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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Demonstration von Ergebenheit. »Ja«, sagte Aidris. »Wir werden unser Blut bekommen.«
    Ihr leuchtendes Spiegelbild lächelte zurück. Sein Lächeln war hart und grausam. Dann zerflossen die Wächter wieder zu einer diffusen Wolke und verließen die Zauberkammer.
    Aidris hoffte, die Wächter würden ihr Gesicht annehmen, wenn sie Matthiall gefangennahmen und die beiden Machnan-Magier töteten. Sie wollte, daß er wußte, wer ihm den Tod geschickt hatte. Matthiall sollte verzweifeln.
    Nachdem die Wächter verschwunden waren, wandte Aidris sich dem Artefakt zu, das sie dem letzten Lord der Aregen vor seinem Tod gestohlen hatte. Es handelte sich um eine Seherglocke. Da sie keine Aregen war, hätte Aidris sie eigentlich gar nicht benutzen können; aber sie hatte herausgefunden, daß die Glocke ihren Befehlen gehorchte, wenn sie ihre Hände in das Blut eines Aregen tauchte, bevor sie den magischen Gegenstand berührte. Aidris hatte das Blut aller Aregen gesammelt, die sie seitdem getötet hatte. Ihre Machnan-Lakaien hatten es getrocknet und zu Pulver verarbeitet. Inzwischen zierten Hunderte von Phiolen mit braunem Pulver die Regale ihres Arbeitsraumes.
    Aidris nahm etwas von dem Pulver, streute es in einen Mörser und befeuchtete es mit ihrem Speichel. Bei ihren Versuchen hatte sie herausgefunden, daß Speichel die beste Verbindung mit der Substanz einging. Auf diese Art bekam sie die besten Ergebnisse, und nur das Ergebnis war entscheidend.
    Aidris verteilte die braune, stinkende Flüssigkeit auf ihren Handflächen und berührte den Rand der silbernen Glocke. Sie gab einen leisen Ton von sich, und Licht schimmerte in ihrem Zentrum. Mit großer Konzentration lenkte Aidris die Vision zu ihren Jagdtrupps. Sie bewegte sich in immer größeren Kreisen weg von Cotha Faldan. Aidris sah, wie riesige Bäume an ihr vorüberzogen und wie das Licht des Mondes sich im klaren Wasser spiegelte. Dann war sie bei ihren Dienern. Aidris beobachtete Kin und Kin-hera und vergewisserte sich, daß sie ihre Aufgabe ernst nahmen. Sie konnte sich keine Fehler mehr leisten. Diesmal würde es keine Gnade geben und keine Bestechungsgelder, die man vor ihr versteckte. Aidris würde sich nicht mit weniger als der totalen Vernichtung ihrer Feinde zufriedengeben. Sie würde kein unnötiges Risiko mehr eingehen.
    Nachdem Aidris sich vergewissert hatte, daß die Jagdtrupps ihre Aufgabe gewissenhaft erfüllten, versuchte sie ihre Wächter zu finden. Sie vergrößerte ihren Radius und suchte nach der verräterischen magischen Aura, die ihre Höllenbrut ausstrahlte. Doch Aidris konnte sie nicht finden. Sie runzelte verwirrt die Stirn. Selbst wenn Aidris sie nicht sehen konnte, so war sie bisher doch immer fündig geworden, indem sie einfach ihrer magischen Spur gefolgt war. Das hatte sie häufig getan. Aidris machte es Spaß, ihren Wächtern bei der Jagd zuzusehen… und jetzt waren sie spurlos verschwunden.
    Die Wächter verfolgten Matthiall, einen Kintari, der stark genug war, um sie zu bekämpfen. Wenn die Wächter eine Möglichkeit besaßen, ihre Gegenwart zu verheimlichen, dann würden sie es wohl auch tun.
    Aidris dachte eine Weile nach und kam zu dem Schluß, daß ihre Wächter wahrscheinlich einfach vorsichtig waren. Auf diese Weise würde auch sie ihr Ziel schneller erreichen.
    Aidris war zufrieden.
    Sie reinigte die Glocke und wusch sich die Hände. Aidris wollte ausgeruht sein, wenn man Matthiall brachte. Niemand hatte bisher gewagt, sie derart zu hintergehen. Niemandem war es je gelungen, sie ernsthaft in Gefahr zu bringen. Sie wollte seine ›Reue‹ in vollen Zügen genießen. Oh, wie er vor ihr im Staub kriechen und um Gnade winseln würde… und wenn er sich genug erniedrigt hatte, würde Aidris sich an seinem Tod erfreuen.

KAPITEL VIERUNDVIERZIG
     
    Matthiall legte Jayjay vorsichtig auf den Boden des Zeltes und bettete ihren Kopf auf den Schlafsack, den ihre Freundin dorthin gelegt hatte. Er zog zuerst sein eigenes Hemd aus und dann das ihre. Das bizarre Kleidungsstück, das Jay darunter trug, ließ er unangetastet. Matthiall wußte sowieso nicht, welchen Zweck es erfüllte oder wie man es entfernte. Er kniete neben Jay nieder, ohne sie zu berühren. Sie war dem Tode nah.
    War Jay seine Eyra? Ein Kin konnte nur eine Lebensgefährtin in seinem Leben haben - eine Eyra , eine Seele. Jede Seele sang ein Lied, das sie nur mit einer anderen Seele teilte. Seit dem Augenblick, als er Jayjay im Wald gefunden hatte, während sie von den Wächtern

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