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Glennkill: Ein Schafskrimmi

Glennkill: Ein Schafskrimmi

Titel: Glennkill: Ein Schafskrimmi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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hellte sich wieder auf.
    »Ah, du hast Angst. Vor denen. Drogenmafia. Wenn die dafür sorgen können, dass die Polizei den Wagen nicht durchsucht, dann wird es ihnen schon wichtig sein. Also ist doch was dran …«
    »Ich habe keine Angst«, sagte Gabriel. Es war gelogen. Sogar durch Gabriels Wollkutte, die sich mit Pfeifenrauch voll gesogen hatte, fanden Angstfäden ihren Weg ins Freie. »Ich will nur kein unnötiges Gerede. Allerdings scheine ich da der Einzige zu sein.«
    Er sah den Mann scharf an.
    »Ein bisschen mehr Gerede an der richtigen Stelle hätte vielleicht nicht geschadet«, sagte Eddie. »So macht ja doch nur jeder, was ihm gerade einfällt.«
    Gabriel sah den Mann an, ein bisschen so, wie sich ein Leitwidder die Kapricen eines Jungwidders ansieht, beinahe mit Höflichkeit.
    »Was hältst du davon?« Gabriel griff in seine Tasche und holte noch einen glänzenden Metallgegenstand hervor.
    Der Mann pfiff durch die Zähne.
    Gabriel bekam einen seltsamen Gesichtsausdruck. Gespannt. Zum ersten Mal, seit die Schafe ihn kannten, sah er gespannt aus.
    Eddie bemerkte es.
    »So etwas findet man aber nicht einfach auf der Straße«, sagte er. »Wo hast du ihn her?«
    »Er ist vom Himmel gefallen«, knurrte Gabriel.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »So geht es nicht, Gabriel. Weißt du eigentlich, wie es im Dorf zugeht? Im Mad Boar? Alle sitzen sie da und saufen und warten. Sie reden über alles, lachen sogar über O’Malleys Witze. Nur über das hier reden sie natürlich nicht. Sie haben ein Recht darauf, zu wissen, was hier vorgeht.«
    »Hier geht nichts vor«, sagte Gabriel. Er sah den Mann lange mit seinen blauen Augen an. »Ich sorge dafür, dass nichts vorgeht.«
    Die Schafe schlackerten ungläubig mit den Ohren. Diese Nacht war hier eine Menge vorgegangen, und Gabriel war der Letzte gewesen, der etwas dagegen unternommen hatte. Sie begannen sich einzugestehen, dass sie ein bisschen enttäuscht von Gabriel waren.
    Der Mann seufzte. »Na gut. Ein Tresorschlüssel. Aber kein Tresor, den du einfach mal so beim Versand bestellen kannst. Ein richtig guter. Teuer. Richtig teuer meine ich. Vielleicht ist noch eine Zahlenkombination dabei. Vielleicht braucht es mehrere Schlüssel. Jedenfalls ziemlich raffiniert.«
    Gabriel nickte, als hätte er das alles schon vorher gewusst. »Wie groß wäre so was ungefähr?«
    Eddie zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. So groß wie eine Mikrowelle? So groß wie ein Kühlschrank? Auf die Größe kommt es nicht an, soweit ich weiß. Die Großen haben den Vorteil, dass man sie nicht einfach wegtragen kann. Die Kleinen kannst du nicht sprengen, ohne den Inhalt zu zerstören. Je nachdem, worauf es ankommt.«
    Er sah Gabriel neugierig an. Gabriel blickte nur gleichgültig zu seinen Schafen hinüber, als hätte er das alles schon vorher gewusst.
    »Danke«, sagte er. »Das wär’s dann wohl.«
    Aber Eddie ließ sich nicht so einfach wegschicken. »Es ist ja schon fast Mittag«, sagte er. »Weißt du was? Ich esse meinen Lunch einfach hier.«
    »Wie du magst«, sagte Gabriel abwesend. Er hatte jetzt die Lücke im Drahtzaun entdeckt und begann, unter dem Schäferwagen nach einem neuen Stück Maschendraht und einem Pfosten zu suchen.
    »Du hast Glück, dass sie dir nicht abgehauen sind«, sagte Eddie.
    »Gut erzogen«, sagte Gabriel.
    »Mit Tieren kannst du, das muss man dir schon lassen.«
    Die Schafe waren empört. Gut erzogen! Wenn nicht ein kleines Wunder geschehen wäre, könnte Gabriel seine wunderbaren Schafe jetzt in allen Gemüsegärten Glennkills suchen. Nur dank Melmoth standen sie noch immer hinter dem Drahtzaun und trauten sich nicht heraus.
    Während Gabriel den Zaun reparierte, schickten seine Schafe hungrige Blicke zu George’s Place hinüber.
    »Die haben Hunger«, sagte Eddie mit vollem Mund.
    Gabriel nickte, fast ein wenig stolz. »Ja, die fressen ganz schön, aber dafür legen sie auch ordentlich zu. Muss man eben zufuttern.«
    Gabriel stapfte zu dem winzigen Geräteschuppen hinter dem Schäferwagen und kramte darin herum. Als er wieder hervorkam, hielt er eine Sense in der Hand.
    Georges Sense. Die Schafe kannten das seltsame Gerät aus Holz und Metall. Zu was es gut war, wussten sie nicht. »Wer Schafe hat, kann sich die Sense sparen«, hatte George immer gesagt, wenn er die Klinge mit einem rot-weißen Lappen polierte. Nur so, aus Gewissenhaftigkeit.
    Gabriel sparte sich die Sense nicht.
    Er ersparte ihnen die Sense nicht.
    Am Fuße des Hügels, auf der

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