren. Und wahrscheinlich einige, die nicht dort waren. Könnte mir gut vorstellen, dass sich die echten Drahtzieher aus der Wirtshaussache rausgehalten haben.«
    »Und wenn ich in den Boar gegangen wäre? Hab’s mir überlegt gestern, nichts im Fernsehen.«
    »Dann wäre McCarthy eben schon wieder weg gewesen. Oder noch nicht da. Oder sie hätten ihn im Supermarkt gesehen. Oder auf dem Spielplatz, wie er den Kindern von seinen miesen Plänen erzählt. Wenn genügend mit drinstecken, ist das eigentlich egal.«
    »Ich glaub das einfach nicht«, jammerte der Metzger. »Die kaufen doch alle meine Würste. Meine Rippchen. Und auf einmal sind das Mörder? Ich glaub’s nicht.«
    »So sind die Menschen. Gewöhn dich besser dran«, sagte George, aber der Metzger hörte ihm nicht wirklich zu.
    »Mein Roastbeef. Wie kann ich denen weiter mein Roastbeef verkaufen, wenn ich genau weiß, dass die einen umgebracht haben?«
    Einen Augenblick lang stand Hams Atem lautlos in der kalten Luft.
    George erstarrte. »Ham, sei still!«, knurrte er zwischen den Zähnen hervor. Sehr leise. Wenn George sehr leise war, war es wichtig. Aber Ham ließ sich nicht bremsen.
    »Nichts kriegen die mehr von mir, gar nichts!«, schimpfte er.
    »Ham!«, fauchte George. Etwas an Georges Gesichtsausdruck ließ Ham innehalten. Wieder der lautlose Atem. Und Schritte. Schritte über Stein. Schritte, die sich hastig entfernten. Dann Stille.
    »Shit!«, sagte George.
    »Shit!«, sagte der Metzger.
    Beide schwiegen einen Augenblick.
    George seufzte. »Jetzt wissen sie es! Bis eben war das gar nichts. Jetzt stecken wir so richtig in der Scheiße.«
    Die Augen des Metzgers weiteten sich. Sein Geruch veränderte sich ins Bitter-Säuerliche. Der Aasfresser hatte Angst.
    »George, du meinst doch nicht, dass sie uns …? George, die mögen uns. McCarthy haben sie nicht gemocht.«
    George schüttelte den Kopf. »Sie haben McCarthy umgebracht, wegen ihrer traurigen paar Kröten. Kannst du dir vorstellen, was die machen, wenn es um ihre Haut geht?«
    »Diese Schweine!« Ham ballte die Fäuste. »Sicherheit, man muss sich absichern, immer absichern. So einfach mache ich es ihnen nicht!«
    Immer absichern, dachte Melmoth.
    »Aber wie?«, fuhr der Metzger fort. »Wir sind hier reingestolpert wie Idioten. Jetzt wissen sie’s. Was kann uns jetzt noch helfen?«
    »Denken hilft«, sagte George. »Wir müssen ihre Schwachpunkte finden.«
    Schwachpunkte finden, dachte Melmoth, Denken hilft.
    »Die haben keine Schwachpunkte«, seufzte der Metzger. »Die sind so viele. Du weißt doch, wie es ist, George, eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, und wenn so viele unter einer Decke stecken …« Er ruderte ratlos mit den fleischigen Armen.
    »Ham, bitte keine Panik. Denk nach. Es gibt immer Schwachpunkte.«
    Es gibt immer Schwachpunkte, dachte Melmoth. Er hätte nie gedacht, dass George und der Metzger so viele kluge Sachen sagen konnten.
    George schob sich wieder die Mütze aus der Stirn. »Hmmm, wir haben ein bisschen Zeit. Die werden sich erst besprechen müssen. Alleine traut sich keiner von denen was.«
    »Jetzt sind wir draußen«, sagte der Metzger. Seine Stimme zitterte. »Verstehst du das, George? Jetzt gibt’s kein Zurück. Einmal draußen, immer draußen. Oh shit! «Nun zitterte der ganze fleischige Metzger.
    George legte ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter. Es sah ein bisschen komisch aus, weil Ham viel größer war als George. »Ham, hast du schon mal Schafe gehütet?«
    Ham schüttelte den Kopf.
    »Eine Herde Schafe kannst du hüten, weil du etwas über sie weißt. Du weißt, dass sie zusammenbleiben wollen. Sie werden alles tun, um zusammenzubleiben. Deshalb kannst du sie hüten. Ein einzelnes Schaf kannst du nicht hüten. Das ist unberechenbar. Manchmal ist Alleinsein ein Vorteil.«
    Melmoth und der Metzger hörten George mit großen Augen zu.
    »Wenn wir draußen sind, nützen wir das eben aus«, fuhr George fort. »Finden Beweise. Dein Überwachungsvideo – das ist doch gar nicht so schlecht. Du verkaufst doch diese Zeitungen …«
    Ham sah George zweifelnd an.

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