Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glennkill: Ein Schafskrimmi

Glennkill: Ein Schafskrimmi

Titel: Glennkill: Ein Schafskrimmi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
Vom Netzwerk:
nicht so gefährlich sein.
    Bei George’s Place angekommen, standen sie erst einmal ratlos herum. Wie verteidigt man eine Weide gegen grasende Schafe?
    Doch dann hatte Othello eine Idee. Er zeigte ihnen, wie sie einen Ring um George’s Place bilden konnten, Schaf an Schaf an Schaf, Schulter an Schulter, die Köpfe in Richtung der fremden Schafe gewandt. Othello selbst blieb im Inneren des Rings. Von dort aus konnte er überall nachhelfen, Gabriels Schafe zurückzudrängen.
    »Jetzt müsst ihr eigentlich nur noch so stehen bleiben«, sagte Othello. »Wenn sie nicht an euch vorbeikommen, werden sie George’s Place nicht abfressen. So einfach ist das.«
    Es schien verblüffend einfach.
    Zuerst.
    Als sie die bleiche Schafsfront auf sich zurollen sahen, kamen ihnen aber wieder Zweifel. Schon hoben einige von Gabriels Schafen die Köpfe und witterten in ihre Richtung. Georges Schafe bemühten sich, Entschlossenheit auszuströmen. Ohne sichtbaren Erfolg. Ein fremder Widder blökte etwas. Dann trabten Gabriels Schafe auf sie zu. Blökend. »Futter!«, blökten sie.
    Futter! Georges Schafe sahen sich unsicher an. Was bedeutete es eigentlich, eine Fleischrasse zu sein?
    Die ersten von Gabriels Schafen hatten den Verteidigungsring erreicht und streckten die Nasen nach George’s Place aus. Was sie dort rochen, schien sie zu überzeugen. Sie begannen, sich durch die George-Schafe hindurchzuzwängen, wie sie sich durch eine Hecke hindurchgezwängt hätten. Mopple blökte empört. Othello schnaubte.
    Jetzt, da sie wussten, wo das beste Futter zu finden war, schwiegen Gabriels Schafe, so, als gäbe es auf der Welt nichts anderes mehr zu sagen. Unaufhaltsam wie Wasser drängten sie immer rücksichtsloser zu George’s Place, mit unheimlichen Augen und unheimlichen blanken Gesichtern. Ohne Othello hätte Georges Herde es nicht lange durchgehalten. Nicht nur das unübersichtliche Gedränge, auch die Spannung. So stumm und gruselig hatten sie sich die Verteidigung von George’s Place nicht vorgestellt.
    Plötzlich blökte Cordelia empört: Einem besonders kurzbeinigen Jungschaf war es gelungen, sie zur Seite zu schieben und die Verteidigung zu durchbrechen. Othello galoppierte sofort hinterher und schob den Eindringling in einem einzigen großen Schwung auf der anderen Seite von George’s Place wieder nach draußen. Zufrieden sah er trotzdem nicht aus.
    »So geht es nicht«, knurrte er.
    Egal wie sie sich anstrengten – Georges Schafe mussten Schritt um Schritt zurückweichen. Mopple stand als Einziger noch an seiner ursprünglichen Verteidigungsposition wie ein Fels in der Brandung. Er sah ängstlich nach allen Seiten, wo es Gabriels Schafen immer besser gelang, seine eigene Herde zurückzuschieben. Zora machte ein stoisches Gesicht, aber ihre Hinterbeine standen bereits zwischen verbotenen Kräutern. Gabriels Schafe waren einfach zu viele. Es sah schlecht aus für George’s Place.
    Plötzlich tauchte Othello neben Lane auf.
    »Lane, lauf«, sagte er zu ihr. »Such Melmoth. Bring ihn her!«
    »Wo?« Lane war ein Schaf, das wusste, worauf es ankommt.
    »Ich weiß nicht«, schnaubte Othello gereizt. »Irgendwo!«
    Es klang nicht gerade viel versprechend. Aber Lane war erleichtert, dass sie nicht länger wie eine lebendige Hecke herumstehen musste. Rennen konnte sie. Lane war das schnellste Schaf der Herde. Ohne ein Wort drängelte sie sich durch Gabriels Schafe hindurch und galoppierte los. Othello nahm ihren Verteidigungsplatz zwischen Heide und Miss Maple ein.
    »Aber wie soll Melmoth sie von hier wegbringen?«, fragte Heide. »Er ist nicht ihr Leitwidder. Sie werden ihm nicht folgen.«
    »Sie werden ihm nicht folgen«, sagte Othello. »Sie werden fliehen.«
    Maple schnaubte ungläubig. Sogar Heide machte ein skeptisches Gesicht.
    Gabriels Schafe hatten jetzt entdeckt, dass es einfacher war, sich seitwärts zu stellen und sich mit dem ganzen Gewicht gegen den Verteidigungsring zu lehnen. Georges Schafe ächzten.
    Dann verlor Zora die Geduld. Sie kniff einen Eindringling kräftig in die empfindliche Schafsnase. Das Schaf blökte alarmiert. Alle fremden Schafe hoben die Köpfe. Einen bedrohlichen Moment lang passierte gar nichts.
    Dann ging es weiter mit Schieben und Zwängen, Gegendrängen und Widerstehen. Immerhin hatten sie einen Augenblick Luft gehabt. Aber das gekniffene Schaf hatte so verletzt geklungen, so erschrocken und arm, dass keines von Georges Schafen Lust hatte, es noch einmal mit Gewalt zu versuchen.
    Dann – auf

Weitere Kostenlose Bücher