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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Lichter irgendwie hübsch aussahen. Der Mann starrte auf seine Hände, seine Arme. Er rieb an den Flecken, und Jarenn bemerkte, daß er leise zu stöhnen begönnen hatte. Mit weit aufgerissenen Augen und rasselndem Atem, der laut in dem ansonsten stillen Kerker widerhallte, riß er sich ein Stück aus der Kleidung und rieb damit über seine Haut. Alle Augen im Kerker starrten ihn wie gebannt an.
    Die Flecken glänzten immer mehr - und dann begannen die Lichter wie Würmer langsam unter seine Haut zu kriechen. Sie schimmerten durch die Haut, heller und heller. Die einzelnen Linien dehnten sich in alle Richtungen aus, flossen zusammen und dehnten sich noch weiter aus - immer schneller und schneller, bis schließlich der ganze Körper glühte. Rot. Rubinrot. Blutrot. Seine Haut war nun durchsichtig und leuchtete von innen heraus, als wäre er ein lebender Edelstein.
    Sein Stöhnen wurde lauter und verzweifelter… ein Ruf nach Gnade, ein wortloses, hysterisches Geschrei. Aus den vereinzelten Schreien wurde ein Kreischen. Er grub seine Fingernägel in die Haut. Er kratzte, riß daran. Zerkratzte sein Gesicht, seine Brust. Er riß sich die Kleider vom Leib.
    Dann begann er anzuschwellen. Die transparente rote Haut dehnte sich aus. Sie blies sich auf, und darunter veränderte das Licht alles . Einen Augenblick lang konnte Jarenn die Umrisse seiner Muskeln erkennen. Unter diesem schrecklichen Ballon aus Haut verbarg sich immer noch die Gestalt eines Mannes. Dann verflüssigte sich das Fleisch und sammelte sich in seinen Beinen und Füßen, und Jarenn konnte außer den dünnen Formen der Knochen nichts mehr erkennen. Auch in die Knochen fraß sich das rote Licht. Die einzig erkennbare Form war jetzt nur noch… was auch immer.
    Die Gestalt fiel vornüber. Ihre Glieder wippten unkontrolliert, als sie auf dem Stroh aufschlug, dann lag sie auf dem Bauch, aufgedunsen wie ein Ertrunkener. Der Schrei war zu einem leisen Flüstern geworden, schnarrend dünn und zitternd. Dann verstummte er, und Jarenn bemerkte feine Spalten in der aufgeblasenen Haut - Risse, durch die das gleißende Licht wieder hinausströmte. Sie wollte wegsehen, aber sie konnte nicht. Sie hielt ihre Kinder weiter unter ihrem Rock versteckt, wagte nicht zu atmen, während sie beobachtete, wie der Körper des Mannes zusammenfiel, als habe man mit einer Nadel in eine Schweinsblase gestochen. Das einzige Geräusch war das von entweichender Luft.
    Das Licht quoll hervor wie Rauch aus einem Feuer, und als ihn auch der letzte Funke verlassen hatte, lag seine Haut flach und zerknittert auf dem schmutzigen Stroh, mitten in einer Pfütze seines eigenen Blutes und verflüssigter Innereien.
    Aidris seufzte. Als Jarenn sich zu ihr wandte, sah sie ein Lächeln.
    »Die Aregen sind ausgerottet - alle bis auf einen, der mir die Zukunft voraussagt. Sie besaßen mehr Magie als selbst die Alfkindir; aber da es sie nicht mehr gibt, kann ich sie auch nicht mehr jagen. Die Machnan hatten noch nie viel Magie, und in den letzten paar Jahren haben sie auch noch den letzten Rest davon verloren«, erklärte Aidris. »Ich habe mich eingehend mit dem Problem beschäftigt, aber noch keine Ursache für ihren Magieverlust gefunden - und ohne diese Kraft sind sie nutzlos für mich… bis auf das Vergnügen, ihnen beim Sterben zuzusehen.«
    Jarenn starrte die Frau an, von der sie geglaubt hatte, sie würde sie kennen… von der sie geglaubt hatte, sie sei ihre Freundin. Die Lichter umgaben Aidris, stießen gegen ihre Haut, wirbelten in einem warmen, rotgoldenen Ton um ihr Fleisch. Für einen Moment begann sie genauso zu glühen wie der Mann in der Eckzelle. Als sie ganz in das Licht gehüllt war, glättete sich ihre Haut ein wenig. Ihr Rücken straffte sich, und die Jahre schienen von ihrem Körper abzufallen. Sie war noch immer alt, und das Böse stand ihr noch immer ins Gesicht geschrieben. Trotzdem gab es keinen Zweifel, daß sie wesentlich jünger wirkte als noch einige Sekunden zuvor.
    Sie lächelte Jarenn an. »Es hat keinen Sinn, wenn du dich da hinten versteckst. Ich kann das Blut bis dorthin werfen.« Sie nahm wieder einen Löffel aus dem Eimer, blickte zu Jarenn und schleuderte das Blut zur Seite… auf die schwangere Adeleth.
    Das Mädchen, das zitternd in der entlegensten Ecke ihrer Zelle gehockt hatte, schrie wie die Geister von tausend Toten.
    Aidris lächelte noch breiter und fröhlicher. Amüsiert schüttelte sie den Kopf. »Die Schwangeren sind immer am

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