Glenraven
eigenen Rat ignoriert. Ich war nur zu bereit, mich einfach hinzulegen und zu sterben. Ich war bereit, den Tod als Antwort auf all meine Probleme zu akzeptieren, obwohl das Leben die einzige Lösung ist. Vorwärts .«
Das Gras richtete sich nicht wieder auf, nachdem Sophie darüber gelaufen war. Zu trocken, dachte sie und blickte in die Richtung, aus der ihre kleine Gruppe gekommen war. Sehr, sehr trocken - Sophie konnte deutlich den Pfad erkennen, den sie getreten hatten. Diesen Spuren konnte selbst der größte Idiot folgen, und sie war sicher, daß die Kin keine Trottel hinter ihnen herhetzen würden.
»Hier laufe ich also und trample Kreise in die Gegend. O Mann! «
Vorwärts . Unternimm etwas. Unternimm irgend etwas . Laß dich nicht von deinen Ängsten einschüchtern.
Sophie ging weiter - sie wollte auf jeden Fall die Zauberzeichen finden. Sie würde zwar kaum verstehen, wie sie funktionierten, doch wenn Sophie sie entdeckt hatte, würde sie sich zumindest besser fühlen.
Ein weiterer Kreis.
Noch einer.
Als sie gegen die Barriere prallte, hätte Sophie beinahe laut geschrien. Ihre Haut kribbelte, und sie verspürte den unheimlichen Drang zu fliehen - einfach weg und über die Felder, bis sie nicht mehr weiter konnte. Statt dessen setzte sie sich zitternd hin. Das war es also, wovon Matthiall gesprochen hatte. Es war nichts zu sehen. Sophie streckte einen Finger aus und spürte gar nichts… bis er die Barriere berührte. Sie zuckte zurück und wurde wieder von dieser unerklärlichen Furcht übermannt.
Verdammt! Das hat weh getan! Zumindest kleineren Ärger würde die Barriere fernhalten. Sophie mußte also keine Angst mehr vor marodierenden Erdhörnchen haben… aber würde die Barriere auch die Alfkindir aufhalten?
Sophie betrachtete die kreisförmigen Spuren, die sie markiert hatte, und sagte zu sich selbst: »So ist das Leben. Zauberzeichen aufstellen, im Kreis laufen, und dann mußt du nur noch wie ein Berserker kämpfen, um den Kopf auf den Schultern zu behalten. Leg dich niemals hin und gib niemals auf. Laß die Bastarde nie - nie! - gewinnen.«
Sophie schritt noch einmal die Barriere ab und streckte die Hand nach der unsichtbaren Schranke aus. Sobald sie etwas spürte, zog sie sie schnell wieder zurück. Das erinnerte Sophie daran, wie sie als Kind ihren Finger in einen glühenden Ofen gesteckt hatte… mit jedem Mal hatte es weniger Spaß gemacht.
Dann näherte sie sich wieder dem Zelt. Sophie hörte Jays Atem… er rasselte noch immer. Wenigstens atmete sie noch… Sie wandte sich wieder ab.
Laß sie in Ruhe, dachte Sophie. Laß sie einfach in Ruhe. Du darfst dich nicht davor fürchten, ihm zu vertrauen - manchmal ist Vertrauen die einzige Hoffnung, die man hat. Halt Wache, bete… und warte.
KAPITEL DREIUNDVIERZIG
» Blut «, flüsterte Aidris Akalan den tanzenden Lichtern zu. »Bringt mir die schlagenden Herzen der beiden Magier, und ihr könnt ihr Blut haben. Aber bringt mir Matthiall unversehrt - ihn will ich persönlich vernichten.« Sie blickte in die funkelnde Wand des Todes und lächelte. »Wenn ich mit ihm fertig bin, könnt ihr auch sein Blut haben.«
Blut, Blut
wir wollen…
versprichst du
… sein Blut all sein Blut
wir wollen ihn aussaugen
schwörst du
ich will ihm weh tun
du, du, du, schwörst du
schwöre du gibst uns sein Blut?
wird sie nicht wird sie nicht wird sie nicht…
»Es reicht«, fauchte Aidris. »Ihr werdet sein Blut bekommen. Ich schwöre es. Das habe ich doch gesagt, oder? Habe ich jemals ein Versprechen gebrochen? Ich gebe euch alles, was ihr wollt - ich schwöre es. Belästigt mich jetzt nicht damit. Geht, und bringt ihn so schnell wie möglich her. Und vergeßt nicht die Herzen der Magier, die er von mir gestohlen hat.«
Die Wächter formten sich zu einem Gesicht, das fast so hoch war wie der Raum, in dem sie sich befanden. Sie glühten immer heller und intensiver. Aidris hatte noch nie erlebt, daß sich ihre Wächter zu einer einzigen Gestalt zusammenschlossen. Sie hatte nicht gewußt, daß sie überhaupt zu einer einheitlichen Handlung fähig waren. Es war ein wunderschönes Gesicht. Wenn man die schrecklichen, hungrigen Augen nicht beachtete, war es das Gesicht einer Göttin.
»Wir werden unser Blut bekommen«, sagte das Gesicht. Es sprach mit einer einzigen Stimme - ihrer Stimme. In diesem Augenblick bemerkte Aidris, daß es ihr eigenes Gesicht war, dessen Form die Wächter angenommen hatten.
Sie lächelte angesichts dieser
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