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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Humusboden des Waldes mit einem glücklichen Seufzer und berührte den Stamm eines alten Baumes. Das Licht tanzte um sie herum - wahrscheinlich der Effekt einer leichten Brise in den Baumkronen, aber trotzdem ein zauberhafter Anblick.
    Ich könnte für immer hier bleiben, dachte sie und bildete sich ein, der Wald antworte mit einem tiefen, zufriedenen Ja.
    »Jay - Jaaayyy!!!«
    Sophies schrille, hysterische Schreie rissen sie aus ihren Träumen. Verschwinde, dachte Jay. Die Lichtung mit ihren tanzenden Schmetterlingen lockte und versprach bedingungslose Zufriedenheit. Ich bin schließlich im Urlaub und will mich entspannen. Ich will vergessen, und die kleine Lichtung verspricht Vergessen.
    »Jay-Jaaayyy!!! Wo steckst du?«
    Jay seufzte und wandte sich um in Richtung Inzo. Sie war überrascht, als sie feststellte, wie weit sie sich vom Dorf entfernt hatte. Die Lichtung mußte tiefer im Wald gelegen haben, als es zunächst den Anschein gehabt hatte. Sie konnte die Hütten nicht mehr sehen. »Ich komme schon.«
    »Wo steckst du?« rief Sophie erneut.
    »Ich bin nur für eine Minute in den Wald gegangen.« O Mann, offensichtlich ein ganz schönes Stück. Jay schritt über abgestorbene Äste und durch dichtes Unterholz, an das sie sich gar nicht erinnern konnte. Wie bin ich hier nur durchgekommen? Verwirrt betrachtete sie ihre Arme und bemerkte eine Reihe von Schrammen, ein eindeutiger Beweis dafür, daß sie durch dichtes und dorniges Gestrüpp gewandert war… ohne es zu merken.
    Jay zog ein mürrisches Gesicht und ärgerte sich über sich selbst. Sie fand noch weitere Schrammen und blaue Flecken an Armen und Beinen, ohne sagen zu können, woher sie stammten. Das war wieder mal typisch. Wenn sie so sehr auf eine Sache fixiert war, dann hatte ein triviales Gefühl wie Schmerz keine Gelegenheit, bis zu ihrem Bewußtsein vorzudringen. Durch die Bäume hindurch konnte sie das Dach von Retiretis Hütte erkennen. Hinter ihr knurrte irgend etwas. Jays Nackenhaare stellten sich auf. Sie begann zu zittern. Das Knurren klang tief und finster - wie von einem Wolf -, und es kam ganz aus der Nähe.
    Jay kämpfte sich mit einem Stoßgebet auf den Lippen durch das Dickicht.
    »Willst du den ganzen Tag darin herumtrampeln?« Sophies Stimme klang ganz nah, doch Jay konnte ihre Freundin nirgendwo sehen. Vielleicht versteckte sie sich hinter einem der gigantischen Stämme.
    Jay eilte weiter durch das dichte Gestrüpp von Wildrosen. Es erstaunte sie, daß die letzten Meter ihres Rückzugs zu einer derartigen Tortur wurden. Das konnte unmöglich derselbe Weg sein, auf dem sie gekommen war - sie hatte ohne Zweifel einen freien Pfad benutzt, als sie in den Wald gegangen war.
    Jayjay brach aus dem Wald hervor.
    »Ah, da bist du ja.«
    Sophie bewegte sich - sie hatte sich die ganze Zeit über in Jayjays Blickfeld aufgehalten. Warum sie sich nicht hatten sehen können, blieb Jay schleierhaft.
    »Hier bin ich«, stimmte Jay ihrer Freundin zu. Sie rang nach Luft. Ihr Herz pochte wild.
    »O mein Gott! Jayjay, was ist denn mit dir passiert?«
    Sophie starrte sie ungläubig an. Jay blickte an sich hinab. Ihre Arme bluteten, und die Bauernkleidung war an mehreren Stellen zerrissen. »Ich bin im Wald spazierengegangen«, sagte sie, doch die Erklärung erschien ihr irgendwie unzureichend. »Ich bin auf dem Rückweg in Dornenbüschen hängengeblieben.«
    »Wo?« Sophie blickte in die Richtung, aus der Jayjay gekommen war.
    Sie drehte sich um. Dort, wollte sie sagen, aber der tiefe, friedliche Wald lag vor ihr wie ein Park. Humus und gefallene Blätter bildeten einen Teppich, auf dem sich alte Bäume wie die Pfeiler einer mittelalterlichen Kathedrale erhoben. Die Lichtung mit den Schmetterlingen lag nicht weit entfernt, und der Weg dorthin wies keinerlei Hindernisse auf. Nirgendwo war Unterholz zu sehen. Jay suchte nach dem kleinen Hang, den sie hochgeklettert war, aber auch davon war nichts zu entdecken.
    Sie betrachtete ihre verschrammten, blutenden Arme. »Was… um alles in der Welt… ?« Sie blickte zu Sophie, und ihre eigene Verwirrung spiegelte sich in den Augen der Freundin. »Ich kann dir nur sagen, daß es da drin wesentlich rauher ist, als es von hier draußen den Anschein hat.« Sie schüttelte langsam den Kopf, zuckte die Schultern und grinste.
    »Du wirst dich wohl nie ändern«, sinnierte Sophie. »Du würdest sogar dann noch verdreckt heimkommen, wenn du nur mal eben die Straße heruntergegangen wärst, um einen Brief einzuwerfen. Ich

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